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Wenn Politiker Burgen besuchen: PR mit historischen Gemäuern


Staatstragend: CSU-Besuch auf Burg Veldenstein.
Staatstragend: CSU-Besuch auf Burg Veldenstein.
Parteien und Burgen: Das ist so eine Sache. Mit dem hohen Symbolwert alter Gemäuer lässt sich ja prima Politik machen. Fotos grinsender Abgeordneter, die die Bedeutung der historischen Stätten betonen, und sich für die Übergabe von Mini-Beträgen aus Steuergeld feiern lassen, füllen die Gazetten.

Kaum sind die Fotografen abgezogen, ist der Vollblutpolitiker schon zum zur nächsten Imagepflegetermin unterwegs und der Erhalt der Burg vergessen.

Besonders peinlich ist das Theater, dass die CSU auf den staatlich-bayerischen Burgen so treibt (Wahlkampf mit der Nürnberger Burg, Flaggenstreit). Schon die Ankündigung der Prüfung des Einbaus eines Starkstromanschlusses war der parteieigenen Hofberichterstattung einen langen Artikel über die segensreichen Aktivitäten der „politischen Verantwortungsträger“ mit dem obligatorischen Gruppenfoto wert (nicht mehr online).

Auch bei der FDP weiß man, wie man sich mit symbolischem finanziellen Aufwand als Burgenfreund profilieren kann. Dem liberalen sächsischen Landtagsabeordneten Holger Zastrow gelang es, sich in der Sächsischen Zeitung dafür würdigen zu lassen, dass er auf Burg Mildenstein die neue nächtliche Burgbeleuchtung eingeschaltet habe.

Hintergrund: Der parteinahe Verein „FDP hilft“, dessen Vorsitzender Zastrow ist, spendet dem Projekt stolze 660 Euro (in Sachsen wird übrigens im nächsten Jahr gewählt). Zastrows Auftritt dürfte die sächsische Landtags-CDU ärgern, die schon mal gerne im Rittersaal der Burg tagt.


SPD-Generalsekretärin Angela Nahles auf Burg Bischofstein
SPD-Generalsekretärin Angela Nahles auf Burg Bischofstein
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles zeigt, wie man effektive Pressearbeit mit Burgen im Hintergrund macht. Bei ihrer „Sommerreise 2012“ besuchte sie gleich zwei Burgen: Bischofstein (Mosel) und Olbrück.

Vor Fotografen und laufender Kamera freute sich die Bundestagsabgeordnete, dass die auch von ihr geforderten Fördermittel für die Dachstuhlsanierung von Burg Bischofstein nun fließen. Der Förderverein von Burg Olbrück übergab dem hohen Gast eine edlen Tropfen. Bericht und Fotos fanden sich auf der Seite von Andrea Nahles.

Man darf gespannt sein, ob Frau Nahles sich auch für die nun anstehenden, weiteren aufwendigen Sanierungsmaßnahmen einsetzen wird.

Fazit: Engagegment, auch von Bundespolitikern ist an sich eine gute Sache, darf aber nictht zum reinen PR-Termin werden und sich im Burgfoto und dem Brief an den zuständigen Fachminister erschöpfen. Wichtig ist kontinuierliche Unterstützung und Rückendeckung für die Eigentümer, Betreiber und Fördervereine der historischen Gebäude.

Das sind nämlich die Leute, die mit viel zu geringen Mitteln bei der endlosen Arbeit sind, das Burgerbe zu erhalten – und dafür zu sorgen, dass auch CSU-Minister weiter protzige Empfänge auf „ihren“ Burgen veranstalten können.

Nachtrag: An Burg Veldenstein, zu deren Sanierung sich die Landesregierung im Juli 2012 „grundsätzlich bekannt“ hatte (siehe Foto oben), ist es in der Nacht zum 28. Mai 2013 zu einem schweren Felssturz gekommen. Teile der Burgmauer und 300 Tonnen Geröll stürzten auf eine Straße. Ein Haus wurde beschädigt.




Flaggenstreit auf der Nürnberger Burg beigelegt



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Die Nürnberger Flagge (Stadtwappen auf fränkischen Farben) darf nun auch an der Kaiserburg wehen.

Superwahljahre haben auch ein Gutes: Mehrheitsparteien zeigen angesichts des nahenden Wählervotums Anzeichen von Vernunft – und die eine oder andere gehässige Nickeligkeit wird zurückgenommen. So geschehen jetzt in Nürnberg.

Die Münchener CSU-Regierung hatte offenbar jahrelang eine Heidengaudi am Ärger der Franken. Auf deren Wahrzeichen, der Nürnberger Kaiserburg, gab es nämlich bislang nur zwei feste Flaggenmasten (auf Palas und Heidenturm). Und dort durften nur die Bundes- und die bayerische Flagge wehen.
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Wahlkampf mit der Nürnberger Burg 2009: CSU will „mehr Mittelalter“



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Der Sinnwellturm der Nürnberger Burg (Foto: Meins)
Wenn Politiker Denkmäler und Steuergeld nutzen, um sich zu profilieren, kommt selten etwas Gutes dabei heraus. Die CSU demonstriert das gerade an der Nürnberger Burg.

„Wir wollen die Kaiserburg aus ihrem Dornröschenschlaf wecken“, so zitiert der CSU-Haussender Bayerischer Rundfunk (BR) den bayerischen Gesundheitsminister Markus Söder (gleichzeitig CSU-Chef von Nürnberg). Diverse andere Granden der Regierungspartei äußern sich ähnlich.

Inhaltlich meldet der BR, dass „ein neues Konzept entwickelt“ werden solle, das „das Mittelalter“ hervorheben und ab 2010 „baulich umgesetzt werden soll“. Auch Multimedia-Elemente sollen hinzukommen. Nur die Finanzierung sei noch offen.

Moment mal: Dornröschenschlaf? „Mehr Mittelalter“? Neues Konzept? Seit wann entscheiden CSU-Gesundheitsminister über die Attraktivität von Burgen und die Ausrichtung von Ausstellungen – und das in einer Stadt mit SPD-Mehrheit?
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Schloss Kalkum: Ferdinand Lassalle und die rote Gräfin



Die Gräfin von Hatzfeld und Ferdinand Lassalle / Foto: gemeinfrei
Die Gräfin von Hatzfeld und Ferdinand Lassalle / Foto: gemeinfrei
Auf den ersten Blick sieht man dem in hübsches hellrosa gestrichenen Bau die lange Geschichte des Ortes gar nicht an. Wo sich heute die Türme des Kalkumer Schlosses im Norden von Düsseldorf im Wassergraben spiegeln, befand sich bereits zu karolingischer Zeit (854) ein Fronhof mit Mühle.

Der Ort hieß Calicheim und war nur ein paar Kilometer von der späteren Kaiserpfalz in Kaiserswerth entfernt. Heute will sich das Land NRW zu einem Schnäppchenpreis von seinem renovierungsbedürftigen Schmuckstück trennen.
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