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Wie das Rodensteiner Geisterheer die Behörden foppte



Was brauset so schaurig vom Walde
Zur Mitternachtsstunde herab?
Was brauset durch Häuser und Bäume
In luftiger dunkler Gestalt?
Es ziehet mit Reuter und Rossen
Und rasselndem Kriegesgeräth,
Von einem der Schlösser zum andern
Der schreckliche Rodenstein aus!

rodensteiner.jpgKlingt gut, nicht?

So beginnt das Buch Der Burggeist von Rodenstein oder der Landgeist im Odenwalde. Eine alte Volkssage, 1816 von Konrad Dahl in Frankfurt herausgebracht. Übrigens kein Roman, sondern die kommentierte Erzählung einer alten Sage, die immer wieder versucht, der zugrunde liegenden Geistergeschichte auf den Grund zu kommen.

So eine Art „Akte X“ des ausgehenden Absolutismus.

Geschichten von Geisterheeren oder gespenstischen Jagdgesellschaften hoch in den Wolken sind von diversen Orten überliefert. Das Thema ist deshalb so interessant, weil es offenbar zeitlos ist und germanische Mythen fortsetzt: Die Geschichte vom Donnergott Thor, der auf seinem Streitwagen über den Himmel jagt.

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Mary Shelley, Frankenstein und der „explodierte“ Burgturm



Burg Frankenstein im Odenwald / Foto: Burgerbe.de
Burg Frankenstein im Odenwald / Foto: Burgerbe.de

Apropos Grusel. Hat Frankenstein-Autorin Mary Shelley Burg Frankenstein besucht und sich von den örtlichen Erzählungen inspirieren lassen? Die Frage ist umstritten. Fakt ist, dass die Burg Namensgeberin des 1818 erschienen Romans der Engländerin ist.

Als Erbauer der Burg, erste Erwähnung 1252, wird Ronrad Reiz von Breuberg genannt. Er hat den Besitz erheiratet. Im 16. Jahrhundert wurde die alte Wehrburg um eine Bastion ergänzt. 1662 fiel die Anlage an Hessen-Darmstadt.

Wie viele andere Burgen (z.B. Leuchtenburg oder Marksburg) wurde sie danach rund 100 Jahre lang als Gefängnis und Invalidenhaus genutzt und verfiel anschließend.
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Burg Breuberg, Zankapfel der Konfessionen



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Burg Breuberg
Die Reformation und später Dreißigjährige Krieg spalteten den deutschen Adel. Manchmal ging der konfessionelle Riss auch mitten durch Familien und Burgen. Burg Breuberg ist ein Beispiel dafür.

Auf dem 306 Meter hohen Breuberg in Südhessen thront sie als eine der besterhaltenen Burgen der Republik. Durch kontinuierlichen Ausbau ist die Anlage eine beeindruckende Festung geworden. Und eine Sage gibt es auch. Heute sind dort eine Jugendherberge und ein Museum untergebracht.
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Lesefutter für den Herbst: Bücher über Burgen

Was ich noch hier so liegen habe (es geht auf Weihnachten zu, daher könnten das auch Geschenke-Tipps für Burgenfreunde sein, Bücher über Burgen kommen da bestimmt gut an):

  • Manfred Akermann, Die Staufer, erschienen im Theiss-Verlag, mit vielen Infos/Fotos auch über Burgen (Link zu Amazon).

  • Thomas Biller, Burgen und Schlösser im Odenwald Ein Führer zu Geschichte und Architektur, im Verlag Schnell & Steiner.

  • Der schwarze Führer: Deutschland (Übersicht über Spuk- & Sagengeschichten)
  • (scheint inzwischen vergriffen zu sein).

Rezensionen dazu folgen, wenn ich Lust dazu habe. Muss erst noch Philip Roth, Verschwörung gegen Amerika auslesen. Die nächsten Foto-Artikel beschäftigen sich dann mit Burg Breuberg, der Frage nach dem Wiederaufbau des Heidelberger Schlosses und dem Komplex Quedlinburger Dom.

Ja, genau, da wo der Raubgrafenkasten steht…




Burg- (äh…) Bahn-TV von 1982



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Die Bahn war schon immer ganz groß in der Eigenwerbung. Mir flattert hier gerade ein Film „Wälder, Burgen und Legenden“ von 1982 auf die Festplatte. Retro-Flash. Ganz großes Kino. Die Story: Jan und Jette, zwei moderne Teenager wollen die Burgen von „Deutschlands Mitte“ erkunden. Das taten sie am besten mit der damaligen Bundesbahn.

Die PR-Strategen der Bahn haben mit dem hausbackenen 80er-Jahre-WerbefilmPfalz bei Kaub für ein paar schöne Bilder und viel unfreiwillige Komik gesorgt. Immer wieder rast ganz zufällig ein Zug durchs Bild. Auch in der schönsten Natursequenz. Man kann das Gebieterische „Da muss mehr Bahn rein“ der Auftraggeber förmlich riechen.

Mit dem Satz haben die für die Abnahme zuständigen Beamten den Regisseur wahrscheinlich zur Weißglut getrieben. Aber er hat es ganz gut gelöst. Zwischen den obligatorischen Bahnfahrten besichtigen Jan & Jette allerlei Sehenswürdiges und lernen Till Eulenspiegel und den verfluchten Ritter Hans von Rodenstein, Chef einer wilden Geisterjagd kennen, die 1742 sogar die gräflichen Behörden auf den Plan rief.

Nebenbei verwandelt sich Jan auch mal in den gemarterten Schinderhannes am Pranger, oder Till Eulenspiegel landet auf der Hutablage im Sechser-Abteil.

Spukender RitterDie Reise geht vom Hunsrück (Schloss Steinau an der Straße, aus dem Ort stammen die Gebrüder Grimm) zum westlichen Harz (Goslar) über Köln zu Odenwald (Michelstadt, Burg Breuberg) und Spessart, hinüber nach Trier, und dann – natürlich mit der Bahn – den Mittelrhein entlang (Loreley, Pfalzgrafenstein, Marksburg). Endpunkt ist wieder Köln. Selbstverständlich bleibt man auf westdeutschem Gebiet, DDR-Sehenswürdigkeiten werden nicht erwähnt.

Zwischendurch die unvermeidlichen Schnitte in den Speisewagen (man beachte das Muster der Posterung und die wallende Haarpracht der Bedienung) und das allgegenwärtige Auftauchen hilfsbereiter Schaffner. Glaubt man dem Film, müssen Züge und Bahnhöfe in den Achtzigern vor freundlichem Servicepersonal nur so gewimmelt haben.



Hier mal ein paar Screenshots:

Ärger beim RittermahlMarksburgIm Speisewagen

Wenn der Film mal im TV wiederholt werden sollte, lohnt er einen Blick.