Das Wasserpalais von Schloss Pillnitz direkt an der Elbe / Foto: Wikipedia/Kolossos/CC BY-SA 3.0Das Elbe-Hochwasser 2013 hat das Wasserpalais von Schloss Pillnitz 15 Kilometer östlich von Dresden schwer getroffen. Flutwände wurden überspült, das Erdgeschoss des Baus und Teile des Parks zum zweiten Mal nach 2002 überflutet.
Nun muss das Wasser wieder aus den Wänden. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat 20 Raumtrockner nach Pillnitz geschickt, berichtet die Sächsische Zeitung.
Das Ensemble Schloss Pillnitz mitsamt Palmenhaus hat inzwischen wieder geöffnet. Die täglichen Schlossmuseumsführungen entfallen allerdings vorerst, dafür werden 11, 12, 13 und 14 Uhr die Park- und Pavillonführungen angeboten.
Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle: Depots liefen voll Wasser / Foto: Wikipedia/State Office for Heritage Management and Archaeology Saxony-Anhalt/CC-BY-3.0
In den Kellerdepots des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle haben sich während des Sommerhochwassers 2013 dramatische Szenen abgespielt. Die Räume sind zwar bombensicher gebaut, aber nicht gegen das Grundwasser geschützt, das durch den Saale-Rekordpegel durch die Ziegelmauern gedrückt wurde.
Das Schloss Luisium im Wörlitzer Gartenreich / Foto: Wikipedia/Doris Antony/CC BY-SA 3.0
Entwarnung im Welterbe Dessau-Wörlizer Gartenreich: Dank neuer Deiche und des Einsatzes zahlreicher Helfer blieb eine Überflutung des Gartenreichs aus. Ähnlich hohe Schäden wie beim Hochwasser 2002 konnten so vermieden werden – und das, obwohl beim Scheitelpunkt der Flut der Elbe-Pegel 2013 deutlich höher lag als beim „Jahrhunderthochwasser“ 2002. Davon berichtet die Mitteldeutsche Zeitung.
Beschädigt hat Hochwasser, beziehungsweise das stark gestiegene Grundwasser, allerdings Schloss Luisium. Das historische Gebäude war mit Spundwänden und Sandsäcken gegen die Fluten geschützt worden. Die Barrieren konnten zwar die Elbe-Fluten abhalten, nicht aber das aus dem Boden hochgedrückte Wasser.
Das Hochwasser der Saale setzte in Halle viele Häuser unter Wasser / Foto: Wikipedia/Einsamer Schütze
Die „Jahrtausendflut“ 2013 nach der „Jahrhundertflut“ 2002 hat in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen Milliarden-Schäden angerichtet (nicht zu vergessen das Hochwasser in Bayern, Österreich und der Tschechei). Doch sie ist nach ihrem Abebben schnell wieder aus den Schlagzeilen verdrängt worden.
Eine genaue Bestandsaufnahme der Verwüstungen an den Ufern von Elbe, Mulde, Saale, Elster, usw. wird Wochen dauern. Nach dem Deichbruch bei Fischbeck/Tangermünde stand das Wasser tagelang meterhoch im Landkreis Stendal, wo reihenweise Dörfer überflutet wurden. Die Bundeswehr konnte das Loch im Deich schließlich durch Versenken dreier alter Lastkähne schließen.
Angesichts der TV-Bilder, die Folgen eines Hochwasserstands zeigen, wie er zuletzt vor 400 Jahren eintrat, ist die Spendenbereitschaft groß. Die Spendengala des Mitteldeutschen Rundfunks „Gemeinsam gegen die Flut“ am 9. Juni 2013 brachte nach Angaben des Senders 4,4 Millionen Euro ein.
Das direkt gespendete, bzw. bei Anrufern abgebuchte Geld soll „später nach einem Schlüssel, über den sich die Hilfsorganisationen verständigt haben, untereinander aufgeteilt werden“. Die Gala-Mittel sollen dann an DRK, Caritas, Diakonie, Volkssolidarität, Johanniter, Malteser, Arbeiterwohlfahrt und Arbeiter-Samariterbund fließen.
Massiv die Werbetrommel für Spenden rührt auch die Aktion „Deutschland hilft„. Hinter ihr stehen Action Medeor, Awo, Adra, der ASB, Care, Help, Johanniter, Malteser, der Paritätische und World Vision.
Eigene Spendenkonten für die Hochwasserhilfe hatten außerdem u.a. die Diakonie Katastrophenhilfe, DLRG, Heilsarmee, Kleiner Prinz (Aktion „Elbkinder in Not“) und der Verein Sternstunden (eine Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks) eingerichtet.
Die Polizei warnte derweil vor falschen Spendensammlern: In Groß Trebbow in Mecklenburg-Vorpommern erwischte die Polizei fünf rumänische Staatsangehörige im Alter von 28 bis 38 Jahren, die Geld gesammelt hatten – allerdings nicht für Flutopfer, sondern für sich selbst.
Drei der fünf Personen waren polizeilich bereits durch Betrugsstraftaten bekannt. Es wurden 90 Euro sichergestellt. Die Polizei riet damals und rät auch weiterhin, Geld nur an bekannte Spendenkonten zu überweisen.
Ich möchte hier bewusst keine Kontonummern veröffentlichen. Eine vertrauenswürdige Liste von Spendenkonten bei Hilfsorganisationen findet sich auf der Seite Tagesschau.de. Eine weitere ausführliche Liste (auch mit Adressaten möglicher Sachspenden) steht auf der Seite Flutspenden.de (diese wurde nicht mehr aktualisiert seit 2013).
Schlichte Backstein-Romanik: Das Kloster von Jerichow / Foto: Wikipedia/Manfred Heyde/CC BY-SA 3.0Der Deichbruch bei Fischbeck im Juni 2013 hatte die Lage für Tangermünde entschärft. Doch nun ergießen sich Millionen Liter Elbwasser pro Sekunde in die Altmark. 7000 Menschen werden evakuiert. Teile von Sachsen-Anhalt und Brandenburg werden zum See. Tausende Bundeswehrsoldaten sind im Einsatz.
Mehrere Städte sind nun sozusagen „von hinten“ aus bedroht. Dazu gehört Jerichow südlich der Deichbruchstelle – bekannt durch sein historisches Kloster. Der Elbdeich liegt nur wenige Meter vom Kloster entfernt. Er hielt bislang stand.
Das Wasser hat die Bundesstraße 107 zwischen Jerichow und Fischbeck überflutet. Zur Stunde nähert sich die Flut von Norden der Stadtgrenze Jerichows.
Das THW ist vor Jerichow im Einsatz und versucht, die Dämme zu halten und unterspülte Stellen zu reparieren. Das meldet die Online-Ausgabe der Meinerzhagener Zeitung.
Wie der Sender „n-tv“ meldet, will die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Einsatz nun selbst koordinieren, weil sich die Lage im Jerichower Land so zugespitzt hat. Eine enge Koordination mit dem Nachbar-Bundesland Brandenburg und ein größerer Bundeswehreinsatz seien notwendig.
Die Zeitung Volksstimme meldet am Montag um kurz nach 18 Uhr, dass 37 Feuerwehrleute aus Wutha-Farnroda, Ruhla und Hörselberg-Hainich nach Parey und Jerichow unterwegs sind.
Ihre Aufgabe wird die Sicherung der Dämme im Bereich des Zusammenflusses von Elbe und Havel sowie des Elbe-Havel-Kanals sein.
Der Kreuzgang von Kloster Jerichow / Foto: Wikipedia/Ingo2802/CC BY-SA 3.0Das 7000-Einwohner-Städtchen ist historisch bedeutsam: 1144 gründete sich hier ein Prämonstratenser-Chorherren-Kloster. Stiftskirche und Klausur entstehen im Stil der Backsteinromanik. Hochwasser ist hier ein „alter Bekannter“.
1336 wurde die Stadt durch die Fluten der Elbe fast vollständig zerstört. 1552 brachte die Reformation das Ende des Klosters, der Dreißigjährige Krieg ließ einige Jahrzehnte später erhebliche Verheerungen zurück.
Dass die Gebäude heute so gut erhalten sind, verdanken sie dem geschichtlich interessierten Preußen-König Friedrich Wilhelm IV. (er ließ die Klosterkirche restaurieren) – und dem harten Alkohol.
Um 1870 wurden die Stiftsgebäude nämlich als Brauerei, Sprit- und Branntweinbrennerei genutzt. 1902 zog ein psychiatrisches Krankenhaus ins Kloster (heute AWO-Fachkrankenhaus). Das Fachkrankenhaus wurde wärhend des Hochwassers geschlossen.
In die Sanierung des Klosters sind nach der Wende mehrere Millionen Euro an Stiftungs- und Denkmalschutzmitteln geflossen. Ein Einbruch der Elbe ins Kloster wäre eine Katastrophe.
Nachtrag 20.6.2013: Die Deiche bei Jerichow haben gehalten. Am 17. Juni haben in Jerichow die Aufräumarbeiten begonnen, da sich das Wasser immer mehr zurückzieht. Deichwachen müssen in Jerichow und Klietznick nicht mehr laufen. Die Grundschule Jerichow hat wieder geöffnet.