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Karlsruher Schloss: Prachtresidenz der Großherzöge von Baden

Das Schloss Karlsruhe wirkt opulent, was nicht nur an der Barockfassade liegt. Die Markgrafen von Baden haben beim Platz nicht gespart.

Hier drängen sich keine Bürgervillen oder gar Mietskasernen nah ans Herrscherhaus, obwohl das doch mitten in der Stadt liegt.

Die zentralen Lage ist doppelt erstaunlich. Das Schloss bildet tatsächlich exakt das Zentrum der Stadt. Von hier aus öffnet sie sich fächerförmig (daher auch „Fächerstadt“).

Und trotz Innenstadtlage beginnt dahinter ein ausgedehnter Wald. Die Markgrafen wollten offenbar das Beste aus beiden Welten: städtische Steuermittel und Lustpartien im barocken Schlossgarten, der in den Hardtwald übergeht.

Luftbild des Karlsruher Schlosses von Süden / Foto: Wikipedia / Carsten Steger / CC-BY-SA 4.0 (/ Foto oben: Burgerbe.de

Entsprechend haben sie dann auch die Stadt Karlsruhe gegründet. Angeblich wollte Markgraf Karl hier „seine Ruhe“ haben und das auch im Namen ausdrücken. Nunja.

Eine Residenz aus Holz? Hauptsache günstig

Das Schloss hat seine Anfänge in hölzernen Bauten des besagten ruhesuchenden Pfennigfuchsers Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach im Jahr 1715. Es war die große Zeit des Absolutismus, auch im Flickenteppich-Land Baden-Durlach.

Karl kam auf allerlei innovative Ideen der Geldbeschaffung. So forderte er von den Untertanen, die monatlich fälligen Steuern gleich 18 bis 20 Mal im Jahr zu begleichen. Damit das klappte, ordnete er den Anbau von Kartoffeln und Tabak, verlangte hohe Zölle etc.

Den gräflichen Beamten blieb der detailversessene Reformer unter anderem durch zahlreiche Aktenvermerke im Gedächtnis.

Die Idee, ein günstiges Schloss vornehmlich aus Holz zu bauen, erwies sich allerdings nicht als praktikabel. Bereits 1746 musste umfangreich saniert, abgerissen und schließlich aus Stein völlig neu gebaut werden. Zentrales Element dieser Zeit war (und ist) ein 51 Meter hoher Bleiturm im Zentrum (also auch in der Mitte von Karlsruhe).

Der Enkel lässt das Schloss fertig bauen

Erst der Enkel des Stadtgründers, Karl Friedrich, konnte die Dreiflügelanlage des Schlosses 1781 vollenden lassen. Karl Friedrich hatte das Glück, zusätzlich zu Baden-Durlach noch die Markgrafschaft Baden-Baden zu erben. So entstand zunächst die Markgrafschaft Baden und 1806 – von Napoleons Gnaden – das Großherzogtum Baden.

Karlsruher Schloss: Der zentrale Bau mit dem Bleiturm / Foto: Burgerbe,de

Karl Friedrich war nun nicht mehr der kleine Durlacher Markgraf sondern „Seine königliche Hoheit“ mit jahrelang besten Beziehungen ins imperiale Frankreich. Nach Napoleons Sturz hielt er an diesem Titel fest.

Jetzt zahlte sich die Investition in die Riesen-Residenz aus. Der Marmorsaal stand für repräsentative Anlässe zur Verfügung. Im Thronsaal ließ sich prächtig Hof halten, auch wenn dafür immer wieder andere Räume genutzt wurden. Angesichts der Vielzahl an Repräsentationsräumen war man flexibel.

Die barocken Räume sind so nacheinander aufgereiht, das man vom ersten bis zum letzten Raum durch den Schlossflügel schauen kann.

Der erste Großherzog sollte 65 Jahre lang regieren. An ihn erinnert heute das Karl-Friedrich-Denkmal von 1844 auf dem Schlossplatz.

Es hätte so schön weitergehen können mit Karl Friedrichs Sohn, Großherzog Leopold. Er übernahm 1830 die Regierung. Doch dann kam die Revolution von 1848/49. Der ach so liberale Großherzog floh im Mai 1849 aus dem Schloss ins Exil in die revolutionssichere, preußische Festungsstadt Koblenz.

Auch das Portal zum Platz direkt vor dem Karlsruher Schloss ist standesgemäß / Foto: Burgerbe,de

Preußen setzen Großherzog wieder ein

Mit Hilfe preußischer Truppen zog Leopold im August 1849 wieder in Karlsruhe ein. Die Preußen übernahmen gerne die Aufgabe, badische Revolutionäre hinzurichten.

Als Baden Teil des Deutschen Reichtes geworden war, konnten auch Bürgerliche Teile des Schlosses sehen. Dort war ein Museum mit Erinnerungen an die Fürstenfamilie der Zähringer untergebracht, also die Vorfahren der Großherzöge. Auch die Aussichtsplattform im Bleiturm konnte man erklimmen – mit bester Aussicht Richtung Schwarzwald.

Mit der Revolution von 1918 war dann Schluss mit den Großherzögen und ihrer Entourage. Der letzte amtierende Kronenträger floh. Und ins verwaiste Schloss zog das Badische Landesmuseum.

Die Pracht, die man heute sieht, ist der Wiederaufbau aus den 1950er Jahren nach einem verheerenden Bombenangriff 1944.

Im Schloss ist weiterhin das Badische Landesmuseum mit seiner Sammlung mit Objekten aus 5000 Jahren Geschichte untergebracht.

Der Schlossbezirk ist heute inzwischen nicht mehr frei von anderen gewichtigen Bauten: Nachbar des Schlosses – in gebührender Entfernung – ist heute das Bundesverfassungsgericht.

Geblieben ist der Abstand

Geblieben sind die eindrucksvollen Sichtachsen auf das Schloss – und das immer noch präsente Gefühl des Abstands zwischen der großherzoglichen Residenz und den Wohngebieten des „einfachen Volks“.

Empfehlenswert ist ein Besuch zum Sonnenuntergang, wenn das Schloss angestrahlt wird und der Himmel noch ein bisschen Farbe hat…

Der Steit drehte sich um die Frage, ob die alte Badische Fahre auf dem Schloss wehen darf / Foto: Schloss Karlsruhe / Wikipedia / Nordmordwest / CC-BY-SA 3.0

2018 gab es einen heftigen Streit darüber, welche Fahne denn über dem Schloss wehen dürfte. Glücklicherweise konnte der „Karlsruher Flaggenstreit“ schließlich einvernehmlich gelöst werden. Die „alte“ badische Fahne darf wieder wehen.

Weitere Schlösser in der Region Karlsruhe

Ich habe auch mal über Schloss Gottesaue, den Standort von Karlsruhes Musikhochschule geschrieben.