Burgen in Berlin? Da denken viele erstmal an Schloss Charlottenburg. Und sonst? Die Hauptstadt gilt nicht als Burgstadt mit einer dominierenden Festung wie Nürnberg, Würzburg oder das kleinere Quedlinburg.
Aber warum ist das eigentlich so? Nur weil der steile Burgberg fehlt? Die hätte man zur Not ja auch auf den fast 70 Meter hohe Teufelsberg bauen und Teufelsburg nennen können. Eine solche gibt es sonst nur im Saarland.
Der Kreuzberg hätte doch auch einen prima Burgberg hergegeben. Vielleicht waren die Hügel aber auch einfach zu sandig.
Berlins magere Burgendichte
Letztlich hat eher magere Burgendichte auf dem Gebiet der heutigen Hauptstadt mit der Siedlungsgeschichte zu tun. Die Flecken Berlin und das zunächst größere Cölln lagen nah beieinander. Cölln mit der Spreeinsel war im Hochmittelalter wohl von einer Mauer umgeben.
Köpenick im Südwesten hatte noch eine bescheidene Burg. Im einen Tagesmarsch westlich entfernten Spandau hatten die Markgrafen 1197 eine Burg gebaut, die dort den Zusammenfluss von Havel und Spree sicherte. Heute steht dort die Zitadelle Spandau.
Das Adelsgeschlecht der Askanier, das bis 1320 die Brandenburger Markgrafen stellte, nutzte bei Aufenthalten in der Region das Hohe Haus, einen gotischen Zweckbau an der Berliner Klosterstraße, mitten im Ort. 1931 wurden Mauern des Gebäudes wiederentdeckt und kurzerhand abgerissen. Ein Torbogen kam zumindest ins Märkische Museum.
Als die Hohenzollern 1415 das Ruder in Brandenburg übernahmen (und bis 1918 nicht mehr aus der Hand gaben), regierten auch ihre Leute zunächst von hier aus. Im Hohen Haus wurden auch die wichtigen Akten gesammelt.
Verteidigt wurden solche weniger wichtigen Orte in diesen Jahren nicht an einzelnen Gebäuden, sondern an den Stadtmauern (falls vorhanden) oder an strategisch wichtigen Punkten wie Brücken oder Furten. Diese waren meist auch entsprechend befestigt.
Wenn sie sich auf eine größere Burg zurückziehen wollten, mussten die Markgrafen schon ins einige Tagesreisen entfernte Brandenburg oder nach Tangermünde. Die alte Kaiserstadt war damals wesentlich bedeutender als die Flecken an der Spree.
Der „Berliner Unwillen“ und die Burg „Zwing Cölln“
Aber Berlin und Cölln mit ihren selbstbewussten Bürgern waren im Aufwind. Sie bildeten 1432 ohne Erlaubnis des Markgrafen eine Doppelstadt. Eine Spreebrücke verband die Teile. Im Umland gab es zu diesem Zeitpunkt lediglich ein paar Dörfer.
Diese Eigenmächtigkeit passte den Hohenzollern gar nicht. Kurfürst Friedrich II., genannt „Eisenzahn“, stritt sich ausgiebig mit den Bürgern. Er ließ daraufhin ab 1443 auf der Spreeinsel eine Burg errichten. Die war Teil der Stadtbefestigung und lag genau neben der Brücke. Mehr Kontrolle über Berlin-Cölln ging nicht.
Die Bürger sagen dem Bau nicht tatenlos zu. Immer wieder versuchen sie, den Bau zu sabotieren, zerstören ein Stauwehr und setzten so den Bauplatz unter Wasser. Die Vorgänge gingen als „Berliner Unwillen“ in die Geschichte ein.
Eisenzahn setzt sich durch
Der Eisenzahn bekam schließlich seine Burg, die nun die nächsten Jahrzehnte „Zwing Cölln“ hieß (heute steht dort das Stadtschloss). Leider sind keine Bilder dieser ersten Zentral-Berliner Burg überliefert.
1486 verlegten die hohenzollernschen Markgrafen von Brandenburg ihre Residenz komplett in den Doppelort. Zwing Cölln war nun Regierungssitz.
Markgraf und Kurfürst Joachim II. ließ die Zwing Cölln wieder weitgehend abtragen und 1537 durch ein Renaissanceschloss ersetzen, nach dem Vorbild des prächtigen Schlosses Hartenfels in Torgau an der Elbe.
In den Folgejahren wurde das Schloss immer wieder aus- und umgebaut.
Berlin wird zur Festung
Der Ausbau von Berlin zur Festung begann erst nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges im Auftrag des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ab 1650. Fortifikationen dieser Zeit bestanden aus einer Kombination von verstärkten Stadtmauern, vorgelagerten Bastionen und Wassergräben.
Wasser war dank Spree und Havel ja reichlich vorhanden.
Die Bauten auf der Spreeinsel ließ Kurfürst Friedrich III. in den Jahren 1698 bis 1713 durch ein stattliches Barockschloss ersetzen.
Der König brauchte ein Barockschloss
Friedrich brauchte ein repräsentativeres Bauwerk als das alte Renaissanceschloss, schließlich hatte er sich 1701 selbst zum König in Preußen ernannt. Und Berlin war das Verwaltungszentrum des nagelneuen Königreichs. Es gab zwar schon eine Schloss-Kuppel, diese war aber relativ schlicht. Erst 1850 wurde sie erheblich vergrößert.
Das Stadtschloss war im Ersten Weltkrieg Schauplatz einer Rede des Kaisers zu Beginn – und der Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann am Ende des Krieges.
Das im Krieg schwer zerstörte Schloss wurde dann ja bekanntlich zu DDR-Zeiten gesprengt und nach der Wende mühsam wieder errichtet als Sitz des Humboldt-Forums. Auf die Idee, statt dessen die Zwing Cölln oder das schmucke Renaissanceschloss auf der Spreeinsel wieder zu errichten, ist leider niemand gekommen.
Und was blieb von der Burg? Unterhalb des Stadtschlosses befinden sich noch einige Fundamente der Zwing Cölln, die bei den Schlossbauten späterer Zeiten einfach wiederverwendet wurden. Die Reste sind heute allerdings nicht mehr sichtbar.
Weitere Burgen in Berlin
Tja, wer ein richtiges Festungswerk in der Hauptstadt sehen möchte, der muss schon bis zur Spandauer Zitadelle fahren.
Man kann die Zitadelle besichtigen und den Juliusturm erklimmen mit einer prima Aussicht auf Berlin.
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Mehr zur Baugeschichte von Hohem Haus, Zwing Cölln und den diversen Schlossbauten auf der Spreeinsel steht auf der Seite fruehes-berlin.de.




