Schloss Dammsmühle soll Luxushotel werden



Parkseite von Schloss Dammsmühle. Foto: Wikipedia / Doris Antony / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Wikipedia / Olaf Tausch / CC-BY-SA 3.0
Das verfallende Schloss Dammsmühle in Wandlitz-Schönwalde nördlich von Berlin soll zum Luxushotel werden.

Zu der Investorengruppe, die das leer stehende einstige Gästehaus der Stasi 2017 gekauft hat und es nun denkmalgerecht umbauen will, gehört auch der Berliner Gastronom Roland Mary, Inhaber des Nobel-Restaurants Bochardt.

Der Entwurf sehe ein Hotel mit Spa-Bereich und Restaurant vor, erklärte Ortsvorsteherin Maria Brandt (SPD) der Deutschen Presseagentur dpa.

Die Investoren hoffen im Lauf des Jahres 2019 eine Baugenehmigung zu bekommen und das Projekt dann innerhalb der folgenden zwei Jahre zu beenden.

Für die Ruine wäre es die Rettung, für die Region ein Gewinn – mit bis zu 150 Gastro-Jobs.



Geld aus den Mitteln der preußischen Armee (hier die Schlacht von Zorndorf) floss in den Schlossbau / Bild von Emil Hünten (1858) gemeinfrei

Das Schloss mit einem Kern aus den Jahren um 1768 steht malerisch am Schönwalder Mühlenteich. Das Geld für den Bau den zweistöckigen Rokoko-Palais (noch ohne Turm) kam wohl zu großen Teilen von der preußischen Armee.

Bauherr Peter Friedrich Damm belieferte das Heer des landhungrigen Königs Friedrichs II. während des gesamten Siebenjährigen Kriegs exklusiv mit weichem Sämischleder, das zum Beispiel für Handschuhe verwendet wird.

Theatersaal im ersten Stock

Dammsmühle sollte ein Ort der Zerstreuung werden, ein bürgerliches Sanssouci – im ersten Stock ließ der Lederfabrikant eigens einen Theatersaal einbauen. Nach seinem Tod 1776 wird es ruhig im Schloss. 1805 brennt das Anwesen.

Das verfallende Schloss ist schon einmal von einem Investor gerettet worden: 1894 kaufte Leutnant Adolf Friedrich Wollank den Herrensitz.

Er ließ ein weiteres Gebäude anbauen und setzte den neobarocken Turm mit der markant geschwungenen Haube ans Schloss.

Ansichtskarte von Schloss uns schwimmender „Moschee“ von 1912 / Bild gemeinfrei
Das reichte dem Offizier noch nicht: Auf den See ließ er einen schwimmenden Pavillon im „orientalischen Stil“ setzen – die Kuppel war einer Moschee nachempfunden.

Vor dem Ersten Weltkrieg soll der Militär aus Pankow hier rauschende Orient-Partys gefeiert haben.

Der neugierig gewordene Kaiser Wilhelm sah sich die Örtlichkeit 1910 mit seinem Vetter Zar Nikolaus II. an.

Wollank starb 1915. Im Krisenjahr 1919 stieß sein Bruder als Erbe das Anwesen ab. 1929 kaufte sich der Direktor des Unilever-Konzerns, Harry Goodwin Hart, hier einen Berliner Wohnsitz.

Im gleichen Jahr wurde das Schloss erstmals Drehort eines Krimis. Und zwar eines der schon damals populären Streifens in der Art von „Mein Kollege mit der kalten Schnauze“:

In „Sein bester Freund“ löste  Harry Piel (der auch Regie führte) als Hundezüchter – assistiert vom Vierbeiner Greif  – einen Kriminalfall rund um ene Fabrikantenvilla (Schloss Dammsmühle).

Auch Hart und seine Frau luden zu rauschenden Festen. Die Machtergreifung der Nazis änderte 1933 alles: Die Harts waren Juden. Sie verließen Berlin 1938 Richtung Schweiz.

1940: Die SS sichert sich das Schloss

Das Schloss wurde 1940 enteignet. SS-Chef Heinrich Himmler sicherte sich die Nobelimmobilie so nah an Berlin, der aus NS-Sicht künftigen Welthauptstadt Germania.

Für die Instandhaltung des Schlosses ließ Himmler  von Januar bis Juli 1943 einen Trupp aus 20 bis 25 Häftlingen aus dem KZ Sachsenhausesn anrücken.

1945 war Schloss Wehrmacht-Lazarett und einige Tage lang eine Schlüsselstellung bei der Schlacht um Berlin. Generaloberst Gotthard Henrici befehligte von hier aus die im Raum nordöstlich von Berlin stehende Heeresgruppe Weichsel.

Als nächtes zog dann die Rote Armee ein.



Schloss Dammsmühle 1990: Langjähriger Erholungsort für verdiente Spitzel / Foto:  Peter Zimmermann / Bundesarchiv_Bild_183-1990-0206-031 / CC-BY-3.0
1953 richtete die Stasi auf dem Schloss ein Erholungsheim ein.Die Geheimdienstler nutzten es auch als Gästehaus und Jagdschloss – das Briesetal mit seinen Wäldern und Sümpfen ist nicht weit.

1968 bauten sie das Haus nach ihren Bedürfnissen um – und legten auf dem Gelände auch Bunker an.

Die Knef im Rentnerheim

Nach der Wende wurde das Schloss kurz zum Hotel – und wieder zum Drehort. In der ARD-Serie „Haus am See“ (1992, mit Hildegard Knef) ist es Sitz eines schmucken Seniorenheims für gutbetuchte Rentner. Dort geht es so turbulent zu, dass die Handlung zwölf Folgen trägt.

Die Enteignung durch die Nazis wurde 1997 schließlich rückgängig gemacht. Die Erben des Unilever-Direktors Hart bekamen das Schloss zurück – und verkauften es schnell wieder. Diverse Pächter wechselten sich ab. Das Haus stand länger leer und verfiel.

2008 gab es nochmal den Versuch, das Schloss durch Veranstaltungen zum Publikumsmagneten zu machen, was sich als Strohfeuer entpuppte.

Vor dem Kauf durch die Berliner Investorengruppe gehörte das Schloss einem Mediziner aus Niedersachsen. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt.

Ein paar Bilder der Schlossruine auf YouTube:
Weiterlesen:

Jeanette Bederke bringt die Geschichte in der Deutschen Presseagentur. Die Berliner Morgenpost übernimmt den Artikel Online: „Schloss Dammsmühle: So soll die Ruine zum Luxushotel werden“ (Link zum Artikel)

Hans Still hatte im November 2017 in der Märkischen Oderzeitung über den Verkauf des Schlosses an die heutigen Eigentümer berichtet: „Überraschung: Schloss Dammsmühle verkauft“ (nicht mehr online verfügbar).

Lesenswert: Claus-Dieter Steyer schrieb 2004 im Berliner Tagesspiegel über Dammsmühle: „Das vergessene Märchenschloss

Zum Film „Sein bester Freund“ von 1929 gibt es einen Wikipedia-Eintrag.



Ein Gedanke zu „Schloss Dammsmühle soll Luxushotel werden“

  1. Wer gehört zur Investorengruppe von Dammsmühle (außer Roland Mary, was bekannt ist)? Wo finden sich Angaben zu einem Planungs- und Architekturbüro zum Projekt Dammsmühle?

    Wer weiterhelfen kann, bitte Mail an: info@medienfabrik-b.de

    Danke!

  2. ich fahre seid vielen Jahren zum Schloss und ich bin immer von der Schönheit der belassenen Natur fasziniert. Seit Mitte /Ende 2019 Anfang 2020 verändert sich sehr viel. Es wurde der Müll weg geräumt und am Schloss fingen Bauarbeiten an. Das finde ich ziemlich gut. doch ich finde auch viele negative Sachen. Am meisten stört mich als naturbewusster Mensch wie der Bach, in welchen viele Kleinstlebewesen gewohnt haben ausgebaggert wurde. Wie Bäume gefällt und liegen gelassen wurden. Es werden die Wege, welche gut sind, damit die Spaziergänger, welche ja gewünscht sind durch den Wald laufen können oder die Radfahrer entlang fahren können mit unglaublich vielen Holzpflöcken versperrt. Hier laufen die Spaziergänger und Radfahrer einfach um die Blockaden herum und es entsteht ein großer Schaden im Wald durch neu ertrammpelte oder gefahrenen Wege um die Blockaden herum. Hier wachsen die Schneeglöckchen und auch andere Pflanzen. Wer lässt es zu das in diesem Gebiet alles so zerstört wird? Gibt es überhaupt einen Plan dafür oder ist es alles Willkür von einem Menschen, welcher sich in diesem Gebiet als Sheriff aufführt. Es wurden Straßensperren errichtet und es werden Leute angesprochen das Gebiet nicht zu betreten. Mich macht dieses Geschehen sehr traurig und ich kann nicht verstehen wie dieser Mensch dort eingesetzt werden kann. Vielleicht sollte man darüber mal nachdenken. Ich möchte weiterhin diesen wunderbaren Ort besuchen können und sehen wie er sich wieder zu einem Idyll verwandelt, aber mit Konzept und nicht nach gut Dünken eines Mannes.

    Danke für ihr Ohr
    Beate

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