Die mächtige Wasserburg Schnellwasser (Riverrun) aus „Game of Thrones“, in der HBO-Serie Stammsitz des Hauses Tully und praktisch uneinnehmbar, steht teilweise zum Verkauf.
Interessenten können für sechs Luxus-Appartements in Kernstücken des GoT-Drehorts Gosford Castle in Nordirland Gebote ab 500.000 Pfund abgeben, das entspricht rund 562.000 Euro.
Das wäre ein Schnäppchenpreis, angesichts des luxuriösen Standards und der enormen Vermarktungsmöglichkeiten als „Game of Thrones“-Schloss.
Eine Convention mit ein paar GoT-Darstellern als Köder würde sicher tausende Fans auf Selfie- und Merchandise-Jagd auch in diesen Winkel Nordirlands ziehen.
Realistischerweise dürfte ein Preis in deutlicher Millionenhöhe herauskommen. Denn die private Entwicklungsgesellschaft, der das Schloss seit 2006 gehört, soll ca. sieben Millionen Pfund in die Sanierung der Anlage gesteckt haben.
Wer nun eine riesige Wasserburg mit massigen Rundtürmen erwartet, die tausend Jahre lang jeder Belagerung standgehalten hat, wird angesichts des realen Schnellwasser-Drehorts eher enttäuscht sein.
Gosford Castle als Filmkulisse
Gefilmt wurde vor der Kulisse von Gosford Castle, mit seinen 197 Räumen das größte Denkmalgebäude in ganz Irland, ist von freundlichem Rasen und Gestrüpp umgeben. Keine Spur von rauschend-schnellem Wasser. Das wurde später als 3D-Animation hinzugefügt.
Die Türme sind zahlreich, doch meistens dekohaft-eckig und keineswegs wehrhaft. Nur einer ist ein richtiger, GoT-würdiger Rundturm. Die Anlage kann auch auf keine großen historischen Schlachten abgesehen vom latenten Nordirland-Konflikt zurückblicken, sie wurde schließlich erst 1859 fertig.
Ok, irische Aufständische hatten ein Vorgänger-Landhaus 1641 schon mal niedergebrannt.
Bauherr war der britische Aristokrat Archibald Acheson mit schottischen Wurzeln, der zweite Earl of Gosford. 1835 bis 1837 amtierte er als Generalouverneur von Britisch-Nordamerika, dem späteren Kanada.
Damals herrschten rebellische Zeiten in den Kolonien, Franko-Kanadier meuterten gegen die britische Verwaltung. Acheson musste in Teilen seines Herrschaftsgebiets das Kriegsrecht verhängen.
Doch solche „Game of Throne“-haften Ereignisse gefielen dem Lord gar nicht. Dann lieber zurück in den idyllischen County Armagh. Hier ließ er sich vom in Adelskreisen angesagten Architekten Thomas Hopper ein Schloss mit Anklängen an den Stil der normannischen Eroberer in die Landschaft setzen.
Vorliebe für die Renaissance
Hopper baute auch romanische Elemente ein (Rundbögen der Fenster) und zitierte Burgen der italienischen Renaissance. Ein architektonischer Mix aus grauem Granit.
Der Earl und spätere Lord hatte allerdings nicht mehr viel davon. Er starb 1849 in einem der gerade fertiggestellten Gebäude, zehn Jahre vor der endgültigen Vollendung.
Die Achesons lebten hier bis 1922. 1920 hatte Archibald Brabazon Sparrow Acheson, der vierte Earl, sämtliche Möbel veräußert, um Schulden zu bezahlen.
Im zweiten Weltkrieg wurde das Schloss unter staatliche Kontrolle gestellt. Artilleristen, Pioniere und US-Truppen zogen ein. Auf dem weitläufigen Grundstück wurde ein Kriegsgefangenenlager errichtet.
1958 kaufte das britische Landwirtschaftsministerium den Achesons das Schloss ab. Es diente als Aktenlager und Soldatenunterkunft. 1983 eröffnete ein Hotel, das sich allerdings nicht halten konnte.
Schloss-Verkauf für 1000 Pfund
Der Staat verkaufte das stark sanierungsbedürftige Schloss 2006 für den symbolische Preis von 1000 Pfund an die private Gosford Castle Developments-Gesellschaft, die es sanieren und 23 Luxuswohnungen einrichten sollte.
Video „Im Flug über Gosford Castle“:
2008 zogen die ersten Bewohner ein. Zwischen 2010 und 2013 stockten die Arbeiten, offenbar in Folge explodierender Kosten.
Ein zentraler Teil des Schlosses mit sechs Luxus-Appartments soll nun verkauft werden (also nicht das ganze Schloss). Es geht unter anderem um die Wohnung im Rundturm mit fünf Schlafzimmern und den ehemaligen Bibliotheksflügel (drei Schlafzimmer).
Für GoT-Fans ist Gosford Castle als Stammsitz der Tully-Familie und Heimat von Catelyn Stark bekannt. Bauherr des im Westen der Flusslange gelegenen Schnellwasser war Axel Tully.
Mord & Totschlag auf der Burg
In der sechsten Staffel der HBO-Serie hat die Burg ihren großen Auftritt als Schauplatz einer wie üblich düster-blutigen Handlung.
Das von Brynden „Blackfish“ Tully eroberte Schnellwasser wird von einer Streitmacht der Freys belagert, angeführt von Jaime Lennister. Eigentlich ist Schnellwasser mit seinen Vorräten von zwei Jahren, der sicheren Lage und der starken Verteidigung ja uneinnehmbar. Aber dann…
Ein Animationsfilm zur Geschichte von Burg Schnellwasser / Riverrun:
Weiterlesen:
Die Münchner Abendzeitung schreibt: „Dieses Schloss aus „Game of Thrones“ steht zum Verkauf“ (Link zum Artikel)
Wo wird Game of Thrones gedreht? Der Standard half 2016 schon mal weiter (zumindest bei Drehorten für Staffel 6: „Die „Game of Thrones“-Drehorte auf einen Blick“
Bei Bento.de erfährt man mehr über die Drehorte von Staffel 7.