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Schloss Mansfeld: Wo Homosexuelle nicht heiraten dürfen

Schloss Mansfeld
Schloss Mansfeld im Mansfelder Land / Foto und Foto oben: gemeinfrei

Auf Schloss Mansfeld im Südharz gilt das zweideutige Motto „Vergangenheit, die Zukunft hat“. Hier scheint die Zeit in einigen Bereichen stehengeblieben zu sein. Und zwar im Mittelalter. Wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, lehnte der evangelische Förderverein Schloss Mansfeld die Vermietung von Räumen an ein homosexuelles Paar ab.

Die Männer wollten auf dem Schloss eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen – was bei gleichgeschlechtlichen Paaren gängige Praxis ist. Doch so etwas passt nicht ins Weltbild des (mit Landesgeldern unterstützten) Fördervereins, der auf dem Schloss eine christliche Begegnungs- und Jugendbildungseinrichtung betreibt.

Der Verein verweist auf Nachfrage der Zeitung zur Begründung auf seine „eigenen konservativen Werte“ – und die ließen eben keine Lebenspartnerschaften gleichgeschlechtlicher Paare zu.

Der Förderverein hat nach dem Vorfall den Kooperationsvertrag mit der Stadt Mansfeld gekündigt und einen neuen Vertrag angeboten – mit Hochzeiten nur noch für normale nicht in Sünde lebende Paare aus Mann und Frau. Die Stadt lehnte diesen Vertrag ab. Die Zeitungsleser üben harsche Kritik am Förderverein.

Festungsgraben mit Resten der Befestigung / Foto: gemeinfrei
Festungsgraben mit Resten der Befestigung / Foto: gemeinfrei

Pikant: Laut MZ hat das Land den Verein vor 2,5 Jahren mit 180.000 Euro gefördert. Die Sanierung des Schlosses hat das Land mit rund zwei Millionen Euro bezuschusst.

Von innen ist die Anlage nur am Tag des offenen Denkmals, zu öffenlichen Veranstaltungen und für Besucher „christlicher“ Bildungsveranstaltungen zugänglich.

Der Lesben- und Schwulenverband Sachsen-Anhalt reagiert empört. In einer Pressemitteilung fordert er: „dass keine Institutionen mehr gefördert werden, die sich in dieser diskriminierenden Art und Weise gegen Lesben und Schwule und deren Art zu leben und zu lieben ereifern“.

Zur Geschichte:

Eine Burg stand wohl schon um 1050 auf dem Mansfelder Burgberg: Die Stammburg der Grafen von Mansfeld (die mittelalterlichen Bauten brannten 1509 ab).

Das durch den Kupferbergbau reich gewordene Geschlecht teilte sich in drei Linien auf, von denen jede ein Schloss auf dem Burgberg errichtete.

Zwischen 1517 und 1549 wurde gewerkelt. Die repräsentativen Bauten wurden in eine gemeinsame Befestigungsanlage eingefügt.

Die Mansfelder modernisierten die Verteidigungsanlagen auch danach immer weiter und verfügten um 1570 über eine der stärksten Fortifikationen des Reiches.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Festung dann zwar mehrfach belagert, aber nie gestürmt. 1639 wird sie an die Schweden übergeben.



Einfahrt zu Schloss Mansfeld / Foto: gemeinfrei
Einfahrt zu Schloss Mansfeld / Foto: gemeinfrei

Nach dem Krieg gab es keine Notwendigkeit mehr für eine so teure Festung im kleinen Mansfelder Land. 1674/75 wurde sie geschleift. Es blieben nur noch Ruinen der Mauern. Die Schlösser verfielen.

1780 starben die Grafen aus. Land und Festung fielen nun an den preußischen König.

Lediglich das Schloss Vorderort von 1518 hat bis heute „überlebt“ – wenn auch in anderer Form: 1859 bis 1861 ließ Freiherr Carl Adolph von der Recke auf den Resten des Schlosses ein neogotisches Wohnhaus errichten: Heute Schloss Mansfeld genannt.

1907 wird auch die Schlosskirche saniert. 1945 wurde die Familie enteignet. Die von der Reckes floehen, kurz bevor die sowjetische Besatzungsmacht sie verhaften kann.

1948 erhält die evangelische Kirche das Nutzungsrecht für das Schloss. Der 1997 gegründete Förderverein ist seit 1999 Eigentümer der Denkmalimmobilie. Man darf gespannt sein, ob der Verein mal eine Stellungnahme zu dem Vorfall abgibt und seine „christliche“ Position zur Ausgrenzung gleichgeschlechtlicher Paare erläutert.

Auf Schloss Mansfeld ist für Mai 2017 übrigens ein „Irish & American Folk Festival“ geplant. Der Diskriminierungsfall ist sicher keine gute Werbung.

Weiterlesen:

Der hier ursprünglich verlinkte Artikel von Anja Förtsch in der Mitteldeutschen Zeitung: „Trauung gleichgeschlechtlicher Paare: Schloss Mansfeld sperrt Homo-Paare aus“ ist nicht mehr online verfügbar.
Anja Förtsch berichtet in der MZ über Lesermeinungen zur Entscheidung des Fördervereins: „Reaktionen auf Schloss-Entscheidung in Mansfeld
Schloss Mansfeld hat auch eine Homepage.
Ein sachlicher Artikel findet sich bei queer.de: „Wegen Homo-Paaren: Schloss Mansfeld stoppt Hochzeiten
Zur rechtlichen Situatition eingetragener Lebenspartnerschaften siehe (Zeit Online): „SPD will die Ehe für alle noch vor der Bundestagswahl

Unterwegs in Mitteldeutschland auf Schloss Mansfeld:



Hier einige Youtube-Bilder von Schloss Mansfeld: