Bad Köstritz kauft Schloss Crossen für 360.500 Euro



Eines der beiden symmetrischen Kavaliershäuser / Foto (wie auch Foto oben): Wikipedia / Michael Sander / CC BY-SA 3.0
Eines der beiden symmetrischen Kavaliershäuser von Schloss Crossen / Foto (wie auch Foto oben): Wikipedia / Michael Sander / CC-BY-SA 3.0

Die Stadt Bad Köstritz hat Schloss Crossen in Thüringen gegen den Rat der Kommunalaufsicht von seinen irischen Eigentümern gekauft.

360.500 Euro legt die Kommune für das leer stehende Barockschloss auf den Tisch, das in der klammen Nachbargemeinde Crossen im Saale-Holzland-Kreis liegt.

Das meldet der MDR. Der Sanierungsaufwand der Denkmalimmobilie wird auf zehn bis 15 Millionen Euro geschätzt.

Ein mutiger Schritt also – und eine sinnvolle Verwendung der Gewerbesteuer der Köstritzer Schwarzbrauerei.



Die Bad Köstritzer haben durchaus Hintergedanken: Sie wollen den 1581-Einwohner-Ort Crossen im Zuge einer Gebietsreform schlucken. Durch den Kauf machen sie guten Wind bei den Nachbarn.

Ziel sei, das Schloss für die Öffentlichkeit zu öffnen, so Bürgermeister Dietrich Heiland (CDU).

Die Kommunalaufsicht im Landkreis Greiz sieht den Kauf und die damit verbundenen finanziellen Risiken kritisch. Sie hatte der Kommune geraten, das Schloss nicht zu kaufen

Schloss war schon mal günstiger

Innenhof von Schloss Crossen
Innenhof von Schloss Crossen / Foto: Michael Sander / CC-BY-SA 3.0

Die Geschichte ist – gelinde gesagt – äußerst unglücklich gelaufen.

Denn 2007 hatte die landeseigene LEG Thüringen das Schloss schon einmal auf den Markt gebracht. Damals für „nur“ 205.000 Euro.

Die Mini-Gemeinde Crossen sah sich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage, ihr Wahrzeichen zu kaufen.

In Bad Köstritz hatte erst Recht niemand Interesse. Die Iren machten das Geschäft, ließen die Immobilie dann jahrelang verfallen und hofften auf den teuren Weiterverkauf.

Vor dem Verkauf waren bereits 2,5 Millionen Euro an Steuermitteln in die Sanierung geflossen.

Die irischen Eigentümer John Robinson und Eftim Hurly wollten das Schloss am Samstag (4. März 2017) für 289.000 Euro versteigern lassen.

Bad Köstritz bot vor der Auktion an, diesen Preis plus die fälligen Nebenkosten zu zahlen. So kam man auf die 360.500 Euro. Die Auktion wurde abgesagt.

Positiv: Das Land Thüringen hat offenbar zugesagt, bei einer anstehenden Sanierung 70 Prozent der Kosten zu tragen „wenn die Voraussetzungen stimmen“.

Bad Köstritz‘ Bürgermeister unterstrich gegenüber dem MDR, Ziel sei nun, das Schloss kurzfristig wieder zu beleben. „So könnten im Festsaal schon bald Konzerte stattfinden.

Auch könnten im Bettenhaus Übernachtungen angeboten werden.“

Alter Bergfried blieb erhalten

Schloss Crossen über Crossen / Foto: Wikipedia / Jwaller / CC-BY-SA 3,0
Schloss Crossen über Crossen / Foto: Wikipedia / Jwaller / CC-BY-SA 3.0
Schloss Crossen geht auf eine Burg aus dem 13. Jahrhundert zurück. Davon steht allerdings nur noch der Bergfried.

Das barocke Schlossgebäude und die beiden symmetrisch angelegten sogenannten Kavaliershäuser stammen vom Anfang des 18. Jahrhunderts.

Prunkstück des Schlosses ist ein barocke Festsaal mit prächtigen Wandmalereien des italienischen Künstlers Giovanni Francesco Marchini.

200 Jahre lang blieb Schloss Crossen im Besitz der Familie des sächsischen Generalfeldmarschalls von Flemming, die es erhielt und Turmuhren anbrachte (die von Flemmings blieben bis 1925 Schlossherren).



1937 bis 1945 gehörte das Ensemble nach einer Zwangsversteigerung dem Inhaber der Brauerei Köstritzer. Nach Kriegsende wurde er enteignet, ins Schloss zogen erstmal Vertriebene ein.

Die DDR-Funktionäre hatten nichts besseres zu tun, als laut über den Abriss nachzudenken. Der Zeitzer Professor Jefimow konnte das verhindern. Er sorgte dafür, dass eine Lehrer-Bildungsstätte ins Schloss zog, die bis 1993 aktiv blieb.

Als die Landesentwicklungsgesellschaft LEG das teilsanierte Schloss 2006 zum Kauf anbot, hätte die Gemeinde (1581 Einwohner) von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen können. Sie hatte dafür jedoch kein Geld.

Statt dessen kauften John Robinson und Eftim Hurly die Immobilie. Die Investoren sperrten erstmal die Öfentlichkeit aus und versuchen vergeblich, das Schloss (für zunächst 630.000 Euro) weiterzuverkaufen.

Förderverein gegründet

2012 hat der engagierte Crossener Dr. Wolfgang Maruschky schließlich einen Förderverein für das Schloss gegründet.

Der Verein hatte gerade eine Notreparatur wegen Feuchtigkeitsschäden in Höhe von 13.000 Euro aus Denkmalschutz- und Lottomitteln organisiert. Die Eigentümer beteiligten sich nicht.

Weiterlesen:

Angelika Munteanu beleuchtet die Hintergründe in der Ostthüringer Zeitung: „Kauf von Schloss Crossen wird offenbar perfekt„#

Eine ausführlichen Beitrag zur Geschichte von Schloss Crossen hat Wolf Ernst von Wolframsdorf auf Crossen.de verfasst.