Die irischen Eigentümer von Schloss Crossen wollen Kassen machen. 2007 hatten sie das Schloss bei Zeitz für lediglich 205.000 Euro von der landeseigenen LEG Thüringen gekauft – und sich seitdem nicht mehr um das Baudenkmal gekümmert.
Inzwischen gibt es im Schloss ein massives Problem mit Feuchtigkeit in den Wänden, was die Iren aber nicht interessiert.
Nun wollen die Eigentümer Schloss Crossen am 4. März unter den Hammer bringen. Mindestens 289.000 Euro soll die Anlage kosten. Das Land Thüringen hat einen Kauf aus Landesmitteln bereits ausgeschlossen.
Die Nachricht von der anstehenden Versteigerung (sollte sich nicht vorher ein finanzkräftiger Käufer finden) teilte der Fördervereins-Vorsitzende Wolfgang Maruschky im Crossener Gemeinderat mit, berichtet die Ostthüringer Zeitung.
Er setzte sich für ein politisches Bekenntnis des Rates für das Schloss an der Weißen Elster ein. Das Gremium beauftragte daraufhin den Crossener Bürgermeister Uwe Berndt (Linke), dem Verein bei der Investorensuche zu helfen.
Den Sanierungsbedarf schätzt Maruschky auf zehn bis zwölf Millionen Euro. Vor dem Verkauf an die Iren waren bereits 2,5 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln in die Sanierung geflossen. Der Fördervereins-Chef fürchtet, dass das Schloss zum Spekulationsobjekt werden könnte.
Der Verein habe bei seiner Suche nach einem Investor selber Gespräche mit Interessenten aus Deutschland, Russland, Italien und der Schweiz geführt, die alle ergebnislos geblieben seien.
Lichtblick: Das Land habe zugesagt, bei einer anstehenden Sanierung 70 Prozent der Kosten zu tragen „wenn die Voraussetzungen stimmen“.
Der Verein hatte gerade eine Notreparatur wegen der Feuchtigkeitsschäden von 13.000 Euro aus Denkmalschutz- und Lottomitteln organisiert. Die Eigentümer beteiligten sich nicht.
Die heutige Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert. Davon steht allerdings nur noch der Bergfried. Das barocke Schlossgebäude und die beiden symmetrischen sogenannten Kavaliershäuser sind Bauten vom Anfang des 18. Jahrhunderts.
Prunkstück des Schlosses ist ein barocke Festsaal mit prächtigen Wandmalereien von Giovanni Francesco Marchini.
200 Jahre lang blieb Schloss Crossen im Besitz der Familie von Flemming, die es im barocken Zustand erhielt und es mit Turmuhren verschönerte.
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1937 bis 1945 gehörte das Ensemble nach einer Zwangsversteigerung dem Inhaber der bekannten Schwarzbier-Brauerei Köstritzer. Nach Kriegsende wurde er enteignet, im Schloss wurden erstmal Vertriebene einquartiert.
Die DDR-Funktionäre hatten nichts besseres zu tun, als laut über den Abriss nachzudenken. Der Zeitzer Professor Jefimow konnte das verhindern. Er sorgte dafür, dass eine Lehrer-Bildungsstätte ins Schloss zog, die bis 1993 aktiv blieb.
Als die Landesentwicklungsgesellschaft LEG das teilsanierte Schloss 2006 zum Kauf anbot, hätte die Gemeinde (1581 Einwohner) von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen können. Sie hatte dafür jedoch kein Geld.
Statt dessen kauften John Robinson und Eftim Hurly die Immobilie. Die Investoren sperrten erstmal die Öfentlichkeit aus und versuchen vergeblich, das Schloss für zunächst 630.000 Euro) weiterzuverkaufen.
2012 hat der Crossener Dr. Maruschky schließlich einen Förderverein für das Schloss gegründet. Er will dabei helfen, einen neuen Investor zu finden, der sich nun aber wirklich mal um das Schloss kümmert.
UPDATE: Der Versteigerungstermin ist abgesagt: Die Stadt Bad Kröstritz kauft Schloss Crossen.
Weiterlesen:
Andreas Schott berichtet in der Ostthüringer Zeitung: „Crossener Schloss kommt am 4. März unter den Hammer“
Angelika Munteanu schrieb Anfang Januar 2017 ebenfalls in der OTZ: „Crossen: Notreparatur im Schloss mit Landeshilfe“
Eine ausführlichen Beitrag zur Geschichte von Schloss Crossen hat Wolf Ernst von Wolframsdorf auf Crossen.de verfasst.