Ungeklärte Todesfälle auf Schloss Gleusdorf

Schloss Gleusdorf / Foto (und Foto oben): Wikipedia / Dark Avenger / CC-BY-SA 3.0
Schloss Gleusdorf / Foto (und Foto oben): Wikipedia / Dark Avenger / CC-BY-SA 3.0

Mehrere ungeklärte Todesfälle in der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf sorgten Ende 2016 für Aufregung in Unterfranken.

Die Staatsanwaltschaft Bamberg hatte nach dem Tod eines Senioren Haftbefehle gegen die Geschäftsführerin des Heims und den Pflegedienstleiter wegen des Verdachts auf Totschlag beantragt. Das meldet der Bayerische Rundfunk.

Insgesamt prüfte die Staatsanwaltschaft laut „inFranken.de“ fünf ungeklärte Todesfälle. Die Haftbefehle bezogen sich auf den Tod eines Bewohners, der zuvor gestürzt war. Bitte dazu den Nachtrag beachten.

Der Vorwurf der Ermittler: Dem Senior soll trotz seines rapide sich verschlechternden Zustands ärztliche Hilfe verweigert worden sein, was zu seinem Tod beigetragen habe.

Die Bamberger Staatsanwaltschaft erwirkte Durchsuchungsbefehle. Im Schloss (Motto des Seniorenheims: „Ein Haus zum Wohlfühlen“) wurden Behandlungsunterlagen und Dienstpläne sichergestellt.




Der Betrieb des Seniorenheims lief derweil mit Erlaubnis des Landratsamts Haßberge weiter. Als die Kontrolleure nach den Todefällen im Schloss erschienen, war alles unverdächtig. Das Amt teilte daher mit: „Im Rahmen einer Ortseinsicht am 25. November 2016 konnte ein normaler Pflegebetrieb wahrgenommen werden“.

Die bayerischen Grünen warfen der staatlichen Heimaufsicht und dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) derweil Versagen vor. Offenbar seien nur die Dokumentationen der Heimleitung aber nicht die reale Lage vor Ort geprüft worden.

Die Einrichtung im Ort Untermerzbach war bereits 2002 bei Kontrollen des MDK negativ aufgefallen, schreibt inFranken.de.

Schloss Gleusdorf steht auf einem mittelalterlichen Besitz des Klosters Banz. Der Vorgängerbau, ein Schloss, von dem aus u.a. die Herren von Fulbach die örtliche Landbevölkerung auspressten, wurde 1525 während des Bauernkriegs beschädigt.

Das heutige Schloss stammt von 1770, architektonisch liegt es zwischen Spätrokoko und Frühklassizismus. Es war als Verwaltungsgebäude für die Kloster-Besitzungen gedacht.

1804 übernahm hier das Land Bayern die Regie. Die Bayern verkauften das Schloss an neue, bürgerliche Eigentümer. Heute gehört es der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf GmbH. Die Homepage des „Hauses zum Wohlfühlen“ besteht nur aus einer Seite und ist, naja, eher wortkarg, was Informationen angeht… (inzwischen (2022) ist die Seite seniorenresidenz-gleusdorf.de nicht mehr online).



Weiterlesen:

Ralf Kestel berichtete (Main-Post) auf inFranken.de: „Schloss Gleusdorf: Todesfall Nummer Sechs in der Seniorenresidenz“
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina hat eine Stellungnahme auf Facebook veröffentlicht (nicht mehr auffindbar).
Ehemalige Pfleger erheben im BR-Fernsehen schwere Vorwürfe: „Wenn du was sagst, erlebst du dein blaues Wunder“ (Artikel nicht mehr online)

Prozess endet mit Freisprüchen in allen Punkten

Das Landgericht Bamberg sprach nach den ungeklärten Todesfällen alle drei Angeklagten im März 2020 in allen Anklagepunkten, darunter Totschlag durch Unterlassung und die Misshandlung von Schutzbefohlenen, frei.

Das Schloss Gleusdorf soll nun verkauft werden. Die ehemals 52 Bewohner waren bereits in andere Heime verlegt worden. Das meldet der Bayerische Rundfunk (Artikel nicht mehr online verfügbar).