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Schloss Dornburg: Investor mit Kaufinteresse



Blick auf Schloss Dornburg / Foto: Doris Antony / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: gemeinfrei
Blick auf Schloss Dornburg / Foto: Doris Antony / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: gemeinfrei
Schloss Dornburg in Gommern braucht eine gründliche Sanierung – aber das Land Sachsen-Anhalt will die Mittel nicht aufbringen.

Also wird seit Jahren ein Investor für die einst hochherrschaftliche Barock-Immobilie gesucht.

Jetzt gibt es mal wieder Gespräche mit einem Interessenten, der nicht genannt werden möchte…

Bislang war das Schloss als luxuriöse Seniorenresidenz im Gespräch, doch der Investor zuckte vor den Einschränkungen zurück, die die Einrichtung im Denkmal mit sich bringen würde.


Ob das Land jetzt zu weiterreichenden Kompromissen beim Denkmalschutz bereit ist, ist nicht klar.

Jedenfalls beginnen noch im Oktober Verkaufsgespräche – das teilte das Land der Zeitung Volksstimme mit. Über den Kaufpreis wird natürlich nichts gesagt.


Der Mittelrisalit von Schloss Dornburg / Foto: Doris Antony / CC-BY-SA 3.0
Der Mittelrisalit von Schloss Dornburg / Foto: Doris Antony / CC-BY-SA 3.0
Das Schloss ließ Herzogin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst (besser bekannt als Mutter von Zarin Katharina der Großen) in den 1750er Jahren durch den Architekten Friedrich Joachim Michael Stengel errichten, der auch das Saarbrücker Schloss entworfen hatte.

Das zuvor dort existierende Schloss war 1750 abgebrannt, nachdem eine adelige Dame ihre Heizung (eine Schale mit glimmender Kohle) morgens zu nah ans offene Fenster gestellt hatte.

Eine Windböe wehte sie Vorhänge in die Kohle, diese fingen Feuer und entzündeten auch gleich die edlen Tapeten. Eine feurige Kettenreaktion.

Die Fürstin wollte nun an Stelle der Brandruine ein Schloss im ganz großen Stil, nach französischem Vorbild: eine hufeisenförmige Anlage.

Doch dann kam der Siebenjährige Krieg dazwischen: Das Geld reichte dann nur für den mittleren Bau, das Corps de Logis, das 1758 fertig wurde.

Die Pracht sollte als Kulisse dienen, falls der Bruder der Herzogin (der König von Schweden) oder die nach Russland verheiratete Tochter (Zarin seit 1762) mal am Anhalt-Zerbster Hof vorbeischauen würden, was diese allerdings nie taten.

Die künftige Zarin Katharina hatte hier einen Teil ihrer Kindheit verbracht. Das reichte ihr offenbar.

Liess das Schloss bauen: Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst / Bild: gemeinfrei

1793 war Schluss mit dem herrschaftlichen Glanz auf Dornburg: das Zerbster Fürstenhaus starb aus.

Einige Jahre zuvor hatte der letzte Herzog noch schnell 1160 Landeskinder als Soldaten nach Großbritannien verkauft – zum Kampf gegen die aufständischen Kolonien in Nordamerika.

Dornburg mit Schloss und 400 Einwohnern kam unter die Herrschaft von Anhalt-Köthen, später zu Anhalt (aber nie zum nahen Preußen). Die neuen Herren erhielten das Schloss und bezahlten Gärtner und Kastellan. Sie nutzten es jedoch nicht.

1872 gingen Schloss und Gut Dornburg in die Hände von Justus Leopold Hühne über. Die Familie konnte den Verfall nicht stoppen und verpachtete das Schloss 1932 an die SA.

Die Nazis richteten hier 1933 ein provistorisches KZ ein und malträtierten ihre Gegner.

1945 wurde die Familie Hühne durch die russische Besatzungsmacht enteignet. Das Schloss hatte den Krieg relativ unbeschadet überstanden und wurde nun Quartier für Vertriebene.

Flüchtlinge und Nachbarn nutzten das Schloss als Quelle für Brenn- und Baumaterial. Die SED plante den Abriss.

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Möglicherweise war es das Erbe der großen Katharina, das das Regime zum Umdenken bewog. Ab Mitte der 1950er Jahre war nun Geld für eine Sanierung da.

1959 zog die Archivverwaltung Potsdam ein mit einer für die DDR äußerst wichtigen Kartei ehemaliger Wehrmachtsangehöriger.

Das Gebäude wurde ähnlich gut gesichert wie die deutsch-deutsche Grenze. Wachhunde patrouillerten am Stacheldrahtzaun ums Schloss.

Die Hunde verschwanden erst 1977 anlässlich des Besuchs einer Delegation von saarländischen Wissenschaftlern. Diese wollten das Schloss vermessen (als Grundlage für den Wiederaufbau des Saarbrücker Schlosses).

Nach der Wende fiel das Haus an das Land Sachsen-Anhalt, das hier sein Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege einziehen ließ und erstmal das löchrige Dach sanierte.

Seit 2008 versucht das Land nun schon Schloss Dornburg zu verkaufen…

Weiterlesen:

Manuela Langner schreibt in der Volksstimme: „Verkauf: Interessent für Dornburger Schloss

Christoph Richter berichtet im Deutschlandradio Kultur über das Schloss: „Wie man Schlösser vor dem Verfall rettet“ und im Deutschlandfunk: „Barockschloss Dornburg: Käufer verzweifelt gesucht„.

Einen ausführlichen Überblick über die Schlossgeschichte gibt Schlosskenner Stefan Schüler, Vorstandsmitglied der Stengel-Stiftung, auf dieser dem Schloss gewidmeten Seite.

Ein schöner Text zu Schloss Dornburg von Kai Agthe findet sich in der Mitteldeutschen Zeitung: „Dornburg – Dornröschens Märchenschloss

PS: Schloss Dornburg an der Elbe in Gommern heißt zwar so, gehört aber nicht zu den bekannten Dornburger Schlössern bei Jena über der Saale.