Bekommt der Hamburger Flakturm einen Dachgarten-Dschungel?



Der Flakturm am Heiliggeistfeld heute / Foto: Wikipedia / KMJ / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben:  Entwurf für den begrünten Bunker / Planungsbüro Bunker Hamburg
Der Flakturm am Heiliggeistfeld heute / Foto: Wikipedia / KMJ / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Entwurf für den begrünten Bunker / Planungsbüro Bunker Hamburg

Der sogenannte Flakturm IV. an der Hamburger Feldstraße aus dem Jahr 1942 ist einer der größten jemals gebauten Weltkriegs-Bunker (mal abgesehen von den Betonmonstern zum Schutz der deutschen U-Boote an Atlantik und Nordsee) – bei Bombenangriffen suchten hier bis zu 25.000 Menschen Schutz.

Jetzt hat ein Planungsbüro Entwürfe vorgelegt, um den (in Privazbesitz befindlichen) St.Pauli-Bunker aufzustocken und zu einer Art grünen Oase mit 7500 Quadratmeter großem Dachgarten zu machen – eine Art winterharter Dschungel hoch über St. Pauli.

225 Bäume auf dem Flakturm

Die oberen Bunker-Etagen sollen danach mit 225 Bäumen bepflanzt werden – spezielle Netze sollen das Herabstürzen abbrechender Äste verhindern.

Treppenhaus im Feldstraßenbunker / Foto: gemeinfrei
Treppenhaus im Feldstraßenbunker / Foto: gemeinfrei
Optisch ergäbe das so etwa eine Mischung aus überwucherter Maya-Pyramide und Endzeit-Szenario.

Im Gespräch ist eine Investitionssumme von 25 bis 30 Millionen Euro.

Auf der Simulation sieht es schon beeindruckend aus. Aber natürlich gibt es Kritik von Anwohnern, die sich gegen eine Erhöhung des Bunkers um gut 20 Meter wehren und den Umbau zur „Event-Location“ fürchten – auch wenn die Zusatz-Etagen dabei als noch so schöner Dachgarten daherkommen.

In den neuen Stockwerken soll eine Veranstaltungshalle in Form eines Amphitheaters entstehen, die z.B. vom FC St. Pauli genutzt werden könnte, flankiert von Gastronomie. Auch an Gästehäuser für Künstler in schwindelnder Höhe ist gedacht.



Für die Stadt sind natürlich die Fluchtwege vom Dachbereich des dann 60 Meter hohen Gebäudes ein zentrales Thema.

Die Pläne wären nur umsetzbar, wenn sie eine Mehrheit im Hamburger Senat mittragen würde.

Der 75 x 75 Meter große Bunker entstand 1942 unter Einsatz von 3000 Zwangsarbeitern innerhalb von nur hundert Tagen. Seine Decke ist fünf Meter dick (für 1942er-Verhältnisse viel – einem direkten Treffer durch die später im Krieg eingesetzten Tallboy-Bombe hätte das jedoch wohl nicht ausgereicht).

Auf dem Bunkerdach standen vier 12,8-cm-Zwillingsflak 40. Von diesen sehr aufwendig hergestellten Flugabwehrkanonen wurden insgesamt nur wenige Dutzend produziert.

Sie konnten dank zweier Rohre etwa alle zwei(!) Sekunden eine 26 Kilogramm schwere Sprenggranaten fast 15 Kilometer hoch feuern.

Der Flakturm überstand den Krieg weitgehend unzerstört (im Gegensatz zum restlichen Hamburg) und wurde als willkommener Ersatzwohnraum genutzt.

Als sich die Wohnungsnot entspannte, war an eine Sprengung nicht mehr zu denken, da die Explosion auch einen Teil des gerade neu entstehenden Nachkriegs-St. Pauli hinweggefegt hätte.

Lediglich ein kleinere Flak-Leitturm wurde 1973/74 abgerissen. Der Großbunker wurde 1990 für circa 1,6 Millionen DM in private Hände abgegeben. Den Dachgarten-Plan gibt es bereits seit 2004 – nun scheint er sich zu konkretisieren.

Sollte die Stadt dem „Grünen Bunker“ zustimmen, könnten die Genehmigungen bereits Mitte des Jahres erteilt werden (woran allerdings nur wenige glauben).



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Im Hamburger Abendblatt fragen Juliane Kmieciak und Matthias Iken: „Wird der Feldstraßenbunker schon im Herbst grün?
In der „Welt“ schreibt Geli Tangermann einen längeren Text: „Der Bunker-Garten soll auch im Winter grünen

Während sich die Fertigstellung der die Elbphilharmonie jahrelang hinzog, wurde ein Konzert der Hamburger Symphoniker auch schon mal auf den Feldstraßenbunker projiziert: