Schloss Fürstenstein: Firma will Nazi-Panzerzug ausgraben



Schloss Fürstenstein in Schlesien / Foto: Wikipedia/Drozdp
Schloss Fürstenstein in Schlesien / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Bundesarchiv / Zwirner / CC-BY-SA 3.0

Der angeblich im Tunnelsystem bei Schloss Fürstenstein (Niederschlesien) versteckte Panzerzug der Wehrmacht sorgt weiter für Wirbel.

Im Frühling wollen die „Entdecker“ des Zugs, Piotr Koper und Andreas Richter, nach ihm graben (es könnten auch zwei Züge sein, sagen sie). Jetzt fehle nur noch eine Genehmigung der polnischen Bahngesellschaft.

Die Schatzsucher rechnen damit, dass zwischen den bewaffneten Waggons Transportwagen vollgepackt mit Nazi-Gold, Juwelen und Raubkunst stehen – und die erhofften Millionenwerte möchten sie mit ihrer Firma XYZ bergen.

Sie geben die Position des Zugs mit Bahnkilometer 65 der Strecke Breslau – Waldenburg (heute Wroclaw-Walbrzych) an. Hier gibt es tatsächlich gesprengte Tunnel, die seit Kriegsende verschüttet daliegen.

Bloß konnte bislang auch eine im Herbst gestartete Untersuchung der polnischen Bergbauakademie keine Hinweise auf einen verschütteten Zug finden.




Koper und Richter hatten im August 2015 mit der Geschichte von „Hitlers Panzerzug“ einen internationalen Medienrummel erster Güte ausgelöst. Vorneweg marschierte die „Bild“-Zeitung, die immer neue Gerüchte verbreitete, und genüsslich Panzerzugfotos, garniert mit Hitlerporträts druckte.

Die Männer aus Polen und Deutschland behaupten, sie hätten den 120 bis 150 Meter langen gepanzerten Zug in einem der „vergessenen“ Stollen in 70 Meter Tiefe entdeckt.

Ein sterbender Greis, der beim Verstecken des Schatz-Zugs kurz vor Ankunft der Roten Armee dabei gewesen sei, habe ihnen den entscheidenden Tipp gegeben und eine selbst gezeichnete Karte gleich dazu.

Bahnlinie durch Walbrzych/Waldenburg / Foto: Wikipedia / Tomasz Kuran Meteor2017 / CC-BY-SA 3.0
Bahnlinie durch Walbrzych/Waldenburg / Foto: Wikipedia / Tomasz Kuran Meteor2017 / CC-BY-SA 3.0

Die Gegend erlebte einen Strom von zahlungskräftigen Journalisten aus aller Welt und Touristen.

Schon allein um diesen „Schatz“ erneut zu aktivieren, sind mit dem Frühling neue Panzerzug-Nachrichten aus Niederschlesien quasi programmiert.

Aber man darf wetten, dass die groß angekündigten Sucharbeiten sich das ganze Jahr über hinziehen werden, ohne Fundiertes zu Tage zu fördern – und außer vielen neuen Schlagzeilen natürlich.

Die Tunnel, die in dem Zusammenhang immer wieder erwähnt werden, gibt es tatsächlich: Während des Dritten Reichs grub und sprengte die Organisation Todt mit Hilfe von 3000 Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen kilometerlange Tunnel und Schächte unter dem nahen Schloss Fürstenstein und in die umliegenden Berge des Eulengebirges. Tarnname des Ganzen: „Projekt Riese“.

Luxus für den "Führer": Der Barocksaal von Schloss Fürstenstein / Foto: Wikipedia/Reytan
Luxus für den „Führer“: Der Barocksaal von Schloss Fürstenstein / Foto: Wikipedia / Reytan / CC-BY-SA 3.0

Geplant war, Raum zur Unterbringung des Oberkommandos der Wehrmacht, des Generalstabs der Luftwaffe, der SS-Führung und des Außenministeriums zu schaffen – und reichlich Platz für 30.000 Arbeiter in unterirdischen Fabriken zu gewinnen.

Hitler selbst sollte im Schloss ein neues „Führerhauptquartier“ (FHQ) beziehen können. Eine Ersatz-Zentrale für die Wolfsschanze in Ostpreußen, die Ende 1944 gefährlich nahe an den vorrückenden Angriffsspitzen Roten Armee geriet (ein weiteres luxuriöses „Arbeitszimmer“ wurde für den „Führer“ im Posener Schloss vorgehalten).

130 Millionen Reichsmark wurden dafür bereitgestellt. Ganz fertig wurden die Tunnel nie. Teile der Stollen können heute im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Andere sind eingestürzt oder stehen unter Wasser. Angeblich sind zwei Drittel des „Riese“-Tunnelsystems unerforscht.

Der Legende nach soll in den Wirren des nahenden Kriegsendes ein Panzerzug der Nazis, beladen mit Schätzen, hier „spurlos verschwunden“ sein. Die polnische Armee ließ zu kommunistischen Zeiten nachgraben und fand – nichts.



Weiterlesen:

Eva Krafczyk berichtet im Januar 2016 für die dpa (via Sächsische Zeitung): „Niederschlesiens ungelüftete Geheimnisse“ (leider nicht mehr online verfügbar).
Klaus-Peter Längert schreibt ebenfalls für die dpa: „Landrat genehmigt Goldzug-Bohrung„.

Deutsche Welle-Doku: Auf der Suche nach dem Nazi-Gold: