Viele mitteldeutsche Schlösser waren während der DDR-Jahre derart heruntergekommen, dass 1990 eigentlich nur noch der Abriss sinnvoll schien.
Dazu gehörte auch das sächsische Schloss Trebsen. Das Schloss liegt auch noch direkt an der Mulde, die für ihre regelmäßigen „Jahrhunderthochwasser“ berüchtigt ist…
Der größte Teil der historischen Dächer war 1990 nicht mehr vorhanden, Zwischendecken herausgebrochen, die historischen Staffelgiebel zu großen Teilen verschwunden. Durch die Ruine des Nordflügels pfiff der Wind. Die Inneneinrichtung war bereits 1945 geplündert worden.
Nur der eklatante Wohnraummangel in der DDR hatte das Schloss wohl vor den Abrissbaggern gerettet.
Bis zuletzt gab es inmitten des fortschreitenden Verfalls Räume der Freiwilligen Feuerwehr und einen Seniorentreff.
Heute hingegen ist Schloss Trebsen wieder auf bestem Weg ein Schmuckstück zu werden.
Ins weitgehend restaurierte Schloss ist ein Restaurant gezogen, betrieben von Jochen Rockstroh, der Schloss Trebsen 2011 in Erbpacht übernommen.
Auch das Hochwasser 2013, das Wege und Parkplatz unterspülte und für Schäden in der Elektrik sorgte, konnte ihn nicht aufhalten.
Man kann hier gut regional essen, festlich heiraten, und das historische Ambiente ist Schauplatz von Veranstaltungen wie Highland Games, Whiskey-Messe und Mittelaltermärkten (ich war zu Pfingsten da).
Zum Schlossretter wurde nach 1992 der eigens gegründete „Förderverein für Handwerk und Denkmalpflege – Schloss Trebsen“, heute „Förderverein Rittergut Trebsen“ (Link).
Dieser stellte sich die Aufgabe, einen Beitrag zum Erhalt, zur Erforschung und zur Erschließung des Kulturdenkmals zu leisten.
Der Verein pachtete das Schloss und weitere Nebengebäude. Er richtete dort Werkstätten für die denkmalpflegerische Fortbildung ein (sie bestehen bis heute).
Neue Dächer, Mauern und Giebel
Die Mitglieder sorgten in den 1990er Jahren für neue Dächer und Mauern und schufen Ersatz für die verlorenen Staffelgiebel. Sie kalkulierten bei ihren Arbeiten auch drohende Hochwasser mit ein – was sich 2013 auszahlte, als der Damm im Schlosspark brach (Link zu Leipziger Volkszeitung).
Sie halfen dann auch tatkräftig bei der Beseitigung der Schäden. Bund und Freistaat förderten die Arbeiten.
Bei der Freilegung des einstigen Wassergrabens tauchte sogar eine alte Steinbrücke von 1770 wieder aus dem Morast auf.
Die behutsame Sanierung durch den Förderverein wird auch unter Besitzer Rockstroh fortgesetzt.
Das Schloss macht einen guten Eindruck – beim pfingstlichen Mittelaltermarkt herrschte großer Andrang und sonnige Stimmung.
Eine Burg zum Schutz einer Furt über die Mulde gab es hier wohl schon einige Jahre vor dem vermeintlichen Weltuntergangsjahr 1000.
1494 ließ Ritter Georg von Saalhausen die alte Burg schleifen und ein deutlich wohnlicheres Schloss errichten. Nur der mächtige, 18 Meter breite Rundturm blieb stehen (der Abriss war wohl zu mühsam).
Zu einer prächtigen, vierflügeligen Renaissanceanlage machte das Schloss dann die Familie des kurfürstlich sächsischen Kammerherrn Hans von Minckwitz, eines Bekannten von Luther.
In die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts fällt auch der Bau der schmucken Giebel. Das Schloss war immer auch Mittelpunkt eines ausgedehnten Ritterguts.
Es herrschten nicht immer rosige Zeiten auf Trebsen, gerade, wenn Kriege durchs Land zogen: 1637 starb Schlossherr Albrecht von der Schulenburg an der Pest.
Hamburger Kaufmann kauft Schloss Trebsen
Als 1736 ein „Pfeffersack“, also ein Kaufmann aus Hamburg das Schloss übernahm, war es um den massigen Turm geschehen.
Der wohlhabende Vincent Baumann ließ den Turm abtragen und recycelte die Steine – da war er ganz sparsamer Hanseat – indem er den schon etwas heruntergekommenen Südflügel neu errichten ließ.
Seit 1892 gehörte das Schloss der Familie von Zimmermann. Diese war es auch, die 1945 von der Besatzungsmacht enteignet wurden. Die neuen Herren machten das Rittergut zur LPG, erklärten das Schloss zum „Volkseigentum“, quartierten Vertriebene ein – und ließen es jahrzehntelang verkommen…
Website von Schloss Trebsen
Ein Blick auf Schloss und Mulde an Pfingsten 2015 (im Hintergrund leises Dudelsackgedudel vom Mittelaltermarkt):
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