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Schlossherr Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell ist tot



Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell / Foto: Wikipedia / Press-office.fc.de / CC-BY-SA 3.0
Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell (1941-2016) / Foto oben: Das Faberschloss in Stein / Beide Fotos: Wikipedia / Press-office.fc.de / CC-BY-SA 3.0
Trauer in Franken: „Bleistiftkönig“ Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell ist im Januar 2016 im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit in Houston/Texas gestorben.

Das Unternehmen Faber-Castell mit Hauptsitz in Stein bei Nürnberg mit mehr als 500 Millionen Euro Jahresumsatz beschäftigt 7000 Mitarbeiter – und der Firmenchef hat sich auch als Förderer der firmeneigenen Schlösser einen Namen gemacht.

Diese Immobilien werfen nun einige Fragen für die Erben auf.

Schloss aus zwei Teilen

So gehört der gräflichen Familie das repräsentative Faberschloss in Stein. Der Bau des „Graf von Faber-Castell´schen“ Schlosses besteht aus zwei Teilen.

Beide wurden im Auftrag der Bleistift-Dynastie errichtet: Das alte Faber-Castell-Schloss stammt aus den 1840er Jahren. Das gnadenlos romantisierende Neue Schloss ist hingegen ein Zeugnis der Zeit Kaiser Wilhelms II. (erbaut in den Jahren 1903 bis 1906).

Ein Turm verbindet beide Teile des Schlosses / Foto: Wikipedia / Potzz / CC-BY-SA 3.0
Die beiden Komplexe werden durch einen fünfgeschossigen Uhrenturm verbunden, durch den ein Torweg führt.

Die Faber-Castells lebten hier bis 1939. Dann schnappte sich die Wehrmacht das opulente fränkische Historismus-Denkmal. Nach dem Krieg beschlagnahmten die US-Behörden den Komplex.

Hier wohnten – unter Jugendstil-Stuck – die Journalisten, die von den Nürnberger Prozessen berichteten. Unter ihnen war auch Ernest Hemingway. Sofern es im Schloss eine einigermaßen gut sortierte Bar gegeben hat, dürfte es ihm hier gefallen haben.

Der US-Soldatenkanal AFN sendete aus einem Studio im Schloss Radioreportagen und Tanzmusik.

Nach Auszug der Besatzungsmacht 1953 wussten die Faber-Castells zunächst 30 Jahre lang nichts mit der Nobelimmobilie anzufangen und vermieteten gelegentlich.

In den 1980er Jahren wurde das Schloss auf Betreiben von Graf Anton-Wolfgang hin aufwendig saniert und 1986 zum 225-jährigen Firmenjubiläum wiedereröffnet.

Zum 250-jährigen Firmenjubiläum wurden dann 2011 die restaurierten Jugendstil-Räume mit einer Dauerausstellung zur Firmen- und Familiengeschichte „250 Jahre Faber-Castell“ präsentiert.



Heute ist das Schloss wieder ein Schmuckstück für Stadt und Firma. 2010 war Schloss Stein Drehort für den Kinofilm „Hanni und Nanni“.

Das gräfliche Schloss Schloss Appelhof verfällt / Foto: Wikipedia / Laica24 / CC-BY-SA 3.0
Das gräfliche Schloss Schloss Appelhof verfällt / Foto: Wikipedia / Laica24 / CC-BY-SA 3.0

Aber zum gräflichen Besitz gehört auch das verfallene Rokoko-Schloss Appelhof. In den letzten Lebensjahren des Patriarchen hatte die Familie eine Restauratorin mit ersten Schritten einer Renovierung beauftragt.

Ambitioniertes Ziel ist, das in einem verwilderten Park stehende Schloss zu einem Ort von Kunst, Kultur und Natur zu machen.

Man kann nur hoffen, dass die Erben diesen Plan als Vermächtnis des verstorbenen Chefs begreifen und ihn weiterverfolgen.

Keine gute Lösung wäre es, knauserigerweise zu beschließen, den „alten Kasten“ einfach weiter verfallen zu lassen…

Weiterlesen:

Olaf Przybilla schreibt in der Süddeutschen Zeitung über die „Journalisten-WG auf Schloss Stein
Tagesschau.de meldete: „Graf von Faber-Castell gestorben“ (nicht mehr online verfügbar)
Die Süddeutsche Zeitung bringt einen umfassenden Nachruf: „Graf von Faber-Castell gestorben

Videobilder des Faberschlosses/Schloss Stein: