Das Burgfräulein von Strechau hat sich in Schale geworfen: Ein von einem diamantbesetzten Samtkreuz gehaltenes Spitzentuch lässt ihr tief in den Ausschnitt blicken.
Ein schicker Hut mit breiter Krempe und kecker Feder krönt das von ihrem offenen rotblonden Haar umflossene Gesamtbild.
Doch statt des hübschen Gesichts der jungen hochzeitswilligen Adeligen aus der Steiermark schaut den Betrachter nur der blanke Burgfräulein-Totenschädel mit lückenhaftem Gebiss an.
Ziemlich makaber.
Vor dem schaurigen Gemälde des „Burgfräuleins von Strechau“ in der Sammlung des Benediktinerstifts Admont haben sich schon Generationen gegruselt.
Entstanden ist es in den Jahren nach 1600.
Solche Bilder, die durch den Kontrast zwischen üppigem Leben und Tod an die Vergänglichkeit erinnerten („memento mori“) waren damals beliebt.
Im 19. Jahrhundert lieferte ein Dichter dann eine Erklärung für den unvorteilhaften Zustand der Dame:
Er erzählte die Sage des Burgfräuleins von Strechau und ihres Geliebten, der zum Kreuzzug aufbrach. So eine Reise konnte schon mal einige Jahre dauern.
Die junge Dame versprach dem Kreuzfahrer hoch und heilig, auf ihn zu warten und eher ins Kloster zu gehen, als einen anderen zu heiraten.
Burgfräulein brach Hochzeitsversprechen
Nun war die von Strechau aber ungeduldig und lernte auch noch einen weiteren sympathischen jungen Herrn kennen.
Den heiratete sie mit allem adelsüblichen Pomp.
„Als die Braut zum Fest erschien, veränderte sich ihr Gesicht in einen Totenkopf und teuflische Gestalten zerrten sie vor den Augen der Gäste in die Hölle hinunter.“ (zitiert nach Ennstal-Wiki).
Burg Strechau, wo die Sage angesiedelt ist, hat eine interessante Geschichte. Die zweitgrößte Burg der Steiermark stammt ursprünglich aus dem 11. Jahrhundert.
Der österreichische Schatzmeister Hans von Hofmann von Grünbühel ließ sie nach 1530 im Stil der Renaissance umbauen. Dabei einstand ein italienisch inspirierter Innenhof mit Arkadengängen.
Burg Strechau wurde zum Zentrum des Protestantismus in der Steiermark. Das passte den erzkatholischen Habsburgern natürlich gar nicht. 1629 wurden die von Hofmanns zum Verkauf an das Stift Admont gezwungen.
Äbte bauten aus
Die geschäftstüchtigen Äbte ließen das Burgschloss um den großen Speicher, Stallungen und ein Verwaltergebäude erweitern.
1848 endete die Herrschaft des Klosters. Danach stand die Burg stand 50 Jahre lang leer und verfiel.
1909 kaufte Dr. Adolf Boesch das Anwesen und sorgte für den historisierenden Wiederaufbau. Sein Sohn verlor den Besitz dann in der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg.
Unter der NS-Herrschaft wurde die Burg umgebaut, um eine Kaderschmiede für künftige Führungskräfte des Dritten Reichs zu beherbergen: eine Napola („Nationalpolitische Erziehungsanstalt“).
Die Nazi-Schule arbeitete von 1938 bis 1945. Danach wurde die Burg zum Kindererholungsheim.
1999 gelang es der Familie Boesch, ihren einstigen Besitz zurückzukaufen. Sie öffneten die Burg für die Öffentlichkeit. Heute ist dort auch eine Sammlung von Oldtimern der Marke Steyr zu sehen.
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Luftbilder von Burg Strechau: