Bauunternehmer Mario Schreckenbach, der im Oktober 2014 Schloss Lichtenstein Sachsen ersteigert hat, hat die Katakomben des Schlosses bei der sächsischen „Nacht der Schlösser“ 2015 nun erstmals seit vielen Jahren wieder für die Öffentlichkeit geöffnet.
Der örtliche Geschichtsverein bot Führungen an, berichtet die Freie Presse. Das Interesse war enorm.
Die nächste Möglichkeit, die einstige Residenz der Schönburger mit ihren äußerst interessanten unterirdischen Gängen zu besichtigen, bot sich beim bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“.
Bislang wurde angenommen, dass das Schloss auf eine Burg aus dem 13. Jahrhundert zurückgeht. Nun kam im Küchenbereich eine Außenmauer aus der Zeit um 1100 zum Vorschein.
Dieser Bau war im Dreißigjährigen Krieg 1632 durch kaiserliche Truppen zerstört worden. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 wurde es wieder aufgebaut.
Hier war die Residenz der von Schönburg-Waldenburg, die als etwas spleenig galten.
Unter Schloss und Schlosskapelle befinden sich besagte Katakomben samt Verlies und Folterkammer (genutzt für die Bestrafung aufrührerischer Bauern) nebst einer Gruft für die Ahnen der Schönburg-Waldenburger.
Der 1859 im Alter von 73 Jahren verstorbene Otto Victor I. von Schönburg-Waldenburg machte mit seiner Furcht vor dem Scheintod Schlagzeilen.
Der exzentrische Fürst hatte derart große Angst davor, fälschlicherweise für Tod erklärt und lebendig begraben zu werden, dass er den Deckel seines Sarges durch Keile leicht offen stehen ließ.
Außerdem führte eine Signalleine vom Sarg aus durch ein Loch in der Decke bis in die Schlossräume. Ein aufgewachter Scheintoter hätte dort ein Läuten auslösen und so Hilfe alarmieren können.
Zwischen 1945 und 2000 nutzte der Caritasverband das damals dem Bistum Meißen gehörende Gebäude als Altenheim. Dabei wurde rigoros in den alte Bausubstanz eingegriffen.
Zwischenwände wurden gezogen, Decken abgehängt und alte Wände verschalt und neu gekachelt.
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1988 kam ein Schwesternwohnheim mit zehn Wohnungen hinzu.
Im Jahr 2000 hatte Alexander Prinz von S. das Schloss gekauft. Er wollte es erneut zum Familiensitz umbauen lassen und für kulturelle Nutzungen öffnen. 2014 führten Schulden zur Versteigerung.
Mario Schreckenbach erhielt für 78.400 Euro den Zuschlag, wissend dass die Sanierung wohl bis zu zehn Millionen Euro kosten wird. Der Bauunternehmer aus St. Egidien kümmert sich seitdem: Er hat nun mit Reparaturarbeiten begonnen.
Bei der beginnenden Sanierung kamen bereits erste Geschichtsspuren hinter Putz, Ziegeln und Kacheln der DDR-Zeit zum Vorschein wie ein Schönburger Familienwappen von 1537 im einstigen Rittersaal, Deckenmalereien und Intarsien im Parkett.
Weiterlesen zu Schloss Lichtenstein Sachsen (andere Schreibweise: Schloß Lichtenstein):
Hans-Peter Kuppe schreibt in der Freien Presse über den ersten Katakomben-Rundgang auf Schloss Lichtenstein seit Jahren: „Burgfräulein führt durch die Folterkammer“ (leider nicht mehr online)
Auch der Bericht des Autors über die neuen Funde: „Sensationsfund: Experten entdecken alten Rittersaal im Schloss Lichtenstein“ ist leider nicht mehr online.
Th. Mehlhorn berichtet in der Chemnitzer Ausgabe der „Bild-Zeitung“. Die Überschrift ist freilich Bild-typischer Blödsinn: „Schloss Lichtenstein wird erstmals seit 65 Jahren für Besucher geöffnet“