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Schloss Fürstenstein: Nazi-Panzerzug „voller Gold“ gefunden?



Ein Panzerzug der Wehrmacht / Foto: Bundesarchiv / Zwirner / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Schloss Fürstenstein / Wikipedia / Drozdp / CC-BY-SA 3.0
Ein Panzerzug der Wehrmacht / Foto: Bundesarchiv / Zwirner / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Schloss Fürstenstein / Wikipedia / Drozdp / CC-BY-SA 3.0

Schloss Fürstenstein und sein Tunnelsystem im ehemaligen Niederschlesien sind so etwas wie ein polnisches Loch Ness: Ein Ort voller Geschichten, wo immer wieder Mysteriöses vermutet wird. Aber Nachforschungen führen dann ins Nichts.

Aktuell ist ein Hype um einen angeblich im einem Stollen in Schlossnähe gefundenen Nazi-Panzerzug voller Raubgold und anderer Schätze ausgebrochen.

Polens Kulturminister Piotr Zuchowski ist sich sogar zu „mehr als 99 Prozent sicher“, dass da ein verschütteter Panzerzug im Stollen bei Walbrzych (früher Waldenburg) steckt.


Begeistert springen die Boulevardmedien auf den Zug auf. Die „Bild“ malt ihrer Leserschaft in gewohnt kurzen Sätzen schon genüsslich die zu erwartenden Schätze (einschließlich Bernsteinzimmer) aus. Immerhin noch mit einem kleinen Fragezeichen versehen.

Die Tunnel, die in dem Zusammenhang immer wieder erwähnt werden, gibt es tatsächlich: Während des „Dritten Reichs“ grub und sprengte die Organisation Todt mit Hilfe von 3000 Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen zwei Kilometer Tunnel und Schächte unter dem Schloss und in die umliegenden Berge des Eulengebirges. Tarnname des Ganzen: „Projekt Riese“.




Geplant war, Raum zur Unterbringung des Oberkommandos der Wehrmacht, des Oberkommandos der Luftwaffe, der SS-Reichsführung, des NS-Außenministeriums zu schaffen – und noch reichlich Platz für 30.000 Arbeiter in unterirdischen Fabriken frei zu halten.

Hitler selbst sollte im Schloss ein neues „Führerhauptquartier“ beziehen können. Eine Ersatz-Zentrale für die Wolfsschanze in Ostpreußen, die Ende 1944 in die Reichweite der vorrückenden Roten Armee geriet (ein weiteres luxuriöses „Arbeitszimmer“ wurde für den „Führer“ im Posener Schloss vorgehalten).

Bahnlinie durch Walbrzych/Waldenburg / Foto: Wikipedia / Tomasz Kuran Meteor2017 / CC-BY-SA 3.0
Bahnlinie durch Walbrzych/Waldenburg / Foto: Wikipedia / Tomasz Kuran Meteor2017 / CC-BY-SA 3.0

130 Millionen Reichsmark wurden dafür bereitgestellt. Ganz fertig wurden die Tunnel nie. Teile der Stollen können heute im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Andere sind eingestürzt. Angeblich sind zwei Drittel des „Riese“-Tunnelsystems unerforscht.

Der Legende nach soll in den Wirren des nahenden Kriegsendes ein Panzerzug der Nazis, beladen mit Schätzen, hier „spurlos verschwunden“ sein. Die polnische Armee ging dieser Sage zu kommunistischen Zeiten nach und fand – nichts.

Jetzt behaupten zwei Schatzsucher aus Polen und Deutschland, sie hätten einen 120 bis 150 Meter langen gepanzerten Zug in einem der „vergessenen“ Stollen in 70 Meter Tiefe entdeckt. Ein sterbender Greis, der beim Verstecken des Zugs dabei gewesen sei, habe ihnen den entscheidenden Tipp gegeben und sogar eine Karte gezeichnet.

Den genauen Fundort in einem gesprengten Tunnel unterhalb der heutigen Bahnstrecke Breslau-Walbrzych wollen sie allerdings erst verraten, wenn sie zehn Prozent Finderlohn zugesichert bekommen (und ihre Geschichte meistbietend verkauft haben, vermute ich mal)…




Die rührselige Geschichte und schemenhafte Georadarbilder reichten, um Kulturminister Zuchowski von der Existenz des Panzerzugs zu überzeugen. Er ist auch Polens oberster Denkmalschützer und entscheidet als solcher über eine mögliche Ausgrabung.

Der Minister setzte die Polizei in Marsch, um Schatzgräber von der Suche abzuhalten. Sollte es sich um Überreste aus deutscher Militärzeit handeln, besteht natürlich die Gefahr, dass dort im Tunnel auch Munition liegt.

In der Nacht zum 31. August kam es nah des Fundorts zu einen Waldbrand, möglicherweise ausgelöst durch unachtsame Schatzsucher.

Als wahre Goldgrube hat sich der „Fund“ bereits für die örtlichen Fremdenführer und Gastronomen erwiesen. Das Interesse an der Panzerzug-Geschichte habe zu einem erheblichen Anstieg der Touristenzahl geführt, berichten polnische Medien erfreut. Inzwischen sind sogar Journalisten aus den USA angereist, um über die „Nazi-Gold im Panzerzug“-Aufregung zu berichten.

Die Behörden in Breslau hatten wegen „Hitlers Panzerzug“ einen Krisenstab eingerichtet.

Der polnische Sender WTV hat dieses Video ins Netz gestellt (leider nur auf polnisch):

Weiterlesen:

Spiegel-Online meldet: „Angeblicher Fund von Nazi-Zug: Hobby-Schatzsucher strömen nach Walbrzych
Und nochmal SPON: „Das Rätsel um den gepanzerten Nazi-Zug in Polen
„Bild“ schreibt: „Das Geheimnis um den Nazi-Zug von Walbrzych
„Die Welt“ bringt ein Video: „Finder wollen Finderlohn – Gibt es Panzerzug mit Nazigold wirklich?
N-TV bringt einen ausführlichen Artikel: „Nazi-Zug erweist sich als „Goldgrube“