Schloss Osterstein bei Gera war eine der vielen deutschen Mini-Residenzen, in denen Fürstenfamilien mit allem nur möglichen Prunk Hof hielten.
Auf Osterstein regierte die jüngere Linie des Hauses Reuss. Vom Selbstbewusstsein her konnten die Thüringer es problemlos mit Kaiser und Papst aufnehmen.
Das Schicksal des einst prächtigen Schlosses und seiner Überreste stimmt – bis heute – wehmütig. Der Bergfried, einziger erhaltener Teil der zu DDR-Zeiten gesprengten Schlossruine, ist seit 2010 zugesperrt.
Das Biergarten-Restaurant Schloss Osterstein, das bislang wenigstens am Wochenende für Leben sorgte, schließt zum 30. November 2015. Der für die Buga 2007 eigens hergerichtete Schlossgarten ist nur noch von außen zu bewundern.
Die beliebten Ausstellungen in Beamtenhaus und Remisen fallen mangels städtischer Zuschüsse aus.
Und dann sind da immer noch Nachkommen der einstigen Kleinkönige, die die Enteignung von 1945 nicht akzeptieren wollen.
Es sieht also so aus, als ob die Reste von Schloss Reuss erstmal einige Jahre unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor sich hin rotten werden, bis vielleicht wiedermal ein Rettungspaket des Bundes Geld über den Freistaat regnen lässt.
Laut OTZ-Printausgabe werden übrigens Ehrenamtler gesucht, die gelegentlich den Schlossgarten aufschließen. Das wäre immerhin mal ein Lichtblick.
Das Schloss blickt auf 900 Jahre Geschichte zurück: An Stelle einer slawischen Wallanlage hatten die Herren von Weida nach 1100 hier eine Burg errichtet. Der erhaltene Bergfried war ein Teil davon.
1550 fiel die Burg an die Familie Reuß, die sie ab 1560 zu einem Renaissanceschloss umbaute.
In Folge ständiger Teilungen und Zusammenlegungen der diversen Reuß’schen Kleinstaaten wurde Schloss Osterstein von 1863 bis 1918 Residenz des Fürstentums Reuß jüngere Linie.
Im April 1917 wurde hier nochmal eine glanzvolle Fürstenhochzeit gefeiert: Feodora Reuß heiratete Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, bis 1914 letzter Gouverneur der deutschen Kolonie Togo. Die Beziehung endete tragisch: Die Prinzessin starb 1918 bei der Geburt ihrer ersten Tochter.
Das Schloss blieb nach Kriegsende weiter im Besitz der Fürstenfamilie. Das Ende der Anlage kam dann am 6. April 1945 durch einen Angriff der US-Luftwaffe.
Vom Schloss blieb nur eine Ruine. Wenige Woche später folgte die Enteignung. Als einziger Teil des Schlosses wurde später der Bergfried restauriert, der Rest am 9. Dezember 1962 gesprengt – als Beitrag des DDR-Regimes zur „Verschönerung“ von Gera, wie es offiziell hieß.
An Stelle der Hauptburg entstand im 1960er-Jahre-Design das Terrassencafé Osterstein. Es gehört der Geraer Wohnungsbaugesellschaft GWB „Elstertal“. Reuss-Erben klagen auf Rückerstattung.
Das seit Jahren laufende Verfahren blockiert eine nötige Sanierung des Gastro-Betriebs, schreibt die Ostthüringer Zeitung. Deshalb wurde auch kein Nachmieter gesucht.
Weiterlesen:
Hier geht es zu einem aktuellen Artikel von Ulrike Kern in der Ostthüringer Zeitung: „Schloss Osterstein zu Gera im Dornröschenschlaf“
Marcel Hilbert schreibt in der OTZ: „Restaurant auf Schloss Osterstein in Gera schließt im Herbst“
Nachtrag: Gute Nachrichten: Es geht weiter auf Schloss Osterstein. Drei Bürger aus Gera haben das Areal gekauft.
„Und dann sind da immer noch Nachkommen der einstigen Kleinkönige, die die Enteignung von 1945 nicht akzeptieren wollen“
Es wäre klüger gewesen, es zurückzugeben. Jetzt hat es die Gemeinde an der Backe.
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