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CSU-Stadtrat schlägt vor: Flüchtlinge auf Schloss Nymphenburg




Schloss Nymphenburg / Foto: Wikipedia / Richard Bartz / CC-BY-SA 2.5 / Foto oben: Rufus46 / CC-BY-SA 3.0
Schloss Nymphenburg / Foto: Wikipedia / Richard Bartz / CC-BY-SA 2.5 / Foto oben: Rufus46 / CC-BY-SA 3.0

Der Nymphenburger Stadtrat Marian Offman (CSU) hat sich bundesweit bekannt gemacht, indem er sich an einen Vorschlag aus einem Kunstprojekt für Flüchtlinge anhängte.

Die Idee: Ein Teil der Flüchtlinge, die der bayerischen Landeshauptstadt zugeteilt werden, sollten statt in Zelten doch besser in einem leerstehenden Trakt von Schloss Nymphenburg untergebracht werden.

Offmann schlägt vor, den denkmalgeschützten nördlichen Trakt des Barockschlosses zur Maria-Ward-Straße hin für alleinstehende Frauen mit Kindern zu öffnen. Dort war zuvor das das Institut für Mikrobiologie der Universität München untergebracht


Aktuell kommen etwa 900 Flüchtlinge pro Monat in München an. Die Idee stammt von Wolfram Kastner vom Kunstprojekt für Flüchtlinge Herein, der sie in einem Brief dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer unterbreitete.

Dass ein CSU-Mann den Vorschlag weiterträgt, kommt auch deshalb überraschend, weil der humane Umgang mit Asylsuchenden nun mal nicht als Lieblingsthema der Staatspartei bekannt ist.

MP Seehofer ließ ja jüngst die Idee zweier grenznaher Lager (natürlich nur für Asylbewerber vom Balkan) im Bayernkurier verkünden.

Und jetzt kommt aus der Partei die Idee, Flüchtlinge in einem der Vorzeigeschlösser des Freistaats aus dem 18. Jahrhundert mit 300.000 Besuchern pro Jahr einzuquartieren?

Historisch gesehen ist der Vorschlag gar nicht ungewöhnlich. 1945/46, angesichts zerbombter Städte und eines Millionenstroms von Flüchtlingen und Vertriebenen, dienten viele Schlösser als provisorische Unterkunft. Ganz einfach mangels Alternativen und weil sich so schnell viele Menschen zentral unterbringen ließen.



 Es geht um den rot markierten Trakt neben der Gärtnerei und dem historischen Gewächshaus / Bild: Openstreetmap
Es geht um den rot markierten Trakt neben der Gärtnerei und dem historischen Gewächshaus / Bild: Openstreetmap

Es ist dem historischen Interieur in der Regel nicht gut bekommen, da die mit leeren Händen Kommenden in ihrer erstmal Not erstmal Möbel und hölzerne Wandverkleidungen verfeuerten. So geschehen etwa auf Schloss Marienburg bei Hannover. Was nicht brannte, wurde oft auf dem Schwarzmarkt zu Geld gemacht.

Letztendlich schafft die Unterbringung von Flüchtlingen in jahrhundertealten Baudenkmälern also Folgekosten, die unter Umständen enorm ausfallen. Das dürfte sich auch bei der Münchner CSU herumgesprochen haben.

Wieso also der Vorschlag, der angesichts der nötigen Umbauten und wegen des zu erwartenden Einspruchs der Denkmalschützer keine Chance auf Erfolg hat?

Ob es wohl etwas damit zu tun hat, dass mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die aus Sicht der CSU falsche Partei an der Regierung ist? Oder will hier ein Lokalpolitiker das Land zwingen, sich endlich mal zur Zukunft des leer stehenden Seitentraktes zu äußern (keine schlechte Idee).

Begeistert aufgenommen wird die Idee natürlich bei den strammrechten „Asylkritikern“. Eine einschlägige Seite lügt den Hinterbänkler-Vorschlag ganz ungeniert zum Plan der Stadt München um („München will Flüchtlinge in Schloss unterbringen“), was trefflich in die Hetzkampagnen vom untergehenden Abendland passt.

Bis zu einer Antwort aus dem Rathaus werden noch einige Wochen vergehen. Die Münchner Politik macht schließlich erstmal Sommerpause.

Presseecho zum „Flüchtlinge ins Schloss“-Vorschlag:
Thomas Schmidt schreibt in der Süddeutschen Zeitung: „Stadtrat will Flüchtlinge im Schloss unterbringen
Christian Pfaffinger schreibt in der Abendzeitung: „CSU-Vorschlag: Flüchtlinge ins Schloss?