1968 zahlte der Grafiker aus Hessen (damals 40) 40.000 D-Mark an den Fürsten zu Castell und wurde so stolzer Burgbesitzer der reichlich heruntergekommenen Veste mit dem mächtig-runden romanischen Bergfried – einer der ältesten Burgen Frankens, zwölf Kilometer westlich vom schönen Bamberg.
Unten im Dorf schauten die Einheimischen misstrauisch, was der Zugereiste da vorhatte, merkten aber bald: „Der tut ja was!“.
Jahrzehntelang renovierten Fischer und seine Frau Eveline und putzten die Burg heraus. Aus dem Rittersaal (unter dem Vorbesitzer ein Getreidespeicher) wurde wieder ein repräsentativer Ort, der heute vom Ort Lisberg als Trauzimmer genutzt wird.
In der Burgküche ist historisches Geschirr zu sehen, das Fischer jahrelang gesammelt hat. Und die Dächer sind auch wieder dicht.
Burg-Erhalt als Lebenswerk
Die aus sieben Häusern bestehende Burg liebevoll zu erhalten, wurde sein Lebenswerk. Heute, mit 86, fragt sich Fischer, wer sich um die Burg kümmert, wenn er mal nicht mehr da ist.
Der Bayerische Rundfunk hat Fischer bereits um 1970 auf der Burg besucht und einen Beitrag gedreht. Jetzt kam wieder ein Filmteam auf die Burg.
Entstanden ist ein elfminütiger gefühlvoller Beitrag (aus dem September 2014) von Monika Sarre-Mock mit Rückgriffen auf das alte Filmmaterial.
Fischer ist zu sehen, wie er als frisch gebackener Burgherr flott Latten durch den Burghof schleppt und wie er mehr als 40 Jahre später an gleicher Stelle über die Vergangenheit sinniert.
Fischers Frau, Sohn und Enkel sind gestorben. Aber die Burg, und mit ihr die schönen Erinnerungen, ist noch da.
Glücklicherweise gibt es auf der Burg noch Werner Raucher, der Hans Fischer eherenamtlich hilft, zum Beispiel beim Vorereiten von Trauungen.
Auch die Lokalpolitik interessiert sich für die Burg und eine künftige Nutzung. Fischer favorisiert ein Museum. Auch klassische Konzerte im herrschaftlichen Saal des Frauenhauses wären möglich, wie sie vor 30 Jahren schon einmal stattfanden. Im Filmbeitrag ist gerade der junge Lisberger Bürgermeister zu Besuch.
Potentielle Interessenten gibt es, etwa die Familie, die 1976 den Vorhof der Burg gekauft hat und dort Weinverkostungen anbietet.
Und hier geht es zum Filmbeitrag des BR:
Burg Lisberg geht auf eine Befestigung aus der Zeit um das Jahr 820 zurück. Die ältesten heute noch stehenden Teile stammen aus dem 12. Jahrhundert. Der romanische Bergfried wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet. Das Palas stammt von 1600.
Zu den Auswirkungen der Wirren der folgenden Jahrhunderte auf die Burg heißt es bei Wikipedia: „Im Bauernkrieg 1525 wurde nur die Vorburg beschädigt und in den Markgrafenkriegen und im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Burg durch kluge Politik der Lisberger keine Zerstörungen“.
Prägend für die Burg war der Umbau der Wohngebäude durch Otto Philipp von Münster um 1776 im Stil der Renaissance und (innen) inspiriert durch die letzten Jahre des Ancien Regime – was man heute wieder im Rittersaal sehen kann.
1855 ging die Burg an die Fürsten Castell zu Castell. Hans Fischer ist der erste nichtadelige Besitzer.
Studenten sortieren Funde
Bei so viel Geschichte sammeln sich auch reichlich archäologisch interessante Objekte an. Erst im Februar sortierten und inventarisierten Bamberger Studenten und interessierte Laien auf der Burg gemachte Funde. Sogar die dpa schickte jemanden vorbei und brachte einen ausführlichen Artikel: „Geduld statt Abenteuer: Uni-Workshop für Hobby-Archäologen“ (hier veröffentlicht auf der Seite Merkur.de)
Eine Besichtigung der Burg ist möglich, wenn man vorher anruft: Telefon 09549/207 (ja, die Vorwahl ist deutlich länger als die Durchwahl).
Update: 2015 hat Hans Fischer (zu diesem Zeitpunkt 87) einen Nachfolger gefunden und die Burg an den Auktionator Johann Sebök aus Bamberg verkauft. Dieser baue die Burg seitdem „mit neuen Ideen und Konzepten zu einem lebendigen Schmuckstück der Region aus“, heißt es auf Bamberg.info.
Hans Fischer ist verstorben
Nachtrag: „Das Herz der Burg hat aufgehört zu schlagen“: Hans Fischer ist tot. Am 18.2.2016 ist Fischer verstorben. Hier die Traueranzeige. Mein Beileid an die Angehörigen.
Die Lage der Burg bei Google Maps: