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Schloss Broich: Eingemauerte Zeitkapsel gefunden




Schloss Broich: Blick auf die Überreste des Bergfrieds / Foto: Wikipedia/Oliver Koeneke (Benutzer i.c.wiener)
Schloss Broich: Blick auf die Überreste des Bergfrieds / Foto: Wikipedia/Oliver Koeneke (Benutzer i.c.wiener) / CC-BY-SA 3.0

Innenhof, Palas und und Westflügel von Schloss Broich / Foto: Wikipedia/uxyso
Innenhof, Palas und und Westflügel von Schloss Broich / Foto: Wikipedia/uxyso

Bei der Sanierung der Mauern von Schloss Broich in Mülheim/Ruhr sind Bauarbeiter auf einen Hohlraum gestoßen. Darin klang es metallisch. Sie schauten nach und stießen auf einen Kasten aus Kupferblech: Eine 38,4 x 29,7 Zentimeter große „Zeitkapsel“.

Die Stadt Mülheim informierte das für die Archäologie zuständige LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland.

Die Gestaltung des Deckels – oben eine Krone, darunter in Großbuchstaben „I R 159“ – ließ bereits erahnen: Hier handelt es sich um ein Relikt, das in Verbindung mit dem Ersten Weltkrieg steht. Die Abkürzung bezieht such auf das in Mülheim stationierte Infanterie-Regiment 159.

Bis zur Notsicherung der einsturzgefährdeten Mauer vor drei Jahren war an der betreffenden Stelle eine Gedenktafel angebracht, die an die Regimenter 159 und 219 erinnern sollte.

Es begann eine spannende Detektivarbeit zur Historie des Fundes. Die Kassette wurde gemeinsam mit einer Restauratorin des LVR-Archäologischen Parks Xanten vorsichtig geöffnet und ihr Inhalt unter Leitung von Dr. Julia Obladen-Kauder dokumentiert.

Es kamen 28 gut erhaltene Zeitdokumente – unter anderem Zeitungen aus dem Jahre 1928, viele Bilder, ein kompletter Münzsatz und vieles andere mehr – zutage.



Schloss Broich in Mülheim /gemeinfrei
Schloss Broich in Mülheim /gemeinfrei

Neben diversen Schriftdokumenten, Bildern und Plänen, die sich auf Mülheim beziehen, gibt es mehrere Objekte, die einen Bezug zum Weltkrieg und den Umständen der Deponierung der Kassette im Jahr 1928 haben.

Es handelt sich um ein 2,9 Zentimeter großes Medaillon mit der Aufschrift „Zur Erinnerung A. D. Festl. EINZUG d. Inft. Regt. No 159 1899“, das auf der Rückseite das Mülheimer Wappen aufweist. Es bezieht sich auf die Verlegung des „Königlich Preußischen 8. Lothringischen Infanterie-Regiments 159“ in die Mülheimer Kaserne am 30. März 1899.

Hochschloss von Schloss Broich / Foto: Wikipedia / Tuxyso / CC-BY-SA 3.0
Hochschloss von Schloss Broich / Foto: Wikipedia / Tuxyso / CC-BY-SA 3.0

Das aussagekräftigste Dokument ist eine mit Tusche auf Pergament geschriebene „Urkunde über das königlich preußische Infanterie-Regiment Nr. 159, das Reserveinfanterie-Regiment Nr. 219 und deren Regimentsorganisation. Eingemauert am 1. Juli 1928, dem Tage der Grundsteinlegung.“

Die elf beschriebenen Seiten enthalten die Geschichte beider Regimenter in den Jahren 1897 bis 1918 und die Geschichte des danach gegründeten „Freikorps Schulz“.

Siegfried Schulz war letzter Kommandeur des Regiments 159 beim Waffenstillstand 1918 und unterstützte mit seinem „Freikops“ nach Kräften den Kapp-Putsch und die blutige Niederschlagung der Arbeiterunruhen an der Ruhr.

Die Kassette war am Tage der Grundsteinlegung am 1. Juli 1928 in ein Ehrendenkmal – die sechs Meter hohe Skulptur eines bronzenen Fackelträgers des Düsseldorfer Künstlers Carl Moritz Schreiner – an der Mülheimer Witthaushöhe eingemauert worden.

Die im Volksmund „der nackte Heinrich“ genannte Statue wurde jedoch 1933 unter nicht vollständig geklärten Umständen abgerissen und verschrottet.

Auf Initiative von Hinterbliebenen der Regimentsangehörigen gelangte die Kassette dann 40 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, am 4. Mai 1958, in die Mauer von Schloss Broich, als auch die Gedenktafel angebracht wurde.

Beim LVR fragt man sich nun, wo die Schatulle in der Zeit zwischen 1933 und 1958 geblieben ist…?


Quelle:
Dieser Artikel basiert weitestgehend auf einer Pressemitteilung, die der Landschaftsverbands Rheinland (LVR) verschickt hat: „Eine Kassette mit vielen Überraschungen“