1946: Bei einer Grabung auf Burg Niedzica nahe Krakau findet Andrzej Benesz ein vergrabenes Zinnrohr. Darin kommt eine jahrhundertealte Lederschnur mit Knoten zum Vorschein.
Ziemlich ungewöhnlich für Osteuropa: Mit solchen Quipu genannten Schnüren gab die Oberschicht der Inka zur Blütezeit ihres Reichs in Peru verschlüsselte Botschaften weiter.
Und was machen alte Inka in Polen?
Benesz, später Vizepräsident des polnischen Parlaments, war auf eine fantastische Geschichte gestoßen.
Sie würde den perfekten Stoff für einen Hollywood-Thriller á la Illuminaten abgeben: Es geht um Liebe, Krieg und den verfluchten Goldschatz aus Südamerika, der irgendwo bei Burg Niedzica versteckt sein soll – und einen 500 Jahre alten Code, den nicht mal die NSA knacken kann…
Fakt ist, dass der ungarische Adelige Sebastian Berzewiczy 1760 nach Peru reist. Wie so viele sucht er nach Inka-Gold, das die Conquistadoren übersehen haben. Das fand er zwar nicht. Aber er ehelichte eine Nachfahrin des von den Spaniern ermordeten Inka-Herrschers Atahualpa: Umina Atahualpa. Beide hatten eine Tochter, die sie ebenfals Umina nannten.
Es waren unruhige Zeiten in Peru. 1780 starteten die Ureinwohner unter José Gabriel Condorcanqui einen Aufstand gegen die Spanier. Condorcanqui führte seine Herkunft auf den „letzten Inka“ Tupac Amaru zurück und nannte sich Tupac Amaru II.
Die „polnische Inkaprinzessin“ Umina Berzewiczy war für ihn eine standesgemäße Partie. Beide heirateten – und sie sollen einen gemeinsamen Sohn haben. Im Mai 1781 richteten die Spanier den selbsternannten Inka-König hin.
Die Reste des „Hofstaats“ flohen nach Europa – angeblich mit dem Staatsschatz der Aufständischem aus Inka-Gold. Glücksritter Berzewiczy, der sich dem Widerstand der Peruaner angeschlossen hatte, soll die Truppe schließlich auf der Familienburg Dunajec in Niedzica versteckt haben.
Auf dem Schloss wird erzählt, der spanische Geheimdienst habe die Inka-Gruppe jedoch 1797 in Polen aufgespürt und Umina erstochen.
Der Sohn, sozusagen Tupac Amaru III. sei dem Massaker entgangen und von Verwandten adoptiert worden. Das Gold, so wird auf der Burg erzählt, ja das sei irgendwo in der Nähe der Festung vergraben. Die Lage des Schatzes sei in dem Quipu verschlüsselt.
Den kann nur seit Jahrhunderten niemand mehr lesen…
Zurück zu Andrzej Benesz und den Fakten. Dass der spätere Politiker auf der Burg an einer bestimmten Stelle gegraben hat, war kein Zufall. Der 1918 Geborene hatte zuvor in Krakau ein Testament und eine Adoptionsurkunde gefunden.
Diese wies seinen Urgroßvater als Nachfahren der Inkakönige aus. Benesz wäre danach der Ur-Ur-Enkel der Inka-Prinzessin Umina Berzewiczy.
In dem Dokument war das Versteck einer Art Knotenschrift-Landkarte beschrieben, die wiederum zu einem Schatz führen soll. In dem Testament war beschrieben, wo die Schatzkarte zu finden sei: Codiert als Quipu-Schnur.
Der Politiker Benesz kam 1976 auf dem Weg von Warschau nach Danzig bei einem ungeklärten Autounfall ums Leben, kurz bevor er seinen Sohn in das Geheimnis einweihen wollte. Inzwischen schießen allerlei Verschwörungstheorien ins Kraut, bis hin zum „Fluch der Inka“.
Nach Ende der Diktatur in Polen, hat der Journalist Aleksander Rowinski die Geschichte publik gemacht. Daraufhin begannen private Schatzsucher in den Beskiden nach dem Inka-Gold zu suchen.
Bislang profitiert nur das Museum auf Burg Niedzica von der fantastischen Erzählung. Und solange der Inka-Code der verschnürten Knoten nicht geknackt ist, wird niemand wissen, ob der Schatz nicht vielleicht doch existiert…
Den aktuellen Stand der Inka-Knoten-Forschung erfährt man übrigens beim 2002 gestarteten „Khipu Database Project“ an der Universität Harvard. Mehr zum Initiator Manny Medrano steht hier: „The College Student Who Decoded the Data Hidden in Inca Knots“ (Link zum Artikel bei Atlasobscura.com).
Ich halte die Schatz-Story für unwahrscheinlich. Da die peruanischen Flüchtlinge jahrelang in Europa lebten, dürften sie alles Geld am Ende für ihren Unterhalt aufgebraucht haben.
Wenn sie etwas verstecken mussten, dann eher Dokumente mit Bezug zum Aufstand, zum Beispiel Unterstützerlisten.
Aber viel Spaß beim Suchen!
In Deutschland und der Schweiz geistert die Geschichte gelegentlich durch den Blätterwald:
Bernhard Lill schreibt 1998 in der „Zeit“: „Der Fluch der Inkas“ (Artikel hinter Paywall)
In der Neuen Zürcher Zeitung war 2004 zu lesen: „Ein geheimnisvoller Inkaschatz in Polen“
Die Seite „Wege-nach-Osten“ berichtet über „„Die Inkaprinzessin“ Umina Berzeviczy (1762-1797)“
Wenn der Inkaschatz jemals in Polen gewesen ist, dann haben sich den schon lange irgendwelche Polen unter den Nagel
gerissen ?
Ivan !
Ich warte(en) woher Du es wissen ? ? ?
Wenn der Inkaschatz jemals in Polen gewesen ist, dann haben sich den schon lange irgendwelche Polen unter den Nagel gerissen. Ansonsten ist das der gleiche Blödsinn wie der Panzerzug mit dem Nazigold aus Breslau.
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