Womit unterschreibt ein Märchenkönig in seinem Schloss wichtige Weisungen? Bayerns Ludwig II. war ein Füllfederhalter dafür viel zu gewöhnlich. Der König orderte daher in der Meissner Porzellan-Manufaktur im befreundeten Königreich Sachsen das damals vermutlich teuerste Schreibzeug der Welt.
Das Porzellanset hat sich zwar auf Schloss Linderhof erhalten. Doch leider stahlen Unbekannte vor 20 Jahren wichtige Teile. Ein traurieger Anblick. Erst jetzt konnte das Stück wieder komplettiert werden.
Es ist frisch jetzt restauriert auf Ludwigs kleinsten Schloss, Schloss Linderhof, zu sehen.
Das Set besteht aus einer Krone (darin versteckt sich eine Glocke zum Herbeiklingeln des untertänigen Personals) sowie ein fein bemalter Himmels- und ein Erdglobus. Diese teilweise vergoldeten Kugeln dienen als Tintenfass und Streusandbüchse.
Mit dem Sand wurde die noch feuchte Tinte abgestreut, damit sie nicht wie im Heft eines Fünfklässlers verschmiert. Globen und Krone stehen in einer Schale, die die Krönung von Ludwig II. zeigt.
Vorbild für das royale Schreibgerät war das berühmte „Tintenzeug“ der noch berühmteren Madame de Pompadour, das heute in der Münchner Residenz zu sehen ist.
Ludwig sah sich als eigentlicher Nachfolger des absolutistischen Ludwig XIV. – und achtete peinlich darauf, dass niemand es ihm gleichtat. So befahl der der Porzellanmanufaktur, die Formen für sein Schreibset zu vernichten.
Das wertvolle Stück kam vor 20 Jahren in die Asservatebkammer, da die Kronen-Glocke und einer der Globen sowie die Hälfte des anderen gestohlen worden waren.
Das frisch restaurierte Schreibset steht jetzt es in einer Vitrine am königlichen Schreibtisch in Linderhof.
Dieser Artikel geht auf eine Pressemitteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung zurück: „Ludwigs II. Schreibzeug wieder in Schloss Linderhof“