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Schloss Wissen: Seit 560 Jahren in Familienbesitz – und heute ein Hotel



Eine Brücke führt zur Kernburg von Schloss Wissen / Der wehrhafte Dicke Turm (Foto oben) ist ein Wiederaufbau des 19. Jahrhunderts / Fotos: Burgerbe.de

Der Niederrheiner ist ein Freund der Kontinuität, gerade auch bei Schlössern. 1461 kaufte Johann van den Loe das Schloss Wissen im heutigen Weeze für 9450 Rheinische Gulden als Wohnsitz für seinen frisch verheirateten Sohn Wessel.

563 Jahre später heißen die Besitzer von Loë und wohnen immer noch da.

Das Schloss ist so eine Art ruhiger Gegenpol zum nahe gelegene emsigen Ryanair-Flughafen. Es gilt als einer der bedeutendsten Adelssitze des Niederrheins.


Das Denkmal wird heute als Schlosshotel genutzt. Freundlicherweise dürfen Besucher das Gelände auch betreten, ohne gleich Übernachtung mit Frühstück buchen zu müssen (andere Schlosshotels in der Nähe sind da nicht so offen).

Schloss Wissen: Die Kapelle (rechts)

Im 13. Jahrhundert entstand hier, im Grenzland zwischen den Herzogtümern Geldern und Kleve, wohl eine Turmhügelburg mit einem befestigten Wohnturm.

Dort saß Ende des 14. Jahrhunderts die Familie van der Straten, die den Amtmann des zu Geldern gehörenden Amtes Goch stellte.

Die Anlage aus wasserumflossener Burg und Vorburg muss damals für niederrheinische Verhätnkisse schon vergleichsweise groß gewesen sein.

Und sie war nicht ganz unbedeutend. Zur Einweihung der Burgkapelle kam 1402 eigens Weihbischof Konrad von Köln.




Innenhof von Schloss Wissen

Und dann ging’s ja auch schon los mit den von Loes. Besagter Wessel, der das Schloss vom Vater geschenkt bekommen hatte, erwies sich als treuer Gefolgsmann des Herzogs von Kleve. Der übertrug ihm zum Dank die Gerichtsbarkeit über Wissen.

Das hatte zur Folge, das Wessel das Untergeschoss des Dicken Turms umgehend zum Kerker ausbauen ließ, um Delinquenten bis zum Prozess festzuhalten.

Sein Nachfahre Franz van den Loe ließ das Schloss um 1550 zu einer Vierflügelanlage im Stil der niederländischen Renaissance umbauen und allerlei Erkertürmchen hinzufügen.

Plündernde Hessen

Schloss Wissen: Die neugotische Kappelle

Die hessischen Söldner, die 1641 marodierend den Niederrhein entlangzogen, hatten für solcherart verspielte Architektur nur Spott übrig und plünderten das Schloss ausgiebig.

Da half auch das Hochziehen der hölzernen Zugbrücke nichts (die heutige Steinbrücke stammt von 1740).

Schluss mit dem Renaissanceschloss war allerdings erst 1770, als Karl von Loë dem Drängen seiner Gattin Alexandrine nachgab, die dringend ein barockes Landschloss nach französischem Vorbild haben wollte.

„Dabei wurden sämtliche architektonischen Elemente des 16. Jahrhunderts entfernt, und das Mauerwerk aus Backstein erhielt einen weißen Verputz“, heißt es bei Wikipedia. Weiß galt der Gräfin als vornehm.

Der Dicke Turm passte ihr auch nicht ins Konzept der Sichtachsen. Viel zu hoch und zu martialisch. Er wurde bis auf eine Höhe von etwa zwölf Metern abgetragen.

Vorburg und Dicker Turm

Als im 19. Jahrhundert das „deutsche Mittelalter“ mächtig en Vogue war, ließen Graf Max von Loë und seine Frau Therese ab 1876 die Barock-Elemente entfernen und die Anlage im Stil einer Art, heute würde man sagen „Fantasy-Mittelalters“ umbauen.

Glücklicherweise konnte man gelegentlich noch alte Pläne nutzen, etwa beim Wiederaufbau des Dicken Turms.

Auch die neugotische Kapelle stammt aus dieser Epoche.

Im Zweiten Weltkrieg gingen allerlei Granatsplitter in den Dachstühlen nieder. Daher war ab 1969 eine vierjährige Sanierung nötig.

Heute ist das Schloss ein Hotel: Hier geht’s zur Website.