Im an alten Wehrbauten reichen Indien bahnt sich eine skandalöse Vernichtung historischer Bausubstanz an – ausgerechnet zugunsten eines (künstlich bewässerten) Golfplatzes.
Es geht um das Fort Golconda bei Hyderabad in Südindien. Hier hat das Tourismusministerium des Bundesstaates Andhra Pradesh den Bau eines 18-Loch-Golfkurses in einem aus dem Jahr 1724 stammenden Teil der Festung genehmigt, dem sogenannten Naya Qila. Und das kurz bevor es gar nicht mehr für das Gebiet zuständig war.
Die dazu nötigen Abrissarbeiten „störender“ Mauern und die Verlegung von Wasserleitungen haben bereits begonnen. Zuvor fand nicht einmal eine Notgrabung statt. Das melden diverse indische Medien und dankenswerterweise die Deutsche Presseagentur (dpa).
Denkmalschützer erheben Vorwürfe, im Vorlauf seien unlautere Mittel angewandt worden, um die Genehmigung zur Erweiterung des bereits hier bestehenden Golfplatzes zu erhalten. Seit Jahren gibt es eine Bürger-Opposition gegen das Projekt, die aber offenbar gegen das Netzwerk aus lokalen Investoren und Verwaltung nichts ausrichten kann.
Golconda/Golkonda ist eine in Ruinen liegende Festungsstadt. Von 1512 bis 1687 war sie Hauptstadt des Sultanats Telangana. Die Festungsstadt liegt auf einem 120 Meter hohen Granithügel. Sie besteht aus vier unterschiedlichen Festungen mit 87 halbkreisförmigen Bastionen.
Die äußere Mauer ist zehn Kilometer lang. Denkmalschützer versuchen seit Jahren, das Gelände unter Unesco-Welterbeschutz zu stellen. Laut indischem Recht darf 200 Meter rund um historische Monumente nicht gebuddelt und gebaut werden.
Doch die stetig wachsende Stadt nähert sich derweil auf breiter Front der Festungsmauer. Und die Elite braucht Platz zum Golfen.
Die Gegend ist bekannt für spektakuläre Diamantenfunde. Der berühmte Koh-i-Noor (heute Teil der britischen Kronjuwelen) soll von hier stammen.
Die Golfplatz-Gegner schöpfen Hoffnung durch einen Wechsel der Verwaltung: Seit Juni 2014 gehört Golconda nicht mehr zum Bundesstaat Andhra Pradesh, sondern zum neu gegründeten Telangana.
Dessen Regierung ließ die zentrale Feier zum indischen Unabhängigkeitstag (15. April) nun in Golconda stattfinden. Denkmalschutz-Aktivisten sehen darin ein Bekenntnis zum historischen Erbe und hoffen, dass nun ernsthaft über den Schutz der Festung diskutiert wird.
Allerdings: Die neue Verwaltungsspitze hat ebenso wie die alte drei Lieblingssportarten: Cricket, Polo und Golf…
Weiterlesen:
Hier geht es zum dpa-Artikel (via Süddeutsche.de): „Golfkurs statt Ausgrabungen im Golconda Fort in Indien“
Oneindia berichtet: „India I-Day celebrations to bring focus back on Golconda Fort“
Der New Indian Express schrieb bereits 2009/20012: „Golf course near Golconda Fort opposed“
Idyllische Bilder des Clubs gibt es auf „hyderabadgolfclub.co.in“ zu sehen
Golconda Fort und das Häusermeer von Golconda:
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