Anfang der 1980er Jahre war das Wahrzeichen des Städtchens Aulendorf – zum Teil nach dem Vorbild französischer Barockschlösser – stark verfallen.
Das Land Baden-Württemberg sprang als Retter ein und investierte von 1989 bis 2000 den Gegenwert von stolzen 32 Millionen Euro in die Sanierung der vom Land als „bedeutendes Baudenkmal“ klassifizierten Immobilie.
Heute beherbergt das Schloss Teile der Stadtverwaltung und ein Schloss-/Spielzeugmuseum.
Rückblick: Im 12. Jahrhundert entstand hier eine recht große Burg, zunächst welfisch, dann staufisch – Teile ihrer Ringmauern sind heute in den Bau integriert. 560 Jahre lang – von 1381 bis 1941 – ist die Anlage im Besitz der Grafen von Königsegg-Aulendorf.
Die immerhin reichsunmittelbaren Grafen bauten die Burg zunächst im 14. und 15. Jahrhundert wehrhaft aus: Sie bekam ein befestigtes Tor und einen Treppenturm im Innenhof.
Barocke Erweiterung von Schloss Aulendorf
Den Dreißigjährigen Krieg überstand die Anlage gut. 1699 bis 1701 bauten die Königsegger sie dann durch Erweiterungen im Barockstil massiv aus und machten eine prächtige Residenz daraus.
Als Architekten holten sie sich dazu den Vorarlberger Johann Beer und den Franzosen Feignet.
Dabei bekam das Schloss weitgehend seine heutige, weithin sichtbare Gestalt mit den prägnanten gotischen Staffelgiebeln. Die Grafen und ihre Gattinnen waren ziemlich bauwütig.
Die Baugeschichte des Schlosses umfasst durch die Jahrhunderte fünf Stilepochen. Anhand einer Tafel am Schloss (Bild links) lässt sich das gut nachverfolgen.
Schloss Aulendorf: Verschlafene Idylle
Schluss mit der Regierungsverantwortung in Grafenhand war dann 1806. Das Schloss Aulendorf von Anno 1860 – siehe Bild oben – wurde vom Maler Albert Emil Kirchner als verschlafene Idylle in Szene gesetzt.
Rein beruflich war den Grafen die Verwaltung ihres Besitzes ohnehin zu wenig gewesen. Traditionell bekleideten die Königsegger hohe Ämter am Habsburger Hof in Wien.
Graf und Gräfin waren beispielsweise Oberhofmeister bei Kaiserin Elisabeth („Sisi“).
1941 verkaufte der Graf das Schloss an die Deutsche Reichspost. Die nutzte es zur Erholung für gestresste Mitarbeiter – und transportierte die Inneneinrichtung nach Osten ab.
Das ausgeschlachtete Schloss fiel in den 1960er Jahren an den Verein Freundeskreis Bayern und Schwaben, der natürlich keine Mittel hatte, eine so große Anlage fachgerecht zu erhalten.
Zeit des Niedergangs
Jahre des Verfalls folgten. Der Hausschwamm machte sich in vielen Räumen breit. Sogar über einen Abriss wurde schon nachgedacht. Der Verein vererbte das Schloss dann bei seiner Auflösung an das Land, das eine jahrelange Sanierung startete.
Heute ist das strahlend weiße Schloss wieder ein Schmuckstück. Im Schlossmuseum in der ehemaligen Schlossbibliothek wird die Spielzeugsammlung des Landesmuseums Württemberg gezeigt:
Historische Spielsachen aus der Zeit seit dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, darunter auch eine Sammlung von Dampfmaschinen und historischen Eisenbahn-Modellen.
Zur Geschichte des Schlosses schreibt Barbara Schupp auf Schwäbische.de: „Schloss Aulendorf – in letzter Minute gerettetes Schmuckstück“
Weiterlesen:
Und hier geht’s zur Seite mit allen Infos über Schloss Aulendorf (Öffnungszeiten, Führungen, Heiraten und Kaffeeklatsch mit Gräfin Paula)
Mehr Artikel zu Burgen und Schlössern in Baden-Württemberg hier im Blog
Drohnenflug über Schloss Aulendorf:
Die Lage des Schlosses via GoogleMaps:
Lage:
Schloss Aulendorf
Hauptstr. 35
88326 Aulendorf
Hallo, ich beschäftige mich im Rahmen meiner Dissertation mit Schloss Aulendorf. Können Sie mir Informationen zu dem Bild geben, das am Anfang des Artikels zu sehen ist?
Vielen Dank und mir freundlichen Grüßen
Die dazugehörige Kirche verdeutlicht sehr schön die lange Bauzeit, die über mehrere Epochen verlief :) Übrigens kommt der Name der Stadt von Alah-dorf und Alah ist das altgermanische Wort für Heilig – ähnlich wie im Arabischen.
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