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Schloss Landsberg: August Thyssens Burg an der Ruhr



Rundturm von Schloss Landsberg
Rundturm von Schloss Landsberg / Fotos: Burgerbe.de

Ein Stahlbaron muss standesgemäß wohnen. Nah bei seinen Zechen und Hüttenwerken zwar, aber natürlich haushoch über den Ameisenheeren der Arbeiter.

Im Ruhrgebiet kann man das gut sehen: Was den Krupps ihre Essener Villa Hügel (und ihr Sommersitz Schloss Blühnbach) war, war für August Thyssen Schloss Landsberg.

Graf Adolf V. von der Mark hatte Ende des 13. Jahrhunderts einen Höhenzug am südlichen Ruhrufer mit einer Burg befestigen lassen, um die Ruhrbrücke bei Kettwig zu schützen (eine wichtige Zolleinnahmequelle).

Die Düsseldorfer sind dem weitsichtigen Grafen bis heute dankbar, weil er ihrem Dorf 1288 Stadtrechte verlieh.

Graf Adolfs neueste Burg liegt allerdings im heutigen Ratingen. Nach Neu- und Umbauten im 17. und 18. Jahrhundert war eine recht ansehnliche Anlage entstanden.

August Thyssen kauft Burgschloss

1903 kaufte der damals 61-jährige August Thyssen Gut Landsberg mit dem Burgschloss und reichlich Wald dem Freiherrn von Landsberg-Velen ab.

Er wollte sich und seiner Familie einen repräsentativen Sitz am Rand des Ruhrgebiets schaffen: nah am Stammwerk seines Montan-Imperiums, dem Hüttenwerk Bruckhausen in Duisburg.

Die Innenräume ließ Thyssen in einer Mischung aus Jugendstil und historisierenden Elementen umbauen: Marmor, üppige Holztäfelungen und Schnitzereien dominieren. Außen setzte er einen dreigeschossigen Wohnbau hinzu. Den Umbau leitete der Architekt Otto Lüer.


So sah das Schloss 1904 kurz nach dem Kauf durch August Thyssen aus / Foto: gemeinfrei
So sah das Schloss 1904 kurz nach dem Kauf durch August Thyssen aus / Foto: gemeinfrei

Heute ist das Innere leider nur gelegentlich am Tag des offenen Denkmals mit Voranmeldung zu besichtigen, wobei das Interesse offenbar jedes Mal riesig ist.

Die Unzugänglichkeit für die interessierte Öffentlichkeit an den restlichen 364 Tagen des Jahres ist natürlich sehr schade, denn die Räume sind ein seltenes Zeugnis der Lebenswelt eines Großindustriellen vor dem Ersten Weltkrieg.

Thyssen lud seine Freunde aus Industrie und Adel gern in den üppig gestalteten Rittersaal mit angeschlossenem, verglasten Wintergarten.

Für das Interieur seines Schlosses orderte er nur das Beste. Das Badezimmer eines Gästeappartements mit seinem edlen Mosaikfußboden hatte sogar schon in Frankreich Furore gemacht.

Erdgeschoss mit Gruft

Der Aufstieg zum Schloss ist reichlich waldreich
Der Aufstieg zum Schloss ist reichlich waldreich

Die Badeinrichtung war 1900 sogar auf der Pariser Weltausstellung  gezeigt worden. Bei Wikipedia heißt es dazu: „Das in den Fußboden eingelassene Badebecken aus weißem Marmor wird von geblich-braunem Kalkstein an der Wand umrahmt und durch ein Oberlicht aus farbigem Glas beleuchtet“.

Die Farbgebung des mit reicher Ornamentik verzierten Raums soll an einen Teich erinnern…

Zwei Jahre nach Thyssens Tod auf Schloss Landsberg im Jahr 1926 ließen seine Erben durch im Erdgeschoss des Bergfrieds die Thyssen-Familiengruft  einbauen (Architekt: Ernst Haiger).

Sieht aus wie ein mittelalterlicher Wohnturm, stammt aber aus 1997: Der Neue Turm
Sieht aus wie ein mittelalterlicher Wohnturm, stammt aber aus 1997: Der Neue Turm

Der Patriarch fand dort ebenso seine letzte Ruhe wie seine Söhne Fritz und Heinrich und der 2002 gestorbene Enkel Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza de Kászon (Unternehmer und Kunstsammler, dessen Sammlung zum größten Teil jetzt das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid ziert).

Das Schloss hatte den Krieg weitgehend unversehrt überstanden. In der letzten Kriegsphase hatte sich hier der Wehrmachts-„Planungsstab Roland“ einquartiert, bis März 1947 saßen die Briten im Schloss. Zwischenzeitlich wurde es in den Nachkriegsjahren als Kinderheim genutzt.

Seit 1989 hat die Thyssen AG die Räumlichkeiten gemietet. Sie veranstaltet hier Tagungen und Seminare.

Weil die Gästezimmer dafür nicht ausreichten, ließ die Firma 1992 durch das Architekturbüro HPP den siebenstöckigen Neuen Turm auf dem Schlossgelände errichten. Er sieht ein bisschen wie eine moderne Version eines mittelalterlichen Burgturms aus und beherbergt 27 Gästezimmer.

Das Schloss gehört seit dem Kauft durch Thyssen der „August-Thyssen-Stiftung Schloß Landsberg“. Das Gelände ist frei zugänglich. Vor dem Tor gibt es einen großen, kostenlosen Parkplatz. Und wer ein paar Meter weiter fährt, kann sich gleich noch das malerische Hotel Schloss Hugenpoet anschauen…



Weiterlesen:
Sehr informativ ist die Wikipedia-Seite zu Schloss Landsberg (Ratingen)