Die Römer waren großartige Brückenbauer. Die mittelalterlichen Deutschen nicht so sehr.
Man war schon froh, wenn man die Konstruktionen aus der Antike einigermaßen instand halten konnte. Brücken-Neubauten waren etwas ganz Besonderes: Zum Beispiel 1440 bei Runkel über die hier ziemlich wilde Lahn.
Die Brücke war mit eigenen Türmen und einer Zugbrücke versehen: Eine Art wehrhafte Mautstation, die natürlich Ärger magisch anzog. Zum Schutz des Übergangs hatten die Herren von Runkel oberhalb der Brücke schon vor Jahrhunderten eine Burg gebaut, die nun erheblich an Wichtigkeit gewann: Burg Runkel.
Heute ist die Burg Runkel eine der eindrucksvollsten und größten Burgruinen Hessens.
Die Herren von Runkel waren über Generationen hinweg neben dem Brückenzoll-Eintreiben vor allem mit Familienstreitigkeiten und gelegentlichem Ausbau ihrer Burg beschäftigt. Runkel war Zentrum der Oberen Grafschaft Wied und somit eine kleine Fürstenresidenz.
Immer mal wieder waren beim Burgherrn auch damalige Promis zu Gast, 1543 zum Beispiel Philipp Melanchthon.
Und je kleiner die Grafschaft ist, also desto größer erweist sich meist der Ehrgeiz der Herrscher, völlig überdimensionierte Bauten in ihr „Hauptdorf“ zu klotzen. In Runkel ist das bis heute unverkennbar.
Bergfried und Wehrtürme
Allein das Palas der Burg ist 40 Meter lang, die ausgedehnte Anlage verfügt zudem neben dem Bergfried noch über zwei mächtige Wehrtürme. Die adeligen Burgherrn leisteten sich den Luxus, Ober- und Unterburg zu bauen.
Die goldenen Zeiten der Mini-Residenz endeten im Dreißigjährigen Krieg.
Am 15. Oktober 1634 kletterten kaiserlich-kroatische Soldaten unter Graf Isolani über die Mauern und wüteten zwei Tage lang in Stadt und Burg. Übrig blieb eine immer noch mächtige Burgruine.
Zumindest die Unterburg wurde nach Kriegsende wieder aufgebaut, schließlich brauchte das kleine Territorium weiter einen Verwaltungssitz. Die Gebäude der Unterburg bilden einen geschlossenen Innenhof. Hinzu kommt ein Vorhof mit Wirtschaftsgebäuden, der von einer Ringmauer umgeben wird.
1791 wurde die Grafschaft sogar zum Fürstentum „befördert“. Die Unabhängigkeit währte aber nicht mehr lange: Bald klopften französische Revolutionstruppen an die Tore. 1806 fiel Runkel ans Fürstentum Nassau.
An der Obrigkeit änderte sich trotzdem wenig: Der bisherige Landesherr Karl Ludwig Friedrich Alexander Fürst zu Wied wurde als „Standesherr“ Verwalter des neu geschaffenen nassauischen Amtes Runkel.
Heute gibt es hier ein kleines Museum mit Waffen und (natürlich) Foltergeräten und die fürstlich-wiedsche Verwaltung. Die Burg ist im Besitz der Familie zu Wied.
Das Wappen der Herrn von Runkel dürfte Besucher ein bisschen an einen Western unterm Sternenbanner erinnern: Es sieht irgendwie ziemlich US-amerikanisch aus (ist aber älter als die Vereinigten Staaten).
Die Oberburg wurde nicht wieder aufgebaut. Ihr Bergfried ist begehbar. Von oben hat man eine weitblickende Aussicht auf Burg, Städtchen und die alte Lahnbrücke.
Öffnungszeiten
Die Burg ist ab Karfreitag (spätestens ab 1. April) bis zum 31. Oktober durchgehend von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Montag ist Ruhetag, außer an Feiertagen. Erwachsene zahlen fünf Euro Eintritt, Kinder 2,50, Studenten/Senioren 4,50 Euro. Auch Vierbeiner dürfen die Gemäuer besichtigen. Sie zahlen einen Euro.
Hier geht’s zur Burg-Homepage
Und hier noch ein paar Youtube-Bilder: