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Max-Reinhardt-Schloss Leopoldskron wird Schlosshotel



Schloss Leopoldskron - hier mit Blick auf die Festung  Hohensalzburg - soll zum Hotel werden / Foto: Wikipedia / MatthiasKabel / CC BY 3.0
Schloss Leopoldskron – hier mit Blick auf die Festung Hohensalzburg – soll zum Hotel werden / Foto: Wikipedia / MatthiasKabel / CC BY 3.0
Bislang war das Salzburger Rokokoschloss Leopoldskron nur Teilnehmern exklusiver Kongresse und Seminare zugänglich – die dann schon mal den Weisheiten von Hillary Clinton oder Kofi Annan lauschten.

Nun wird Übernachten im Schloss für jedermann möglich, der das nötige Kleingeld aufbringen kann: Schloss Leopoldskron und der benachbarte Meierhof sind zum Hotel geworden.

Anfang 2014 wurden 50 Zimmer im Meierhof eingerichtet, dem einstigen Sitz des Schlossverwalters, und zwar „unter Berücksichtigung des historischen Charakters“, wie es auf der Schloss-Homepage heißt. Im Schloss entstanden derweil zwölf luxuriöse Suiten.

Bauherr und Protestantenvertreiber: Erzbischof von Firmian / Foto: Wikipedia
Bauherr und Protestantenvertreiber: Erzbischof von Firmian / Foto: Wikipedia / MatthiasKabel / CC BY 3.0

Die Preise sind entsprechend: Beim aktuell gültigen „Eröffnungsangebot“ kostet die Übernachtung im Einzelzimmer 260, im Doppelzimmer 350 Euro pro Zimmer (pro Zimmer).

Für die Suite muss der Schlossgast 550 Euro auf den Empfangstresen blättern. Zumindest bekommt man eine einstündige Stadtrundfahrt durch Salzburg gratis dazu.

Das Schloss steckt voller Geschichte: Bauherr war der Salzburger Erzbischof Leopold Anton Eleutherius Reichsfreiherr von Firmian. Er ließ das Schloss zwischen 1736 bis 1740 durch seinen Hofbaumeister, den schottischen Benediktinermönch Bernhard Stuart hochziehen.

Gedacht war der Bau in Sichtweite der Festung Hohensalzburg für seinen Neffen Franz Laktanz von Firmian, der es auch schließlich erbte.

Den Salzburgern blieb Erzbischof von Firmian aber eher als religiöse Eiferer im Gedächtnis, der ab 1731 mit Hilfe des Militärs rund 20.000 Protestanten aus seinem Herrschaftsgebiet vertreiben ließ.

17.000 davon nahm Preußen auf. Ein katastrophaler wirtschaftlicher Aderlass für Salzburg, von dem sich das geistliche Fürstentum nicht mehr erholen sollte, während Ostpreußen aufblühte. Die meisten Vertriebenen wurden im Raum Gumbinnen angesiedelt.

Eine Nachfahrin dieser österreichischen Protestanten ist zum Beispiel die Dichterin Agnes Miegel.



Kunstinteressierter Graf Laktanz

Das Schloss liegt malerisch am Leopoldskroner Weiher / Foto: Wikipedia / MatthiasKabel / CC BY 3.0
Erbe Graf Laktanz von Firmian interessierte sich mehr für die Kunst als für die Ausrottung des Protestantismus.

Er legte im Schloss eine Gemäldesammlung mit Werken von Rembrandt, Rubens, Dürer und Tizian an – und förderte einen in der Nachbarschaft geborenen jungen Musiker namens Wolfgang Amadeus Mozart.

Die Sammlung wäre heute ein Touristenmagnet, wurde aber von Wirt Georg Zierer, der das Schloss 1837 gekauft hatte, systematisch unter Wert verscherbelt. Das Schloss wechselte mehrfach den Besitzer.

Auch König Ludwig I. von Bayern hatte am Leopoldsweiher mal das Sagen.

1918 begann ein neues Kapitel: Regisseur Max Reinhardt kaufte das Schloss und zog ein. Von hier aus bereitete er zusammen mit Hugo von Hofmannsthal die Gründung der Salzburger Festspiele vor und hielt regelrecht Hof.

In den Folgejahren empfing er internationale Stars und feierte rauschende Feste.

Spätbarocke Bibliothek

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Aus dieser Zeit stammt auch die in spätbarocker Opulenz eingerichtete Bibliothek. Reinhard entwarf sie nach dem Vorbild der Stiftsbibliothek in St. Gallen (das muss ein Vermögen gekostet haben).

Er ließ auch den ursprünglich bescheidenen Schlosspark im Süden und Westen deutlich vergrößern.

Den Nazis passten die Reinhardt-Festspiele zunächst gar nicht. 1934 und 1937 verübten sie Bombenanschläge, auch auf die Eingangshalle von Schloss Leopoldskron. „1937 wurde Salzburg mit vielen britischen und amerikanischen Besuchern zum letzten Mal zum Ort des Protests gegen Hitler und das „arische“ Bayreuth“, heißt es im Salzburg-Führer „Im Schatten der Mozartkugel„.

1938 wurde der nach New York geflohene Reinhardt enteignet. Vom Verlust seines Schlosses erfuhr der Regisseur aus der Zeitung.

Hitler und Göring selbst sollen das Schloss dann der schillernden Prinzessin Stéphanie zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst zur Verfügung gestellt haben – für ihre diplomatische Unterstützung bei den Verhandlungen zum Münchener Abkommen.

Die Bibliothek von Schloss Leopoldskron / Foto Wikipedia ( MatthiasKabel / CC-BY-SA 2.5

Viel Freude hatte die umtriebige (angeheiratete) Adelige an ihrem Besitz nicht. 1940 wurde sie in den USA als deutsche Spionin interniert.

1945 erstatteten die Behörden das Schloss den Erben des 1943 verstorbenen Reinhardt zurück. Diese verkauften es weiter. die es weiterverkauften.

1965 diente das Schloss als Drehort für den Kino-Erfolg The Sound of Music (fünf Oskars!), einer der im englisch- und spanischsprachigen Raum meistgesehenen Streifen der Filmgeschichte.

Er handelt von einer Novizin, die in den streng erzogenen Kindern des gegen die Nazis eingestellten Kapitäns von Trapp die Liebe zur Musik weckt. Mit dabei waren Stars wie Julie Andrews, John Denver und Placido Domingo.

Der Film prägte bei vielen Amerikanern und Briten auf Jahrzehnte ein völlig verkitschtes Österreich Bild – und den Glauben, die österreichische Hymne sei der im Film zu hörende Song „Edelweiß“.

Die deutsche Fassung „Meine Lieder – meine Träume“ erschien zunächst um alle Verweise auf die NS-Zeit bereinigt und wurde ein Reinfall.



Und hier die 1965er Filmhymne „Edelweiß“:

Das Schloss und der Meierhof gehören heute der US-Organisation „Salzburg Seminar“, die hier Tagungen abhält. Vor dem Start des Hotels durfte man es nur als Seminargast betreten – oder wenn man Räume für private Feiern gemietet hatte. Das wird nun anders.

Übrigens gibt es im Hotel auch drei „Sound of Music“-Themenzimmer…

Weiterlesen:

Hier geht’s zu einem Artikel der dpa (via „Süddeutsche Zeitung“): „Wo Hillary Clinton schlief –
Homepage des Hotels Schloss Leopoldskron