Überraschender Fund beim Verlegen von Wasserrohren auf Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein: Direkt unter dem Pflaster an der Südwestecke des Schlosses sind Arbeiter auf ein rundes, sorgfältig gemauertes Turmfundament von 12,5 Meter Durchmesser gestoßen. Das meldet der NDR.
Die Entdeckung bringt die bisher bekannte Schlossgeschichte ordentlich durcheinander, denn auf älteren Darstellungen des Schlosses ist an dieser Stelle nie ein Wehrturm zu sehen. Es gibt lediglich den heute noch stehenden runden Schlachterturm als Teil des Nordflügels.
Ein Grabungsteam unter Leitung des Archäologischen Landesmuseum hat die Funde gesichert und mit der Erforschung begonnen. Nun soll geklärt werden, wie alt das Fundament ist. Die Forscher rechen mit mehr als 600 Jahren.
Die Steine könnten helfen, die Vorgeschichte des heutigen Schlosses zu klären. Es stand auf einer nur über eine schmale Brücke erreichbaren Insel in der Schlei und hatte mehrere Vorgängerbauten.
Die Befestigung sicherte einen strategisch wichtigen Engpass auf dem Weg nach Jütland/Dänemark. Erstmals erwähnt wurde eine Burg der Bischöfe von Schleswig an dieser Stelle im Jahr 1161.
Im Kolumbus-Jahr 1492 vernichtete ein Brand große Teile der mittelalterlichen Burg, die daraufhin in mehreren Phasen erneuert und modernisiert wurde. Vermutlich stammen die jetzt gefundenen Reste von einem Turm dieser damals stark beschädigten Anlage.
Herzog Friedrich von Schleswig und Holstein (später auch König von Dänemark) ließ um 1530 den Westflügel im Stil der so genannten nordischen Frührenaissance errichten. Es war das erste Renaissancegebäude nördlich der Elbe.
Im Jahr 1848 nutzen dänische Truppen das Schloss als Kaserne beim Kampf mit dem Deutschen Bund um die Macht in Schleswig-Holstein. Ab 1864 hatten die Preußen das Sagen, die die Kaserne übernahmen. Bis 1945 waren hier deutsche Soldaten stationiert – danach kamen die Flüchtlinge.
Heute beherbergt das immer noch auf einer Insel stehende Schloss das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und das Archäologische Landesmuseum. Letzteres verfügt über drei Millionen nordeuropäische Fundstücke von der Eiszeit bis ins hohe Mittelalter.
Bekannteste Exponate sind die beiden Moorleichen von Windeby und das Nydamboot (eine Art germanisches Wassertaxi).
Die Meldung des NDR (garniert mit ein paar Fotos): „Schloss Gottorf: Bauarbeiter finden Turmreste“ ist nicht mehr online.