Es waren unruhige Zeiten, als der dänische Archäologe Conrad Engelhardt im Nydammoor (Südjütland) nach germanischen Opferplätzen suchte.
Zwischen Nord- und Südstaaten tobte der Szessionskrieg, und die Königreiche Dänemark und Preußen nebst dem Kaisertum Österreich standen sich auch nicht sonderlich freundlich gegenüber.
Kurz bevor es zwischen Nord- und Ostsee zum deutsch-dänischen Krieg kam, machte Engelhardt eine erstaunliche Entdeckung: Im Moor stieß er auf die gut erhaltenen Überreste eines etwa 22 Meter langen, schlanken Holzschiffs, das später als Nydamboot (dänisch: Nydambåden) bekannt wurde.
Der Fund der Eichenplanken jährte sich im August 2023 zum 160. Mal.
Das Boot wurde um das Jahr 320 n. Chr. im Moor geopfert. Es war hochseetauglich. Ein schneller Truppentransporter, der 45 Mann aufnehmen und in Windeseile über Nord- oder Ostsee tragen konnte.
Wobei die Seefahrer den unsteten Wind nicht nutzten, sondern auf Muskelkraft setzten und ruderten – jeweils 18 Riemen pro Schiffsseite sind vorgesehen. Den Küstenbewohnern dürfte sein Erscheinen einen Heidenschrecken eingejagt und zum Bau von frühen Burgen beigetragen haben.
Preußen kassierten Sammlung
Engelhardt restaurierte das Gefährt und zeigte das besterhaltene germanische Boot in seiner Flensburger Sammlung. Die kassierten die Preußen 1864 prompt ein und rückten sie auch in den folgenden Jahrzehnten nicht mehr raus.
Es überstand auch den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und gehört seit 1947 zum Bestand von Schloss Gottorf.
Die Ausstellung wird sich angesichts der Vorgeschichte nicht nur mit dem Nydamboot, sondern auch mit dem deutsch-dänischen Verhältnis der letzten 150 Jahre beschäftigen.
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Die Schau ist in einer Kooperation des Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf, des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie, des Museums Sønderjylland und der Nydam Bootsgilde entstanden.
22 Ehrenamtler der Gilde werkeln zurzeit auf einem Bauernhof in Sottrupskov auf Sundeved an einer „präzisen Kopie“ des Nydamboots, um damit auf See dessen Eigenschaften zu erforschen. Es sollte am 17. August 2013 vom Stapel gelassen werden.
Update September 2018: Ich war da und hab’s gesehen. Die Halle mit dem Nydamboot ist wirklich eindrucksvoll, die Ausstellung sehr informativ. Weitere Informationen zum Boot gibt es im Schlossmuseum selbst.
Was ich z.B. nicht wusste: Im Nydam-Moor in Südjütland, dem Fundort des Nydamboots, wurden Reste von drei weiteren Ruderbooten gefunden.
Diese wurden ebenfalls offenbar (nach erfolgreichen Raubzügen?) den Göttern geopfert.
Und hier geht’s zur Beschreibung der Nydamboot-Ausstellung und anderer Exponate auf der Museums-Website unter der Gesamtüberschrift „Eisenzeit“.