Der Dachstuhl von Schloss Ehrenstein brennt.
Fahrlässig ausgeführte Schweißarbeiten sollen den Großbrand im schmucken Renaissanceschloss Ehrenstein bei Ohrdruf (Thüringen) ausgelöst haben. Der Dachstuhl des Südflügels des gerade erst fertig sanierten Gebäudes brannte aus – Das Feuer griff auf die Dächer von Ost- und Westflügel über. Der Schaden geht in die Millionen.
Zwei Feuerwehrleute wurden bei den Löscharbeiten verletzt. 22 Feuerwehren mit 135 Wehrleuten kämpften gegen den Großbrand.
Das historische Gebäude wurde durch Feuer und viele Tonnen Löschwasser schwer beschädigt. Das meldet der Mitteldeutsche Rundfunk. Die Thüringer Allgemeine ist in ihren ersten Berichten der Ansicht, das Schloss sei „zerstört“ worden. Man übersieht dabei aber, dass das Feuer glücklicherweise lediglich die Dächer der Schlossflügel, nicht aber das Haupthaus betraf.
Was tatsächlich völlig zerstört wurde, war die Ausstellung zur Militärgeschichte von Ohrdruf im Schlossmuseum. Nach Angaben des Museumsleiters. In dem betroffenen Flügel sind auch das Ohrdrufer Stadtarchiv und die Stadtbibliothek untergebracht.
Letztere wurde laut MDR-Online „völlig ruiniert“ und steht nun unter Wasser. Erinnerungen an die Elbe-Flut werden wach. Hoffen wir, dass das Archiv besser gesichert war…
Auch 24 Stunden nach Ausbruch des Brandes war die Feuerwehr noch vor Ort, um zu verhindern, dass sich aus versteckten Glutnestern ein erneuter Brand entwickeln könnte.
Angesichts des nahenden Winters sollen die beschädigten Schlossflügel nun Notdächer bekommen.
Zur Geschichte:
Das Schloss steht auf historischem Boden: Bereits im sechsten Jahrhundert entstand hier eine fränkische Wasserburg, die, um 600 durch Wall mit tieferem Graben und um 700 durch einen Fliehturm geschützt wurde. Dessen Reste befinden sich heute im Nordflügel des Schlosses. 961 kam König Otto I., der spätere Kaiser zu Besuch.
Bauherr des heutigen Schlosses auf und aus den Mauern der vorherigen Kirche war Graf Georg II. von Gleichen (1509–1570). Seine Baumeister Georg und Valentin Kirchhof errichteten ab 1550 einen neuen Flügel. Ernst von Gleichen erweiterte die Anlage von 1610 bis 1616.
1750 erbten die Grafen von Hohenlohe das Schloss. Mitte des 18. Jahrhundert wurden einige Teile des Schlosses im Barockstil ausgebaut.
Fürst Hermann zu Hohenlohe verkaufte das Schloss 1869 an den Gothaischen Staat. 1870 begann die Nutzung durch das Realgymnasium mit Internat. Später war das Schloss auch Sitz des Landrates und des Arbeitsamtes. Es wurde 1924 von der Stadt Ohrdruf „für gemeinnützige Zwecke“ übernommen. 1933/1935 zog das Heimatmuseum ein.
1956 kamen zehn Jahre lang die Russen. Nach ihrem Abzug verwahrloste das Schloss. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde gestohlen. Die DDR-Behörden liebäugelten bereits mit dem Abriss.
1971 begann eine erste Sanierung. Es gründete sich eine Interessengemeinschaft Schloss Ehrenstein im Kulturbund der DDR. 1997 wurde die Stadt Eigentümer des Schlosses und forcierte die Sanierung. Kurz vor dem Brand war das Schloss endlich weitgehend fertig restauriert. Und jetzt das.
Aktuelle Infos hatte n-tv: „Feuer im Schloss Ehrenstein: Schweißer setzen Dach in Brand“
Die dpa meldete (via Spiegel-Online): „Großbrand richtet Millionenschaden in Renaissance-Schloss an“
Ostthüringer Zeitung: „Schloss Ehrenstein: Brand vernichtete zwei Gebäudeflügel“
Bei der Thüringer Allgemeinen ging es noch dramatischer zu: „Großfeuer zerstört Schloss Ehrenstein“ hieß es in der Überschrift des Online-Artikels (Liebe Redakteurinnen/Redakteure, bzw. Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter bei der Thüringer Allgemeinen: Ja, es hat schwere Schäden gegeben, aber das Schloss steht noch: Was soll das?)
Die „Bild“ haute natürlich in die gleiche Kerbe: „Ehrenstein: Großbrand zerstört saniertes Schloss“