Trutzig ragen die Mauern des Château de Joux an einer Engstelle hoch über der Straße zwischen Burgunds Hauptstadt Dijon und der Schweiz.
Der Grenzverkehr konnte von hier aus bestens überwacht (und zur Kasse gebeten), die Straße notfalls leicht gesperrt werden.
Und Eroberer hatten bis ins 20. Jahrhundert ziemlich schlechte Karten.
Wahrscheinlich ist der Anblick der Bergfestung bei Pontarlier im französischen Jura ihre beste Werbung. Egal von welcher Seite man kommt, das Chateau oben auf dem Felsen sieht immer beeindruckend aus.
Es schmiegt sich an den Bergrücken an, wirkt von weitem wie aus dem Felsen gewachsen.
1034 erstmals erwähnt
Die Franzosen haben hier, in geschichtlichen Dimensionen gesehen, noch gar nicht so lange das Sagen. 1034 wird hier erstmals eine Befestigung erwähnt.
Ihren Namen erhielt sie von den Herren von Joux, die aber schon 1410 ausstarben. Danach war die Burg unter burgundischem und habsburgischem Kommando. Sie gehörte unter anderem Kaiser Karl V.
Chateau de Joux gehörte mal Sachsen-Weimar
Im Dreißigjährigen Krieg war die Festung über dem Ort La Cluse-et-Mijoux sogar kurzzeitig in deutschem Besitz. 1639 wurde sie von Truppen des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar besetzt. Danach saßen hier schweizerische Soldaten und kontrollierten die Straße.
Der Sonnenkönig greift zu
1674 nahm Ludwig XIV. die Franche-Comté und damit das Felsen-Chateau den Eidgenossen im Frieden von Nimwegen weg. Für den Sonnenkönig ein Leichtes. Seitdem ist das Gebiet französisch.
Ludwigs Festungsbaumeister Vauban machte sich gleich daran, die Bastionen nach den damals modernsten Standards zu einer wehrhaften Grenzfestung umzubauen. Sie wurde zur ständig gut besetzten Garnison.
Angesichts der schwer erklimmbaren Lage wurde die Burg schnell auch zum Gefängnis. 1803 starb hier der haitianische Nationalheld und Sklavenbefreier François-Dominique Toussaint.
Heute erinnert eine Büste an den Freiheitskämpfer. Vier Jahre später saß hier der Schriftsteller Heinrich von Kleist vier Wochen lang als angeblicher preußischer Spion ein.
1814 rückten die Österreicher gegen die Festung vor. Sie machten sich zunutze, dass der benachbarte Felsen auf der anderen Seite der Engstelle die Festung überragt und beschossen die Bastionen von dort aus. Die Festung kapitulierte und wurde von den Angreifern geplündert.
Invasion aus der Schweiz
Kaum waren die Schäden beseitigt, als die nächste Krise und mit ihr die nächsten Eroberer anklopften. 1815 griff Napoleon erneut nach der Macht in Paris.
Diesmal stießen Schweizer Truppen in die Franche-Comté vor und knackten Chateau de Joux auf die gleiche Art, wie es schon die Österreicher im Jahr zuvor getan hatten.
Die zweifache Eroberung hatte zur Folge, dass Napoleon III. bis 1851 auf dem dem Chateaux gegenüberliegenden Felsen das Fort du Larmont inférieur, auch genannt Fort Mahler, anlegen – bzw. aus dem Jurafelsen heraussprengen – ließ.
Die Investitionen sollten sich auszahlen. Während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 wurde die französische Ostarmee unter General Bourbaki bei Pontarlier eingekesselt.
Die Festungsgeschütze nahmen die heranrückenden deutschen Truppen unter massives Feuer. 1200 Tote, vor allem Preußen, blieben zurück. Die Festung konnte sich halten.
In den Folgejahren wurde die Festung durch Betonkasematten modernisiert. Zur letzten militärischen Konfrontation kam es hier im Juni 1940. Deutsche Truppen arbeiteten sich an der Straße vor und wurden von der Doppelfestung aus beschossen.
Die auf dem Berg verschanzten Franzosen hielten bei heftigen Kämpfen acht Tage lang aus – bis zur französische Kapitulation.
1947 zog die Armee aus dem Chateau/Fort de Joux ab. Heute ist es öffentlich zugänglich (es gibt viele Parkplätze und ein ganz nettes Restaurant-Cafe) und wird seit Jahren restauriert.
Die Festung beherbergt ein kleines Armeemuseum. Auch einige Gefängniszellen kann man sich ansehen. Das gegenüberliegende Fort Mahler droht hingegen zu verfallen.
Links
Seite des Chateau de Joux (frz.)
Zur Geschichte des Fort Mahler (frz.)