Zollernschloss Balingen: Jetzt ein Jugendgästehaus



Das Zollernschloss in Balingen
Das Zollernschloss in Balingen war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung
Eine Stadt mit Schloss kann sich in der Regel glücklich schätzen. So ein schmuckes Denkmal ist schließlich gut für den Tourismus. Eine hübsche Anlage steht auch in einem schwäbischen Städtchen: Das alte Zollernschloss Balingen.

Der Komplex besteht aus zwei großen Stein-Fachwerk-Gebäuden (Zollernschloss, Reiterhaus) und dem Wasserturm, dem letzten verbliebenen Turm der Stadtbefestgung. Heute wird das Schloss als Waagenmuseum und das Reiterhaus als Jugendgästehaus (46 Plätze) genutzt.

Dass das Zollernschloss noch steht, ist zum Teil Glück, zum großen Teil aber auch dem Engagement der Balinger zu verdanken: So schnell trennen sich die Schwaben schließlich nicht von Immobilien, die sie noch brauchen können…

Der Schlossbau, heute Jugendherberge
Der Schlossbau, heute Museum

Mit der Gründung Balingens im 13. Jahrhundert wurde offenbar auch gleich eine Burg gebaut. Sie war Sitz des württembergischen Obervogts, der für Balingen und Umgebung zuständig war.

Im Dreißigjährigen Krieg hat der Amtssitz stark gelitten und musste erstmal umfassend saniert werden. Damit wurde aber nur etwas Zeit gewonnen: 30 Jahre später drohte schließlich die zum Flüsschen Eyach hin gelegene Fassade des Schlossbaus einzustürzen. Kurzerhand riss man den Schlossbau ab und – schwäbische Lösung – baute ihn an gleicher Stelle wieder auf.

1753 kam der heruntergekommene Komplex in private Hände. Er wurde nun als Brauerei, Gasthaus und Stall genutzt, verfiel über die Jahre aber weiter. 1925 erwarb die Stadt das Schloss schließlich selbst – und bekam prompt Ärger mit den Baubehörden.

Die stellten das Ultimatum: Abtriss oder umfassende Sicherung des Schlosses. Die Balinger antworteten mit einem Gegengutachten, das bereits leichte Reparaturen für ausreichend hielt – und setzten sich durch.

Wasserturm, Schloss, Reiterhaus
Wasserturm, Schloss, Reiterhaus
Sarkastischer Kommentar der örtlichen Baupolizei: „Wenn ich zu vielen Ärzten gehe, werde ich schließlich auch einen finden, der mir Alkohol erlaubt.“

Die Stadt ließ 1934 den Wasserturm sanieren und wollte dann auch das restliche Schloss in Angriff nehmen – die örtliche Hitlerjugend hatte bereits Interesse angemeldet.

Beim Zusammenkratzen der nötigen Gelder zeigte sich die Kommune resolut und holzte kurzerhand den eigenen Stadtwald ab. Doch es reichte nicht. Zudem wurden die Arbeiten immer aufwendiger: Am Ende musste das Schloss abgerissen und unter Verwendung möglichst vieler Originalteile wieder aufgebaut werden.



So sah das Zollernschloss vor 1895 aus / Bild: Wikipdia/Public Domain
So sah das Zollernschloss Balingen vor 1895 aus / Bild: Wikipdia/Public Domain
Glücklicherweise hielt man sich (mit kleineren Abweichungen) an die Originalpläne und versuchte sich nicht an klotziger NS-Mittelalter-Folklore wie bei der „Rekonstruktion“ von Burg Trifels.

Die nötige Summe von 160.000 Reichsmark konnten dann mit Hilfe einer Zollernschloss-Lotterie eingenommen werden. Am Ende teilten sich Hitlerjugend und ein Heimatmuseum das Schlossgebäude.

25 Jahre lang beherbergte das Reiterhaus eine Mini-Jugendherberge mit 42 Betten. Seit 2015 wird die Herberge als Jugendgästehaus in städtischer Trägerschaft betrieben und verpachtet (Hintergründe im Schwarzwälder Boten).

Zehntscheuer und Reiterhaus sind Museum, letzteres zeigt Waagen und Gewichte. Zu sehen sind beispielsweise eine Waage aus der Römerzeit, filigrane Münzwaagen und eine gigantische Heuwaage aus dem 18. Jahrhundert (aus Platzgründen ist diese in der Zehntscheuer untergebracht).

Schloss Balingen: Der Wasserturm
Schloss Balingen: Der Wasserturm
Und hier geht’s zur Homepage des Jugendgästehauses Balingen im Zollernschloss
Schloßstr. 5
72336 Balingen
Tel.: 07433/20805

Fotos vom Zollernschloss Balingen von Burgerbe.de


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