Wenn die Überreste einer Burg in Grevenbroich bei Bauprojekten stören – dann werden sie in einer Nacht- und Nebelaktion einfach beseitigt. Möglicherweise hat der Erftverband genau das mit den Resten der tausendjährigen Neuenhausener Burg getan.
Die noch erkennbaren Relikte aus der Zeit der normannischen Überfälle im neunten Jahrhundert standen offenbar dem Bau von modernen Filterbecken im Weg. Diesen Zusammenhang sieht der Heimatforscher Hans-Walther Gerresheim. Als er routinemäßig nach den Resten der Motte sehen wollte, waren sie nicht mehr da. Er vermutet einen Zusammenhang mit Kanalarbeiten.
Ein 2,50 hoher Hügel verschwand schon vor einigen Jahren spurlos, der noch vorhandene 1,50 Meter tiefe Burggraben wurde jetzt fachmännische planiert. Den Skandal deckte die Neuß-Grevenbroicher Zeitung auf.
Der Erftverband, oder wer auch immer dafür verantwortlich ist, kann seine Hände in Unschuld waschen: Die Stadt Grevenbroich hatte sich nämlich nie dafür eingesetzt, die Burgreste zum Bodendenkmal erklären zu lassen.
Bei der Kommune bemerkte daher auch niemand den unwiederbringlichen Verlust des Kulturguts. Erst Heimatforscher Hans-Walther Gerresheim aus Kaarst schlug Alarm: „Das ist eine Riesen-Schweinerei. So viele über 1000 Jahre alte Relikte haben wir nun wirklich nicht“, empört sich der Heimatforscher gegenüber der Zeitung.
Er selbst habe vor 40 Jahren auf dem Gelände der Neuenhausener Burg gegraben und einen Karton mit Fundresten an die Bonner Landesarchäologen geschickt. An der Stelle stand wohl ab dem neunten Jahrhundert eine Motte (Holzburg) als Fluchtpunkt für den Fall, dass die plündernd den Rhein hinauffahrenden Nordmänner mal wieder auftauchen. Später kam noch eine Vorburg hinzu.
In den Jahren nach der Grabung habe er dort immer wieder Funde machen können, sagt Gerresheim, zuletzt Scherben aus dem 12. Jahrhundert. Mit diesen Spuren der Vergangenheit, die den Ausbau der Wasserversorgung störten, dürfte es jetzt in Grevenbroich endgültig vorbei sein.
Ein Nachspiel dürfte der Skandal nicht haben. Stadt, Kreis und Denkmalbehörde sehen sich als nicht zuständig – schließlich waren die Burgreste nicht als Denkmal eingetragen.
Letztlich stellt sich bei diesem Fiasko die Frage, wieso die Stadt die Burgreste aus der Wikingerzeit, die seit 40 Jahren bekannt waren, nicht als Bodendenkmal auf dem Plan hatte? Und wie kann man eine Wiederholung derartiger Vorfälle verhindern? Ich bin da etwas ratlos.
Und hier geht’s zum Artikel von Carsten Sommerfeld in der damaligen Online-Ausgabe der NGZ (jetzt RP-Online): „Neuenhausener Burg ist verschwunden“