Heute mal ein TV-Tipp: Der WDR hat in seiner Serie „Adelsdynastien in NRW“ die Familie Freiherr von Boeselager vorgestellt. Seit sechs Generationen sind sie die Eigentümer von Burg Heimerzheim und Burg Müggenhausen im Rhein-Sieg-Kreis und von diversen anderen historischen Gebäuden.
Familienoberhaupt ist Antonius Freiherr von Boeselager, verheiratet mit der CDU-Landtagsabgeordneten Ilka von Boeselager.
Und dann gibt es da noch die beiden Söhne. Baron Peter, der ältere ist Hotel- und Eventfachmann, sein jüngerer Bruder Paul Agraringenieur.
Beide hat der Vater nach einigen Jahren zurückgeholt, und sie arbeiten engagiert (als Angestellte ihres Vater) auf dem elterlichen Besitz.
Adeliger Berufsalltag
Der Ältere kümmert sich unter anderem um die Vermietung von Räumen für Hochzeiten – die Miete des Roten Salons kostet inklusive Festzelt im Garten 3200 Euro. Mehr als 60 Hochzeitsfeiern finden im Jahr auf der Burg statt.
Hin und wieder gibt’s bei den Feiern auch mal Ärger. Wenn sich die Nachbarn etwa über Feuerwerke beschweren. Der jüngere Bruder bewirtschaftet mit vier Mitarbeitern 630 Hektar Ackerland.
Aber welcher von beiden soll einmal den gesamten Familienbesitz mitsamt Wasserburg Heimerzheim erben? Welcher soll auf sein Erbteil verzichten?
Der Vater will das Vermögen auf keinen Fall aufteilen.
Zu viele adelige Familien haben auf diese Weise schließlich zuvor beträchtliche Vermögen am Ende verloren.
Die Frage mit ihren weitreichenden Folgen für die ganze Familie sorgt für Spannung – und wird am Ende auch ausführlich beantwortet.
Ohne Ehrfurcht vor rheinischem Adel
Der Film von Martin Buchholz nimmt sich Zeit und verzichtet auf Seelmann-Eggebert’sche Adels-Ehrfurcht.
Auch die brasilianische Frau Carla des jüngeren Sohns kommt zu Wort und erzählt in perfektem Deutsch von ihrer Eingewöhnung im Rheinland.
Die Eingewöhnung muss wohl für die adelige Verwandtschaft schwieriger gewesen sein als für Carla selbst.
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Höhepunkt ist die Feier zum 65. Geburtstag des Freiherrn mit einer bunten Schar adeliger Gäste (übrigens einer der letzten Auftritte des Ende Mai 2013 mit 84 Jahren verstorbenen Reichsgrafen Wolff Metternich zur Gracht).
Natürlich werden die von Freiherr Antonius liebevoll sanierten alten Gemäuer und die sie umgebenden Latifundien eingehend besichtigt.
Fazit: Sehr schöne Aufnahmen und interessante Informationen, wie so eine Familie mit dem großen, historischen Besitz umgeht und lebt. 44 lohnende Minuten ohne Adels-Kitsch.
Links:
Homepage von Burg Heimerzheim
Der Beitrag von Mai 2013 über die Boeselagers ist leider inzwischen aus der Mediothek des WDR entfernt worden.
Mehr zu TV- und Radio-Serien über Burgen hier im Blog:
SWR geht auf “Schatzsuche im Schloss”
Burg- und Schlossgeschichten: TV-Reihe über Burgen im Südwesten
DRadio Kultur: “My home is my castle” – Von Iserhatsche bis Ritter Kahlbutz