Burg Trausnitz bei Landshut erreichte in den Sechziger Jahren traurige Berühmtheit: Beim schwersten Burgbrand in der Geschichte der Bundesrepublik wurden in einer Oktobernacht 1961 weite Teile der historischen Anlage zerstört oder schwer beschädigt. Auf der Homepage der Burg findet sich eine lebendige Schilderung des Brands und der Löscharbeiten:
„Zunächst scheint der Erfolg nahe zu liegen, doch das Feuer schwelt in den unkontrollierbaren hölzernen Zwischenböden der Geschosse weiter. Es verschafft sich in einer Art Explosion Luft. Im gleichen Augenblick ist der Fürstenbau ein Flammenmeer.
Löschzüge der Berufsfeuerwehr München und Regensburg eilen zu Hilfe, THW, Bundeswehr und Bayerisches Rotes Kreuz rücken an. Das Innere des Fürstenbaus stürzt brennend ein. Der St. Georgs-Rittersaal über der Kapelle brennt aus.“
Die Wehrleute konnten noch wichtige Archivalien des Hauptstaatsarchivs in Sicherheit bringen. Sie mussten sich zwischen zusammenstürzenden Kaminen zum Brandherd vorkämpfen. Ein Feuerwehrmann verlor dabei sein Leben. Erst am nächsten Tag konnte der Brand vollständig gelöscht werden.
Die Schäden erwiesen sich als verheerend. Die Trausnitz war quasi über Nacht zur Ruine geworden. Was nicht zerstört wurde, wie die reich bemalte Narrentreppe, war sanierungsbedürftig. Als Ursache wurde später ein vergessener Tauchsieder ausgemacht. Nach dem Brand mussten die Mauern gesichert und schnell wieder überdacht werden.
Die Restaurierungsarbeiten sollten 15 Jahre dauern: „1968 wurden die wiederhergestellten Erdgeschossräume, Kapelle, Alte und Neue Dürnitz, wieder zur Besichtigung freigegeben. 1973 folgten die Räume der beiden Obergeschosse, 1975 der Weiße Saal mit seinen Nebenräumen sowie eine Burgschänke im Kellergeschoss des Fürstenbaus“, berichtet die Burg-Homepage.
Heute präsentiert sich Burg Trausnitz wieder als ein üppiges, liebevoll erhaltenes Stück niederbayerischer Burgengeschichte mit Anklängen an die italienische Renaissance, das man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man mal zufällig in der Gegend ist.
Das Burggelände ist zugänglich, die Burg selbst beherbergt eine Kunst- und Wunderkammer (und die empfehlenswerte Burgschänke).
Geschichte der Burg Trausnitz
Keramikfunde auf dem Hofberg deuten darauf hin, dass das heutige Burggelände bereits um das Jahr 1000 vor Christus herum befestigt war. Eine Burganlage, eventuell in Form einer hölzernen Motto, entstand dann im Frühmittelalter.
Baubeginn der heutigen Burg durch Ludwig („den Kehlheimer“) war um das Jahr 1204.
Beim Besuch Kaiser Friedrichs II. 1235 konnte der stolze Bayern-Herzog seine Landshuter Burg als weitgehend fertig präsentieren. Sie wurde zu einem der Zentren staufischer Politik – und Kultur.
Wo der kaiserliche Hofstaat war, waren auch Minnesänger wie Walther von der Vogelweide nicht weit. Die nächste Erweiterung inklusive neuer Wehrtürme und Ringmauer war dann im 15. Jahrhundert fällig.
Im 16. Jahrhundert bürgerte sich der Name Trausnitz ein – was schlicht „trau Dich nicht!“ heißt – und allen Gegnern der Wittelsbacher mit Ambitionen auf die Burg eine Mahnung sein sollte.
1573 wollte Herzog Wilhelm V. beim Nachschub seines geliebten Braunbiers auf Nummer sicher gehen und gründete auf der Burg das erste Hofbräuhaus (das berühmte Münchener Exemplar ließ er dann 1589 folgen).
Wilhelm wollte italienisches Flair nach Niederbayern holen – er baute die Trausnitz im Stil eines Burgschlosses der Renaissance um,
So viel Kunstverstand hatten die Schweden nicht. Im Dreißigjährigen Krieg nahmen scheue 1634 Stadt und Burg unter Beschuss. Der Kanonade hatte die Ostmauer nichts entgegenzusetzen. Die Skandinavier stürmten die Anlage.
Im 18. Jahrhundert verlor die Burg ihre repräsentativen Aufgaben, wurde Kaserne, Gefängnis, Manufaktur und zwischendurch 1831 Cholera-Hospital. Bayern-König Ludwig II. muss von der Trausnitz ganz angetan gewesen sein. Jedenfalls ließ er sich Prachträume einrichten.
Auf den Brand von 1961 folgte der langjährige Wiederaufbau. 2004 öffnete schließlich die Kunst und Wunderkammer.
Für mächtig Ärger sorgte 2012 der gegen Widerstände in der eigenen Partei vorangebrachte Plan des CSU-Oberbürgermeisters, die Burg durch einen Aufzug massentouristisch erschließen zu wollen.
3,5 Millionen Euro hätte die Anlage einen unbekannten Investor kosten sollen, der den oberirdischen Schrägaufzug quer über den Burgberg hätte bauen dürfen.
Bei Denkmalschützern und Anwohnern erntete der OB einen Proteststurm. Es bildete sich eine Bürgerinitiative „Schützt den Burgberg“, die konstatierte:
„Mit derartigen Bauwerken begänne eine neue Dimension der Zerstörung unserer schönen 800 Jahre alten Stadt.“
Es kam zum Bürgerentscheid. Das Ergebnis war eine heftige Niederlage für OB Rampf.
83,3 Prozent stimmten gegen sein Lieblingsprojekt (die Beteiligung unter den 50.000 Wahlberechtigten lag bei 43,9 Prozent, durchaus ansehnlich für so eine Abstimmung).
Nun darf der OB das Thema frühestens in zwei Jahren wieder aufs Tapet bringen, was angesichts der deutlichen Klatsche aber eher unwahrscheinlich ist…
Fotos: Burgerbe.de
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