Ein knackig kalter Winter mit Dauerfrost und viel Schnee sorgt zumindest dafür, dass die münsterländischen Wasserschlösser noch malerischer aussehen als ohnehin schon. Eine besonders große und dennoch elegante Anlage ist das barocke Schloss Lembeck südlich von Dorsten – heute als Hotel genutzt.
Wer über die schnurgerade Allee zum Schloss will, muss erst die Vorburg passieren, deren schlichte Fassade stolze 110 Meter lang ist. Leider ist ein Flügel der Vorburg 1887 abgebrannt.
Wenn man den großzügigen Innenhof passiert hat, geht man auf das von zwei Türmen flankierte Haupthaus zu, dessen Fassade auch fast 100 Meter Platz einnimmt.
Allgegenwärtig sind die Wassergräben. An ihnen kommt man nicht vorbei, denn Haupthaus und Vorburg sind auf zwei künstlichen Inseln in einem 190 x 160 Meter großen, aufgestauten Teich gebaut und durch einen Damm verbunden.
Die Geschichte des Hauses begann im 14. Jahrhundert mit dem Bau einer Turmhügelburg (Motte) in der sumpfigen Gegend durch die Herren von Lembeck. Die standen im Dienst des Bischofs von Münster. Das erste feste Haus wurde in den folgenden Jahrhunderten Zug um Zug ausgebaut.
Die diversen Bauphasen hinterließen bis heute sichtbare Spuren: Beispielsweise unterschiedliche Fensterhöhen und -größen des Haupthauses (siehe Bild oben).
Anregungen durch Schloss Schönbrunn?
Aus den Resten der alten Burg wurde von 1674 bis 1692 das heutige Barockschloss. Die Idee, auf zwei künstlichen Inseln zu bauen, ist für Westfalen einmalig.
„Möglicherweise erhielt der unbekannte Architekt die Anregungen für diese im Barock selten anzutreffende Lösung vom Wiener Schloss Schönbrunn, das Fischer von Erlach 1692 entwarf“, heißt es auf Lembeck.de. Die Umbauten im 18. Jahrhundert übernahm der westfälische Barock-Architekt Johann Conrad Schlaun.
1526 war das Schloss durch Heirat an die Familie von Westerholt gefallen, ebenfalls Gefolgsleute des Bischofs. Bernhard I. von Westerholt war während des Münsteraner Täuferreichs ein besonders enger Vertrauter von Bischof Franz von Waldeck und Befehlshaber von dessen Reiterei.
Der Bischof, der selber eher der Reformation zuneigte, hatte mit dem radikal-calvinistischen Gottesstaat vor der eigenen Haustür ein Riesenproblem. Der Herr von Lembeck unterstützte ihn nach Kräften.
Schloss als Kriegsbeute
Seit 1631 war die Anlage im Besitz der Familie von Westerholt-Hackfurt – mit einer Unterbrechung während des Dreißigjährigen Krieges, als General Peter Melander von Holzappel sich das Schloss als Kriegsbeute unter den Nagel riss und mehrere Jahre dort residierte.
1708 fiel der Besitz, inzwischen eines der größten Wasserschlösser des Münsterlands, an die Familie von Merveldt, der sie heute noch gehört. Derzeitige Eigentümer sind Ferdinand Graf von Merveldt und seine Frau Catharine.
Im Zweiten Weltkrieg hatte das Schloss sehr unter Bombentreffern und Vandalismus zu leiden. Die Reparaturen dauerten Jahre. Seit 1954 ist die Anlage öffentlich zugänglich. Ostern 2010 hat das Schlosshotel mitsamt Schlosscafé neu eröffnet.
Es beherbergt 19 Hotelräume (davon zwei Familiensuiten) mit insgesamt 40 Betten. Die Zimmer kosten zwischen 89 Euro (Einzelzimmer „Hirschpark“) und 169 Euro (Doppelzimmer „Wiesenturm“).
In der Eigenwerbung heißt es: „Wasserschloss Lembeck, das ist gelebte Tradition: Alt ehrwürdig, authentisch, ländlich. Hier finden Sie Genuss und Entspannung mit Niveau. Fast zu schön, um wahr zu sein.“
Bei Führungen durchs Schlossmuseum wird die mittlere Etage des Herrenhauses gezeigt. Dort kann man in mehreren Sälen einen Blick auf die Wohnkultur des Adels zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert werfen.
Keinesfalls sollten Besucher den Blick ins Prahlhans-Zimmer verpassen (schon allein wegen des Namens). Der Raum am nördlichen Ende des Hauptflügels ist reich mit Stuck ausgestattet und hat einen Kamin aus schwarzem Marmor.
Stimmiger wäre es gewesen, den größten Raum des Schlosses „Prahlhans-Zimmer“ zu nennen: den Festsaal im Stil des Spätbarock mit sechs Eingängen (140 Quadratmeter groß, zwei schwarze Marmor-Kamine).
In diesem Fall hielt man sich allerdings an Barockbaumeister Schlaun als Namensgeber, der den Raum auch eingerichtet hat. Die Führungen dauern etwa 45 Minuten. Sie werden von März bis Oktober angeboten.
Burgen-Tipp zum Weiterreisen: Wer schon mal im Münsterland ist, könnte sich auch gleich noch die 37 Kilometer entfernte Burg Vischering anschauen.
Sehr ausführlich ist der Wikipedia-Eintrag zum Schloss.
Lage:
Schloss Lembeck
Schloss 1
46286 Dorsten-Lembeck
Fotos: Burgerbe.de
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