Wer vom Rheinland aus immer weiter nach Westen fährt, landet irgendwann unweigerlich in Brest an der bretonischen Atlantikküste.
Die riesige, vor den Stürmen des Ozeans schützende Bucht an der Mündung des Penfeld, zieht Schiffer an, seit sich der Mensch überhaupt in dieser stürmischen Region aufs Wasser wagt.
Kein Wunder, dass der Punkt, der Reede und Mündung überblickt, schon durch die Römer befestigt wurde.
Die militärische Nutzung des Ortes hält seitdem quasi ununterbrochen an.
Heute sitzt die französische Marine im von mächtigen Türmen und Mauern nur so strotzenden Chateau Brest und der ehemaligen deutschen U-Boot-Basis mit dem größten Bunker des Zweiten Weltkriegs.
Einen Teil der historischen Festung kann man aber glücklicherweise besichtigen. Dort liegt eines der fünf nationalen Marinemuseen Frankreichs (die anderen sind in Paris, Toulon, Port-Louis und Rochefort zu finden).
Römische Mauer erhalten
Die Römer hatten hier Ende des dritten Jahrhunderts eine Marinebasis und eine Garnison von etwa 1000 Soldaten eingerichtet, um marodierende Piraten abzufangen.
Ein gut 150 Meter langer Teil der römischen Befestigung ist im Gefüge der heutigen Außenmauer des Chateau erhalten.
Nach ihrem Abzug hatten hier jahrhundertelang die Grafen von Léon das Sagen, ohne dass aus dieser Zeit allzuviel überliefert wurde. Wie sich das für „Dark Ages“ nun mal gehört.
Im 12. Jahrhundert wurde die römische Befestigung dann renoviert, ein Burggraben und eine Kapelle (1810 abgebrochen) kamen hinzu.
Die Herzöge der Bretagne machten die Burg Brest schließlich im 13. Jahrhundert zu einem Eckpfeiler ihrer Landesverteidigung und errichteten die Türme César (direkt am Fluss) und Azenor.
1341, während eines jahrelangen Kriegs um die Herrschaft im Herzogtum, kam es zu einer Belagerung der Burg durch Johann von Montfort. Der Burgkommandant, Kapitän Garnier de Clisson, versuchte sein Glück in einem Ausfall.
Tod vor dem Fallgatter
Doch gegen die überlegenen Kräfte der Belagerer kam er nicht an. Als Clisson sich wieder in die Burg retten wollte, stand er vor dem mittlerweile heruntergelassenen Fallgatter. Er fiel im Kampf.
Daraufhin ergab sich die Burgbesatzung. Es sollte die einzige erfolgreiche Belagerung in der Geschichte der Burg bleiben.
Johann von Montfort, kurzzeitiger Herzog der Bretagne und Herr von Brest, ließ nun erstmal die Schäden reparieren. Er selbst geriet wenige Monate später in Gefangenschaft und starb 1345.
Johann von Montfort hinterließ mit Johann dem IV. oder V. (je nach Zählung) einen jungen Erben und eine äußerst durchsetzungfähige Gattin, Johanna von Flandern.
Die dachte gar nicht daran, den Kampf um die Macht in der Bretagne aufzugeben und rief die Engländer zu Hilfe.
Die kamen gern und übernahmen die Burg als Stützpunkt.
Es sind die Jahre vor dem Hundertjährigen Krieg, und auf solche Ereignisse ist man ja schon mal gern gut vorbereitet.
Die Engländer sollten gut 50 Jahre lang bleiben. Erst 1397 rückten die Briten Brest wieder an den alt gewordenen Johann IV./V. heraus.
Der stellte befriedigt fest: „Niemand ist Herzog der Bretagne, der nicht auch Herr von Brest ist“, was zu einem französischen Sprichwort wurde.
Johann starb zwei Jahre später. Johanna von Flandern hatte am Ende doch noch ihren Willen bekommen: Titel und die Herrschaft über Brest für den Sohnemann.
Vauban verstärkt die Festung
Militärisch bedeutend ausgebaut und weiter befestigt, wurde das Chateau de Brest dann im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts.
Festungsbaumeister Vauban legte neue Bollwerke an, durch die auch die Verteidigung gegen landseitige Angriffe verbessert wurde.
Den verhassten Engländern war schließlich auch zuzutrauen, dass sie ihre Schiffe verlassen und zum Angriff auf dem Land übergingen.
1785 stand dann das nächste Großprojekt an. Unter Leitung von M. Jallier de Savault sollte die Festung um Prunkgebäude und eine Kolossalstatue von König Ludwig XVI. (an Stelle des Turms Cesar) ergänzt werden.
Die gigantische architektonische Werbeaktion für das angekratzte Image der Monarchie wurde schließlich von der Marineleitung gestoppt, die die militärische Nutzbarkeit der Festung in Gefahr sah.
An U-Boote dachte zu diesem Zeitpunkt in der Admiralität übrigens noch niemand…
Fotos: Burgerbe.de
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