Schloss Blankenhain: DDR-Flugzeug parkt im Hof



Schloss Blankenhain lockt mit einer Z37
Schloss Blankenhain lockt mit einer Z37 / Fotos: Burgerbe
Im Hof von Schloss Blankenhain parkt ein Flugzeug vom Typ Z37, genannt „gelbe Hummel“, ein Agrarflugzeug der einstigen DDR. Ein 200 km/h schneller, 1-a-Fluchthelfer. Wie die Maschine dahin kommt? Das hat eine längere Vorgeschichte…

Die Existenz von Rittergütern war 1945 für die einmarschierende Rote Armee eine Provokation, die schleunigst beseitigt werden musste.

Schließlich hatte man jahrelang mit dem Bild des imperialistischen, preußischen Junkers (Monokel- und Reithosenträger mit Vorliebe für Mägde und Treibjagden) Propaganda gemacht.

Diese Junker waren nach sowjetischer Lehrmeinung auch für den deutschen Angriff auf die Sowjetunion verantwortlich. Im Herbst 1945 rollte eine Enteignungswelle durch die sowjetische Besatzungszone, die Bodenreform.

Im sächsischen Crimmitschau traf es das Rittergut Blankenhain mit dem gleichnamigen Barockschloss.

Schloss Blankenhain bei Crimmitschau
Schloss Blankenhain bei Crimmitschau

Land ließ sich leicht verteilen (in diesem Fall waren es 351 Hektar Äcker) – aber was tun mit den herrschaftlichen Immobilien, die so gar nichts Proletarisches an sich hatten? Am liebsten hätte die Besatzungsmacht Schloss Blankenhain kurzerhand abreißen lassen, was aber an der zunächst akuten und später jahrzehntelang anhaltenden Wohnungsnot scheiterte.

Inzwischen waren Vertriebene in die Gebäude eingezogen (einige sollten bis in die 70er Jahre bleiben), so dass 1946 nur einige Ställe und Nebenbauten eingerissen werden konnten.

Das Schloss blieb also stehen und ärgerte die Russen. Teile wurden als Bauernhof genutzt, bis die gesamte Anlage 1981 eine neue Funktion bekam: als DDR-Landwirtschaftsmuseum. Man war ja schließlich ein aufstrebender Arbeiter- und Bauern-Staat.



Die beiden repräsentativen Trepentürme des Schlossbaus
Die beiden repräsentativen Treppentürme des Schlossbaus

Ursprünglich war das Schloss (erste Erwähnung 1423) als wehrhafte Wasserburg konstruiert worden. An diese Zeit erinnert heute noch ein großer, an Schlossgelände grenzender Teich, der die Chance für prima Schlossspiegelungsbilder bietet.

Die Wasserburg wurde weitgehend abgerissen und 1573 unter Baltahsar von Ziegler zu einem Schloss umgebaut. Das Rittergut war Sitz von adeligen Amtshauptleuten und Militärs, was vielleicht erklärt, wie das Ensemble den Dreißigjährigen Krieg überstehen konnte.

Dafür brannte es 1661 weitgehend ab und musste bis zum Ende des Jahrhunderts zu großen Teilen neu gebaut werden. Es entstand ein schmuckes Stück Barockarchitektur.

Aber Blankenhain war nie nur reiner Repräsentationsbau, sondern immer auch Mittelpunkt eines pulsierenden Gutes. 1780, nachdem das Gut in den Besitz der bürgerlichen Spitzenbeamten-Familie Scheuereck übergegangen war, kamen neue Stall- und Wirtschaftsgebäude hinzu. 1945 war es im Besitz der Erbengemeinschaft der Textilfabrikantenfamilie Zacher.

Auf die Deutsche Einheit folgte ein Umbau des Museums, das 2006 als einer der beiden Standorte des Deutschen Landwirtschaftsmuseums öffnete (der andere ist die Universität Hohenheim auf Schloss Hohenheim in Stuttgart).

Blick über die Wirtschaftsgebäude
Blick über die Wirtschaftsgebäude
Ich muss zugeben, dass mich Museen mit landwirtschaftlichem Gerät extrem langweilen. Ich kann mir kaum etwas öderes vorstellen, als Ausstellungen mit verstaubenden Dreschflegeln und zerbeulten Töpfen, woraus ja leider die Sammlungen vieler Heimatmuseen zuallererst bestehen.

Und dann wundern sich die Leute, warum der Nachwuchs sich angesichts dieses Plunders nicht für Lokalgeschichte interessiert. Nunja, zum Glück gibt es in Blankenhain ja das Schloss, das einige interessante Räume aufweist und ein paar sehenswerte Museumsstücke zeigt.

Die Heckflosse der Z37
Die Heckflosse der Z37
So darf der himmelblaue Trabi nicht fehlen, und im Schlosshof ist ein quietschgelb-bordeauxrot lackiertes Agrarflugzeug vom tschechischen Typ Z37 geparkt.

Das ist nun wieder ein Politikum, denn der Zugang zu solchen Maschinen – genannt die gelben Hummeln – wurde in der DDR streng kontrolliert. Schließlich konnte die bis zu 200 km/h schnelle Z37 (vollgetankt: Reichweite bis 650 Kilometer) nicht nur Felder mit DDT besprühen, sondern auch locker unter dem Radar der NVA-Luftwaffe in den Westen durchstarten.

Das kam zum Ärger der SED-Regierung auch gelegentlich vor. Die in Blankenhain ausgestellte Z37 blieb allerdings brav in Sachsen…


Lage:

Deutsches Landwirtschaftsmuseum Schloss Blankenhain,
Am Schloss 9,
08451 Crimmitschau

Die Öffnungszeiten sind etwas kompliziert. Man schaut am besten auf der Homepage nach. Der Eintritt beträgt 2,50/5 Euro, es gibt aber auch noch Gruppenrabatte.

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Fotos: Burgerbe.de