Schloss Wendhausen: Wo Braunschweigs Kanzler fürstlich feierte



Der Zugang zu Schloss Wendhausen ist nur über Brücken möglich / Fotos: Burgerbe.de
Der Zugang zu Schloss Wendhausen ist nur über Brücken möglich / Fotos: Burgerbe.de

Ziemlich schaurig-urig erhebt sich Schloss Wendhausen über die Algenbrühe des Wassergrabens. Sieht so aus, als habe hier seit Jahrzehnten niemand mehr Hand angelegt.

Wenn man klopft, dürfte sicher ein Faktotum namens Kastellan Igor die quietschende Pforte öffnen.

Das ist allerdings ein Trugschluss.

Denkmalpreis für Schloss Wendhausen

Schlossbesitzer Carsten Henze hat mit der 1995 abgeschlossenen Sanierung immerhin den niedersächsischen Landespreis für Denkmalpflege gewonnen.

Schloss Wendhausen rueck
Schloss Wendhausen: Der Wassergraben blieb erhalten. Die Form ist ziemlich asymetrisch.

Und das wohl auch gerade, weil er Schloss Wendhausen nicht in ein rosafarbenes Renditeobjekt verwandelte, sondern die nur noch teilweise verputzte Außenfassade in ihrem ursprünglichen, leicht morbide wirkenden Zustand beließ.

Heute sitzen eine Werbeagentur und eine Software-Schmiede im Schloss in Lehre-Wendhausen. Man kann aber auch repräsentative Räume für private Veranstaltungen mieten.

Aber der Reihe nach: Anfang des 14. Jahrhunderts entstand hier, mitten im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, eine Wasserburg – wohl in erster Linie, um eine Lücke zwischen bereits bestehenden Burgen zu füllen.


1433: Wutbürger stürmen Burg

Der schmucke Innenhof von Schloss Wendhausen / Foto: gemeinfrei
Der schmucke Innenhof von Schloss Wendhausen / Foto: gemeinfrei

Für Angreifer war diese Burg nahe einer Heerstraße und der unruhigen Stadt Braunschweig bestens zu erreichen.
Vier Mal wurde sie in den folgenden Jahrzehnten zerstört. 1433 durch aufgebrachte Braunschweiger Bürger, die dafür gern einen zehn-Kilometer-Marsch in Kauf genommen hatten.

Nachdem die Braunschweiger die Burg 1602 erneut abgefackelt hatten, blies erstmal jahrzehntelang der Wind durch die Ruine.

Erst 1683 ließ der frisch geadelten Kanzler des Kleinstaats, Philipp Ludwig Probst von Wendhausen, auf den Grundmauern der Burg mit dem Bau eines formidables Schloss in Form einer ziemlich asymetrischen Dreiflügelanlage beginnen.

Schloss Wendhausen: morbider Charme...
Schloss Wendhausen: morbider Charme…

Den alten Wassergraben behielt er bei. 1688 war die Anlage fertig. Es war die Zeit, als Kanzler noch mit Lehen für ihre Arbeit entlohnt wurden – und Probst hatte vom Herzog eben Wendhausen bekommen.

Zum Dank gab er dem Herzog rauschende Feste auf seiner neuen Residenz.

70 Jahre später war das Schloss längst an den Herzog zurückgefallen. Dieser bestimmte es zum Sitz des fürstlichen Gerichts. So wurde hier von 1751 bis zum Einmarsch der Franzosen 1807 herzogliches Recht gesprochen. Die napoleonischen Besatzer richteten dann einfach nach ihrem eigenen (etwas fortschrittlicheren) Gesetzbuch weiter.

Verlegerfamilie kauft Schloss

1873 erwarb die Braunschweiger Verlegerfamilie Vieweg das Schloss. Nach 1910 zeigten die Viewegs im Schloss auch Ausstellungen. Die Stadt Braunschweig kaufte es den Erben 1941 ab und brachte hier nach dem Krieg Vertriebene unter.

Nach 1985 stand das Schloss leer. Schließlich griff 1991 der Braunschweiger Architekten Carsten Henze zu und begann die (später preisgekrönte) Sanierung.

Mehrere Räume können heute (Stand 2016) für Festivitäten gemietet werden.