Schochwitz: Schloss des mörderischen Himmler-Adjutanten war zu verkaufen



Nazis unter sich: Bei einer HJ-Kundgebung im Berliner Sportpalast steht Adjutant Ludolf von Alvensleben hinter seinem Meister Himmler / Bild: Bundesarchiv
Nazis unter sich: Bei einer HJ-Kundgebung im Berliner Sportpalast steht Adjutant Ludolf von Alvensleben hinter seinem diabolischen Meister Himmler / Bild: Bundesarchiv / Bild 183-H28245 / CC-BY-SA 3.0 / Foto von Schloss Schochwitz oben: Wikipedia / Pomfuttge / CC-BY-SA 3.0
Schloss Schochwitz ist einer dieser Orte, an denen die Janusköpfigkeit der jüngsten deutschen Geschichte sichtbar wird.

Hier lebten während des Zweiten Weltkriegs Carl Wentzel, ein honoriger Koordinator des Widerstands gegen Adolf Hitler, und Heinrich Himmlers mörderischer Adjutant, Ludolf von Alvensleben.

2017 stand das weitgehend sanierte Gemäuer aus der Zeit um 1500 im Saalekreis (Sachsen-Anhalt) für 795.000 Euro zum Verkauf.

Es hat eine lange Geschichte und ist eines der am besten erhaltenen Schlösser zwischen Saale und Harz.

Jahrelang beherbergt es das „Healing Castle“, mit allerlei alternativen Therapieformen im Angebot.

Burg aus dem 12. Jahrhundert

Aber erstmal der Reihe nach: Das Dorf Schochwitz mit seiner Burg aus dem 12. Jahrhundert war der Mittelpunkt eine Ritterguts innerhalb der Grafschaft Mansfeld.

1573 kamen hier die Herren von Schulenburg ans Ruder (deren Nachfahren später im Widerstand gegen Hitler eine gewichtige Rolle spielen sollten).

1783, sechs Jahre vor der Französischen Revolution, kauften die Herren von Alvensleben das Rittergut.

Es war eine militärisch geprägte Familie: Alle Alvensleben-Schlossherren bis 1912 waren preußische Generäle. 162 Jahre lang – bis 1945 – sollte das Schloss in ihrem Besitz bleiben. Verwaltet wurde das Anwesen von Pächtern.

Im Zweiten Weltkrieg bewirtschaftete Carl Wentzel das Gut mitsamt 36.000 Morgen eigenem und gepachtetem Land. In Wentzels damaligem Wohnsitz in Teutschenthal traf sich die Widerstandsgruppe um Carl Goerdeler, der nach Hitlers Absetzung als Reichskanzler vorgesehen war.

Besitzer des hochverschuldeten Schloss-Guts war der hohe NS-Funktionär Ludolf „Bubi“ von Alvensleben, von November 1938 bis Januar 1941 erster Adjutant von SS-Chef Heinrich Himmler.



Alvensleben gilt als einer der Hauptverantwortlichen für die Massaker von Piaśnica im Dezember 1939 im gerade besetzten Polen, die zwischen 10.000 und 13.000 Menschen das Leben kosteten.

Dass Wentzel das Alvenslebn’sche Schloss bewohnte, soll dem braunen „Bubi“ gar nicht gepasst haben.

Angeblich warf der Nazi seinen Pächter mit den Worten „Liebes Carlchen, ich ziehe hier ein und du aus!“ aus dem Schloss – und versuchte seinen Gläubiger mithilfe seiner Amtsgewalt als „SS- und Polizeiführer“ in Dresden loszuwerden.

Eine Handhabe gegen den Verwalter hatte er allerdings erst nach dem Scheitern des Stauffenberg-Attentats. Anonyme Denunzianten belasteten Wentzel.

Geatapo holt Schloss-Verwalter

Der Verwalter wurde von der Gestapo abgeholt und nach einem Schauprozess vor dem „Volksgerichtshof“ hingerichtet. Seine Frau kam ins KZ Ravensbrück.

Alvensleben musste seinem Chef Himmler die „Peinlichkeit“ erklären, dass in seinem Schloss an der Verschwörung gegen Hitler gefeilt worden war.

„Bubi“ Alvensleben floh später nach Argentinien. Er lebte dort ungestört bis zu seinem Tod 1970 und musste sich nie für seine Verbrechen verantworten.

Das Schloss wurde 1945 durch die sowjetische Besatzungsmacht enteignet.



Schloss Schochwitz ist heute wieder in Privatbesitz. 2006 hatte es der Brite James Richard Welsh („Lord Jim“) ersteigert. 2009 wurde es umfassend saniert, die Heizung stammt von 2012. Es bietet 50 Betten in 21 Zimmern.

Der Makler schreibt: „Die Qualität der Räumlichkeiten geht von einfacheren, gemütlichen Pilgerunterkünften bis hin zu luxuriösen Suiten“.

Im Preis enthalten sind 1248 Quadratmeter Wohnfläche (mit einigen ganz hübschen Sälen), 35 Zimmer und ein 1400 Quadratmeter großes Grundstück.

Nachtrag 2020: Auf der ehemaligen Seite des Schlosses „Healing Castle“ steht, dass 2019 schließlich ein Besitzerwechsel stattgefunden hat.

Weiterlesen:

Mehr zur unseligen Geschichte des „Bubi“ Alvensleben schreiben Bernhard Spring und Detlef Färber in der Mitteldeutschen Zeitung: „Schochwitzer Schlosserbe als Völkermörder
Der hingerichtete Carl Wentzel wurde erst spät öffentlich anerkannt (Mitteldeutsche Zeitung): „Gedenken an Nazi-Opfer: Brachwitz ehrt Carl Wentzel„. Jüngst erschien eine Familienbiografie zu den Wentzels.
Vorkriegsbilder des Schlosses zeigt die Seite der Familie von Alvensleben
Die Anzeige bei Immowelt: „Schloss in Sachsen-Anhalt zu verkaufen“ ist inzwischen offline.

Lage:
Schloss Schochwitz
Schlossplatz 1,
01698 Salzatal OT Schochwitz
Telefon: 034609 – 2343



2 Gedanken zu „Schochwitz: Schloss des mörderischen Himmler-Adjutanten war zu verkaufen“

  1. Bin fasziniert über die Bandbreite der Darstellung: Katharer- Burgen, Schloss Schochwitz , Burg Wendelstein …… Kenne Vieles und habe trotzdem mit Interesse gelesen.

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