Wo steckt die Burg im schmucken Middel“burg“ auf Zeeland? Oder steht sie ganz woanders? Ich habe mal nachgesehen.
Die Idee, schnell befestigte Orte zu schaffen, muss sich im flachen Zeeland zu Zeiten der Wikinger geradezu aufgedrängt haben. Jeder Punkt der Insel ist für beutehungrige Krieger vom Meer oder von den damals noch unregulierten Flussmündungen Wester- oder Oosterschelde aus innerhalb von Stunden zu Fuß zu erreichen.
Die Zeit der Fliehburgen auf Zeeland
Siedlungen, die es zu etwas Wohlstand gebracht hatten, bauten logischerweise Fliehburgen. Und bei der Namensgebung stand danach das das Schutz versprechende „Burg“ hoch im Kurs. So passierte es im nahen Burgh-Haamstede und ebenso in Domburg.
Middelburg lag inmitten des gegen Wikingerüberfälle gerichteten Verteidigungssystems aus befestigten Orten – fast mittig auf der Halbinsel Walcheren – daher wogl auch der Name „Middel“burg. Bei Ausgrabungen 2012 kamen im Zentrum des Städtchens denn auch Reste einer Ringwallanlage aus dem 9. Jahrhundert ans Licht.
Sie bestand aus Gräben, einem Wall und einer Holzpalisade. Also eine schnell und günstig gebaute Befestigung, nichts für die Ewigkeit.
Abtei statt Ringwallanlage
Als die Wikinger ihr Interesse anderen Küsten zuwandten und sich schließlich gar nicht mehr blicken ließen, wurde die platzfressende Ringwallanlage im Zentrum des Ortes aufgegeben.
Ungefähr an ihrer Stelle gründeten Prämonstratenser aus Antwerpen im Jahr 1127 die Onze-Lieve-Vrouwe Abdij (Liebfauenabtei). Der wohlhabende Orden verfügte über ausgedehnten Grundbesitz auf Walcheren, und den verwaltete man am besten vor Ort.
Die Kirchen und Stiftsgebäude im Zentrum von Middelburg spiegeln heute noch den Reichtum des Ordens wider.
Der Stiftskomplex macht einen durchaus burgartigen Eindruck mit hohen Fassaden und vielen Türmen.
Die spätgotischen Stiftsgebäude atmen den Geist der Jahre nach 1492. Sie sind ein Wiederaufbau nach einem Großbrand. Dort ist heute das Zeeuws Museum untergebracht. Und das ist trotz des Eintritts von 15 Euro einen Besuch wert.
„Zeuuws“ ist im Niederländischen die Bezeichnung für Dinge, Personen und Dialekte etc., die mit Zeeland zu tun haben. Es ist also das Zeeland-Museum.
30.000 Objekte im Bestand
Es gibt eine Dauerausstellung mit archäologischen Fundstücken, Wandteppichen Trachten und Silber, die – zum Teil – von der Blütezeit der Provinz im „goldenen Zeitalter“ der Niederlande erzählen. Wechselausstellungen haben diverse andere Themen. Insgesamt hat das Museum etwa 30.000 Objekte im Bestand.
Als ich da war, ging es gerade um die internationale Geschichte des öffentlichen Protests gegen Obrigkeiten (mit reichlich bunten Transparenten aus vielen Jahrzehnten). Im Abtei-, bzw. heute Museumshof finden auch Konzerte statt.
Middelburg eignet sich prima als Sprungbrett für eine Fahrt an die nahe Küste. Ziele können zum Beispiel das malerische Städtchen Veere sein mit seinem Hafen sein, das Seebad Domburg oder Zoutelande mit seinen breiten Stränden.
Und welche Burgen gibt’s in Zeeland?
Doch, es gibt sie, die Burgen in Zeeland. Zwischen Domburg und Oostkapelle liegt zum Beispiel das Kasteel Westhove aus dem 13. Jahrhundert. Die Burg mit Türmen und Wassergraben hat allerlei Kämpfe gesehen. Große Teile der massiven Bauten sind noch erhalten.
Sie wird heute als Jugendherberge genutzt. Der Burghof ist zugänglich.
Und wer schon mal da ist: In der Orangerie hinter der Burg befindet sich das ausgedehnte Gelände des Naturmuseums Terra Maris.
Dort ist übrigens auch eine mittelalterliche Turmhügelburg aus Holz in Originalgröße nachgebaut, eine sogenannte Motte. Man sie besichtigen.
Eine Übersicht über Schlösser und Burgen in Zeeland findet man auf Zeeland.com




