Schloss Brackenheim soll Hotel und Weinerlebniswelt werden



Schloss Brackenheim: Links das ausgebaute Neue Schloss, rechts das Alte Schloss. Foto: Wikipedia / Joachim Köhler / CC-BY-SA 3.0
Schloss Brackenheim: Links das ausgebaute Neue Schloss, rechts das Alte Schloss. Foto: Wikipedia / Joachim Köhler / CC-BY-SA 3.0
Schloss Brackenheim nahe Heilbronn soll zu einem Hotel mit 38 Betten, Restaurant, Vinothek und einer Ausstellung „Weinerlebniswelt“ im Keller werden. Bauherr und Mieter für 30 Jahre ist der Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler.

Der Brackenheimer Stadtrat hatte das Projekt europaweit ausschreiben lassen. Die Stadt hatte das Schlossareal 2016 für 1,06 Millionen Euro vom Land Baden-Württemberg gekauft.

An den Besitzverhältnissen soll sich auch unter Scheidtweilers Führung nichts ändern. Geplant sind nun eine umfassende Sanierung und ein entsprechender denkmalgerechter Um- und Ausbau.

In einem Nebengebäude des Schlosses wurde Theodor Heuss geboren. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1983-098-20 / CC-BY-SA 3.0
In einem Nebengebäude des Schlosses wurde Theodor Heuss geboren. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1983-098-20 / CC-BY-SA 3.0
Eine Kröte hatte der Rat bereits 2016 geschluckt: Restaurant und Weinverkauf werden in einem Stahlbeton-Neubau auf der Südostseite des Renaissance-Schlosses untergebracht.

Die Baugenehmigung liegt bereits vor. Über eine Rampe soll man von hier aus in die Wein-Ausstellung in den künftig sanierten Gewölbekellern kommen.

Ende 2018 soll das Brackenheimer Amtsgericht aus dem Schloss ausziehen. Im Anschluss daran könnten die Arbeiten also noch in diesem Jahr beginnen.

Scheidtweiler erhält für die Errichtung des Neubaus sowie für die Anlage zusätzlicher Stellplätze ein Pauschalhonorar von 4,2 Millionen Euro. Das Land beteiligt sich mit weiteren Fördergeldern in Höhe von 2,8 Millionen Euro.

Die Geschichte von Schloss Brackenheim

Das Schloss geht auf die Burg der Herren von Magenheim zurück. Diese entstand wohl im Zusammenhang mit der Verleihung der Stadtrechte an Brackenheim 1280, das dabei ausgebaut und ummauert wurde. Die Burg befand sich innerhalb der Stadt.

Im 14. Jahrhundert fielen Stadt und Burg an die aufstrebende damalige Grafschaft Württemberg. Als Württemberg zum Herzogtum wurde, war der Bedarf an innerstädtischen Burgen eher gering. Nötig waren möglichst repräsentative Schlösser.

Unter Herzog Christoph wurde die alte Burg 1552 bis auf den Bergfried abgerissen und zwischen 1550 und 1565 durch ein dreiflügeliges Renaissanceschloss ersetzt. Man nutzte die alten Fundamente, baute aber auch deutlich darüber hinaus.

Herzogin Sophia (hier ein Bild von 1618) kümmerte sich bis zu ihrem Tod 1636 um das Schloss - ohne dort zu wohnen. Bild: gemeinfrei
Herzogin Sophia (hier ein Bild von 1618) kümmerte sich bis zu ihrem Tod 1636 um das Schloss – ohne dort zu wohnen. Bild: gemeinfrei
Normalerweise wäre das Schloss danach wie so viele andere Gebäude während des Dreißigjährigen Kriegs geplündert worden oder zumindest verfallen. Doch etwas Glück und ein Ehevertrag bewahrten die Anlage davor:
Barbara Sophie von Brandenburg, Tochter des Tochter des Brandenburger Kurfürsten, hatte sich 1609 bei der Heirat mit dem Württemberger Herzog Johann Friedrich das Schloss als Witwensitz und die Stadt zu ihrer Versorgung im Fall des Todes ihres Gatten ausbedungen. 1632 setzte sie ihre Ansprüche durch.

Die Brandenburgerin ließ das Schloss während des Krieges in Schuss halten (ohne je hier zu leben).

Die Witwen-Geschichte wiederholte sich: 1656 heiratete Maria Dorothea Sophia von Öttingen den aktuellen Herzog – und bekam das Schloss als potentiellen Witwensitz.

Allerdings wurde die Anlage erstmal 1670 durch einen Großbrand schwer beschädigt. Maria Dorothea (Witwe seit 1674) begleitete den Wiederaufbau mit zahlreichen Sonderwünschen.

Um den Wikipedia-Artikel zu zitieren: Durchsetzen konnte sie „den Ausbau des Bandhauses zu einer Kapelle, die Einrichtung einer Apotheke, die Verlegung des Pferdestalls, den Bau von Portalen und Brücken usw. , wodurch sie die heutige Gestaltung des Schlosses maßgeblich beeinflusst hat„.

Noch eine Parallel zur Brandenburgerin: Auch die von Öttingen wohnte nie in „ihrem“ Schloss.

Der in dieser Zeit aufgestockte Ostflügel mit seinen Arkadengängen wird seitdem als „Neues Schloss“ bezeichnet.

Hier residierten die Obervögte, die die Region im Auftrag der Herzöge verwaltete. Von der alten Burg war nach dem Abriss des Bergfrieds 1822 nichts mehr übrig. Verwaltungssitz sollte das Schloss bis 1938 bleiben.


Ein Präsident aus Brackenheim
Brackenheims bekanntester Sohn kam 1884 in einem Wohnhaus am Schloss zur Welt, das wenige Jahre zuvor noch ein fürstliches Keltergebäude (also der Standort von Weinpressen) war: Theodor Heuss.

Der liberale Politiker amtierte als Reichstagsabgeordneter und erster Bundespräsident. Sein Geburtshaus wurde 1950 abgerissen und zu Gunsten der weiteren Weinproduktion überbaut. Heute steht dort eine Genossenschafts-Kelter.

Aus Youtube: „Roberts Geschichten“ über Schloss Brackenheim und das Städtchen:

Weiterlesen

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Den aktuellen Artikel „Brackenheimer Schloss wird größtes Bauprojekt seit Jahren“ von Wolfgang Müller versteckt die Online-Ausgabe der Heilbronner Stimme hinter ihrer Paywall.

Weitere Infos zum Projekt im Stimme.de-Artikel von Thomas Dorn aus dem Juli 2017: „Scheidtweiler ist Projektpartner bei Weinzeit im Schloss

Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete: „Unternehmer Scheidtweiler übernimmt das Schloss