Wenn sich die Bundesregierung zur Klausurtagung in ihrem Brandenburger Gästehaus zum „Teambuilding“ trifft, wird regelmäßig der gute Geist von Schloss Meseberg beschworen.
Ex-Außenminister Gabriel dementierte inzwischen allerdings, dass im Gästehaus eine solche Erscheinung existiere. Er habe dort nach Mitternacht „nur Himbeergeist“ gefunden.
Wie dem auch sei, die Bundesregierung tagt (und empfängt Besucher wie Wladimir Putin) in historischem Ambiente am Huwenowsee – und das sehr günstig: Die Jahresmiete für Schloss Meseberg beträgt nämlich nur einen symbolischen Euro.
Aber der Reihe nach: Das zweistöckige Schloss Meseberg liegt auf einem alten Rittergut der Familie von der Groeben im Örtchen Gransee. An Stelle des abgebrannten Herrenhauses ließ der preußische Oberst Hermann von Wartensleben das heutige Schloss in den Jahren 1736 bis 1739 errichten (er hatte den Besitz erheiratet).
Seine Töchter verkauften Schloss und Gut 1774 an den Prinzen Heinrich von Preußen, einen Bruder von König Friedrich II.
Gemälde für die Zarin
Um sich das schicke Anwesen leisten zu können, veräußerte der Prinz 29 Gemälde aus seiner Sammlung an Zarin Katharina die Große und sparte im Etat seiner Frau (und bei sich selbst).
Das Schloss 70 Kilometer nördlich von Berlin wollte der meist auf Schloss Rheinsberg residierende Hohenzoller aber nicht für sich selbst, sondern für seinen zur Verschwendung neigenden Geliebten, Christian Ludwig von Kaphengst. Die beiden ließen ihre Gemächer auf Schloss Meseberg mit einer Wendeltreppe verbinden.
Theodor Fontane bezeichnete Meseberg in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ als „Zauberschloss“.
1883 bis Anfang der 1930er Jahre gehörte das Schloss der Familie Lessing. Erster Besitzer war Carl Robert Lessing, seines Zeichens Eigentümer der Vossischen Zeitung.
Zur NS-Zeit gehörte das Schloss dem Landwirt Fritz Lang. „Dieser musste es schließlich wohl auf Druck von Hermann Göring dem Wehrmachtsoffizier Wilhelm Diehn überlassen“, heißt es auf der Seite der Bundesregierung zur Schlossgeschichte.
Die sowjetische Besatzungsmacht enteignete das Schloss dann und plante die Sprengung. Bürgermeister Franz Rhode verhinderte die Zerstörung.
Zu DDR-Zeiten kamen hier Umsiedler- und Flüchtlingsfamilien unter. Ein Laden, eine Bücherei und Klassenräume wurden eingerichtet.
Nach der Wende fand sich zunächst kein Käufer für die verfallende Immobilie. 1995 erbarmte sich dann die Willy-Messerschmitt-Stiftung. Sie machte das Schloss zu einem ihrer wichtigsten Projekte und steckte 25 Millionen Euro in die Sanierung.
2004 „vermietete“ die Stiftung das Schloss für einen Euro pro Jahr an die Bundesregierung – zunächst für einen Teitraum von 20 Jahren.
14 Millionen für Sicherheitstechnik
Nun war das WLAN in Meseberg damals nicht das Beste. Und jeder Spion/Attentäter hätte mit Leichtigkeit über die Gartenmauern hüpfen können. Die Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder investierte daraufhin 2004 14 Millionen Euro in Sicherheits- und Kommunikationstechnik. 2007 war alles fertig.
Seitdem empfangen der Kanzler oder die Kanzlerin hier illustre Gäste. Erster war der damalige französische Präsident Jacques Chirac. Auch der Sommerempfang für das diplomatische Corps (ein schier endloses Händeschütteln) findet hier statt.
Und wenn die Regierung in Klausur gehen will, kann sie das hier – mit oder ohne Himbeergeist – tagelang bei schönster Aussicht auf den Huwenowsee tun.
Auftakt der Kabinettklausur in #Meseberg: Heute und morgen berät die #Bundesregierung intensiv über die Schwerpunkte ihrer Arbeit. pic.twitter.com/EtLYGckiLL
— Steffen Seibert (@RegSprecher) 10. April 2018
Weiterlesen:
Peter Carstens schreibt in der FAZ: „Himbeergeist der Versöhnung“
Informationen zu Schloss Meseberg auf der Seite der Bundesregierung.