Die Stadt Gadebusch hat „ihr“ verfallendes Schloss Gadebusch bei einer Zwangsversteigerung erworben – für fast das Fünffache des Marktwerts. Grund für den „hohen“ Preis von 220.100 Euro waren vier weitere Bieter, die die Gebote zu Lasten des Steuerzahlers hoch trieben.
Man überbot sich 58 Mal, bis die Stadt schließlich im Bieterkampf siegte.
Der vom Gericht ermittelte Wert des Mecklenburger Denkmas lag bei nur 45.000 Euro. Der Sanierungsbedarf dürfte rund 10 Millionen Euro betragen. Was für die Kommune nur mit massiven Fördergeldern von Land/Bund stemmbar ist.
Letzter Besitzer war der Verein „HoffnungsGut Schloß Gadebusch“, der zuletzt 2013 öffentlich in Erscheinung trat.
Der Verein hatte die Rechnungen für Notsicherungen nicht bezahlt. Der Landkreis war eingesprungen. Nun werden die Beträge durch den Versteigerungserlös beglichen und weitere Notreparaturen durchgeführt.
Das seit Jahren leer stehene Schloss Gadebusch war einst ein Vorzeigebau der Backsteinrenaissance. Heute gibt ist es in einem beklagenswerten Zustand: Scheiben sind eingeschlagen, Müll stapelt sich in den Räumen, Steine fallen aus der Fassade, in den Fugen bröckelt der Putz. Im Westflügel ist das Dach undicht, Regen dringt ein.
2003 hatten Unbekannte im Schloss Feuer gelegt und randaliert. Sie hinterließen ein 200 Quadratmeter großes Trümmerfeld. Die Spuren sind bis heute sichtbar.
Schloss Gadebusch steht an der Stelle einer slawischen Ringwall-Anlage aus dem achten Jahrhundert. Im 13. Jahrhundert entstand eine Burg mitsamt Bergfried, die zu einer der Hauptresidenzen des Fürstentums Mecklenburg wurde.
Das heutige Schloss ließ in den Jahren 1571 bis 1573 Christoph von Mecklenburg hochziehen, der erste protestantische Herrscher des zuvor katholischen Bistums Ratzeburg.
1675 verhandelten Dänen-König Christian V. und der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm hinter den Mauern des Schlosses ein Bündnis gegen die mächtigen Schweden. 1734 bis 1768 saßen hier hannoversche Truppen.
Der mittelalterliche Bergfried wurde nach dem Abzug der Hannoveraner abgerissen. Das Schloss diente im 19. Jahrhundert noch als Amtshaus und Gericht der mecklenburgischen Herzöge.
1945 trafen sich hier britische und sowjetische Spitzenmilitärs, um die genauen Grenzen ihrer Besatzungszonen abzustecken.
Zu DDR-Zeiten fungierte Schloss Gadebusch als Museum, Theater und wiederum als Amtsgericht. Im Zuge der Privatisierungen von DDR-Staatsvermögen wurde das Schloss Mitte der 1990er Jahre für einen Gegenwert von nur 50.000 D-Mark an einen Privatinvestor aus Würzburg verkauft. Dieser reichte es 2012 an den Verein HoffnungsGut weiter.
Der Verein wollte im Schloss Wohnungen für Menschen über 55 Jahren schaffen, und auch Frauen nach Gewalterfahrungen eine Bleibe bieten.
Weiterlesen:
Michael Schmidt schreibt in der Gadebusch-Rhenaer Zeitung: „Schloss Gadebusch: Münzstadt vor Herkulesaufgabe“
Der gleiche Autor über den Bieterkampf: „Münzstadt erobert Schloss zurück“
Die Lage von Schloss Gadebusch: