300 Jahre Gefängnisgeschichte auf der Festung Hohenasperg – darum soll es im neu gestalteten Gefängnismuseum gehen.
Für Besucher stehen allerdings nicht alle Türen der Anlage offen. Ein Teil der Festung wird noch immer als Haftanstalt genutzt. Genauer: Als Gefängnis-Krankenhaus.
Die Festung nahe Stuttgart erreichte traurige Berühmtheit, unter andere durch die Demokraten, die hier nach der gescheiterten Revolution 1848 einsaßen.
Lebenswege von Gefangenen
Das Motto der Dauerausstellung im Arsenalbau heißt: „Hohenasperg – ein deutsches Gefängnis“. Dabei werden die Lebenswege von 23 Hohenasperg-Häftlingen nachgezeichnet: von Joseph Süß Oppenheimer bis zu Terroristen der RAF.
Zusammengestellt wurde die 462.000 Euro teure Ausstellung vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Die Schwaben nahmen es sehr genau mit dem Thema, die Vorbereitungen dauerten stolze zwölf Jahre.
Die Kosten trägt das Land, die Stadt Asperg übernimmt im Gegenzug die Betriebskosten von rund 250.000 Euro pro Jahr. Das berichtet die Stuttgarter Zeitung.
Ein erstaunlich hoher Betrag für eine Ausstellung, die nur von April bis Oktober jeweils vier Tage die Woche (Donnerstag bis Sonntag) geöffnet ist.
Den Hohenasperg nutzen bereits die schwäbischen Kelten um 500 v. Chr. als Fürstensitz und Fliehburg. Um 500 n.Chr befestigten Franken den Berg.
Seitdem ist er wahrscheinlich ununterbrochen als Burg, Festung, beziehungsweise Gefängnis in Gebrauch.
Der erste prominente Gefangene, von dem man weiß, war Graf Hartmann I. von Grüningen. Der einst mächtige Graf hatte den Fehler gemacht, sich mit dem ersten König aus dem Haus Habsburg, Rudolf, anzulegen, als er die Stadt Markgröningen nicht herausgeben wollte.
Der Habsburger nahm ihn gefangen – nach einem halben Jahr auf dem Hohenasperg war der aufsässige Graf tot (im damals biblischen Alter von 73 Jahren). Das war 1280.
Frundsberg blieb erfolglos
1519 belagerten dann Truppen des Schwäbischen Bundes unter dem Söldnerführer Georg von Frundsberg die Burg, wo sich Herzog Ulrich von Württemberg verschanzt hatte – erfolglos.
Der Ausbau der Burg zur württembergischen Festung begann dann 1535. Die Fortifikationen waren so stark, dass sich württembergische und schwedische Protestanten hier im Dreißigjährigen Krieg 1634/35 monatelang gegen kaiserliche Truppen verteidigen konnten.
Am Ende wurde die Festung dann doch übergeben.
Im 18. Jahrhundert verlor die Festung ihre strategische Bedeutung, blieb aber Garnison und Staatsgefängnis. 1737 war hier Joseph Süß Oppenheimer, Finanzberater des gerade verstorbenen württembergischen Herzogs, sieben Monate lang eingekerkert.
Oppenheimer wurde 1738 Opfer eines Justizmords, seine Leiche sechs Monat lang in einem Käfig zur Schau gestellt.
Eine Falle für Dichter Schubart
Weil er den Absolutismus in Württemberg kritisiert und die herzogliche Mätresse als „Lichtputze, die glimmt und stinkt“ bezeichnet hatte, lockte Herzog Carl Eugen den Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart 1777 in eine Falle und ließ ihn in Blaubeuren verhaften.
Schubart saß zehn Jahre lang ohne Anklage auf der Festung Hohenasperg in Haft. Der Journalist durfte zumindest Besuch empfangen. 1781 kam Dichter-Kollege Friedrich Schiller vorbei.
Heute erinnert ein Denkmal auf dem Festungsgelände an die Haft des Dichters.
Nach der 1848-er Revolution wurden reihenweise Demokraten auf der Festung weggeschlossen.
Die Nazis nutzten das Gefängnis zur Inhaftierung von politischen Gegnern. Mindestens 101 Gefangene starben während des „Dritten Reichs“.
Für viele Sinti und Roma wurde das Gefängnis eine Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtungslager.
Seit 1968 ist ein Teil der Festung ein Strafvollzugskrankenhaus mit zurzeit 172 Betten. Der letzte Ausbruch fand 2007 statt.
Im Arsenalbau war seit Jahren ein Museum eingerichtet, das bis 2017 völlig neu gestaltet wurde.
Weiterlesen:
Martin Willy schreibt in der Stuttgarter Zeitung: „Gefängnis auf dem Hohenasperg: Museum wird im Juli eröffnet“
Weitere Informationen über das Museum (Anfahrt, Öffnungszeiten, etc.)
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