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Schloss Freienwalde mit Rathenau-Gedenkstätte vor Schließung

Walther Rathenau ein Jahr vor seiner Ermordung / Foto: Bundesarchiv / CC-BY-SA 3.0
Walther Rathenau ein Jahr vor seiner Ermordung / Foto: Bundesarchiv / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Schloss Freienwalde / DerHexer / CC-BY-SA 4.0
Verstörende Nachrichten aus Märkisch-Oderland: Der dortige Kreistag hatte Schließung des Museums Schloss Freienwalde mit seiner Rathenau-Gedenkstätte zum 1. Januar 2017 beschlossen.

Walther Rathenau war als Reichsaußenminister 1922 von der rechtsradikalen Terrororganisation Consul ermordet worden. Damit wäre ein wichtiger Erinnerungsort an einen der wenigen Politiker der Weimarer Republik von internationalem Format wohl nicht mehr öffentlich zugänglich.

Ein verheerendes Signal aus Brandenburg und ein Schlag ins Gesicht der Rathenau-Erben. Das Schloss soll für Gebote ab 1 Euro verkauft werden.

Aktuell (Mitte 2019) gibt es elf Bewerber, schreibt der Tagesspiegel. Die Gedenkstätte ist allerdings weiter offen.

Rathenaus Andenken als Bedingung

Die Rathenau-Erben hatten das Schloss dem Landkreis Oberbarnim 1926 allerdings unter der Bedingung geschenkt, „das Andenken an Rathenau für alle Zeiten hier zu bewahren“.

1991 war die Gedenkstätte an den liberalen Politiker eröffnet worden.

Der Kreistag versichert, dass er das Schloss „weiter bewirtschaften“ (also nicht verfallen lassen will).

Schloss Freienwald 1907, zwei Jahre vor dem Kauf durch Walther Rathenau / Foto: gemeinfrei
Schloss Freienwald 1907, zwei Jahre vor dem Kauf durch Walther Rathenau / Foto: gemeinfrei
Mit dem Beschluss von 2016 sollte versucht werden, das Schloss mit seinen Unterhaltskosten an die Stadt Bad Freienwalde (Oder) abzutreten.

Entsprechende Verhandlungen mit der Kommune (auch Walther-Rathenau-Stift GmbH und Walther-Rathenau-Gesellschaft sind im Boot), verlaufen seit 2014 allerdings ergebnislos.

Ob sich die Stadt durch den Schließungsbeschluss gezwungen sieht, doch noch die Trägerschaft von Schloss und Gedenkstätte zu übernehmen, ist zur Stunde nicht klar.

Laut Wertgutachten ist das Schloss mit seinen Nebengebäuden 330.000 Euro Wert. Der Investitionsstau sei allerdings enorm, heißt es.

„So kann man mit dem Kulturerbe nicht umgehen,“ kommentierte der vor der Pensionierung stehende Museumsleiter Reinhard Schmook gegenüber dem Berliner Tagesspiegel die Pläne des Kreises.

Zurzeit ist das Schloss mit Gedenkstätte und Ausstellung zur Baugeschichte von April bis Oktober Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr und November bis März von Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

Schloss Freienwalde: Königlicher Witwensitz

Schloss Freienwalde heute / Foto: Wikipedia / Clemensfranz / CC-BY-SA 4.0
Schloss Freienwalde heute / Foto: Wikipedia / Clemensfranz / CC-BY-SA 4.0
Schloss Freienwalde entstand 1798/99 als sommerlicher Witwensitz für Königin Friederike Luise von Preußen im frühklassizistischen Stil. Die Königinwitwe war kulturinteressiert und ließ auch einen (bis heute erhaltenen) Theatersaal einbauen.

Hier lebte und starb mit 31 Jahren Prinzessin Elisa Radziwill an Tuberkulose, die Jugendliebe des späteren Kaisers Wilhelm I.

1909 kaufte der Industrielle Walther Rathenau das Schloss und ließ die Fassade umfassend umbauen. Die noch vorhandene Innenausstattung des 18. Jahrhunderts ließ er erhalten und die zerfallenden Tapeten behutsam erneuern.

Nach seiner Ermordung übertrugen die Rathenau-Erben das Schloss 1926 an den Landkreis Oberbarnim. Sie machten es allerdings zur Auflage, hier „für alle Zeit das geistige Erbe und Andenken Rathenaus zu bewahren“.

Beim Einzug der Roten Armee 1945 wurde das Schloss geplündert. Nichts erinnerte mehr an die preußischen Zeiten. Die DDR nutzte es als „Puschkin-Haus“ der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.

1991 übernahm der neue Landkreis Bad Freienwalde das heruntergekommene Schloss. Er ließ es umfangreich renovieren und richtete die Rathenau-Gedenkstätte ein.

Einige Stücke steuerte die Rathenau-Familie bei, andere wurden gezielt für die Ausstellung angeschafft.

In der Beletage befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte des Gebäudes und die unglückliche Prinzessin Radiziwill.

Der Theatersaal wurde seit 1991 regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. Ein Freundeskreis setzt sich für den Schutz der Gebäude ein.

Aktuelles Projekt: Der Erhalt des Schloss-Pavillons.

Lage
Schloss Freienwalde
Rathenaustraße 3
16259 Bad Freienwalde
Tel.: 03344/3407


Weiterlesen:
Aktueller Stand (April 2019) im Tagesspiegel: „Großes Interesse am Schloss

Seite von Schloss Freienwalde mit ausführlicher Historie.

Hier geht es zum Artikel von Thomas Lackmann im Berliner Tagesspiegel: „Schloss Freienwalde: Die Zukunft ist ungewiss